Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970. 5. Psychiatrische Zwangstherapien - Fallgeschichten




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"Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970

Anstaltseinweisungen, Kindswegnahmen, Eheverbote, Sterilisationen, Kastrationen

Kapitel 5: "In buntem Durcheinander haben die Insulinkur, die Elektroschocks, die Schlafkur, die Fieberkur, die Dämmerkur mit diesem oder jenem Mittel geholfen - oder nicht geholfen"

Fürsorge, Zwangsmassnahmen, "Eugenik" und Psychiatrie in Zürich zwischen 1890 und 1970

Präsentation von Michael Palomino (2008)

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aus: Edition Sozialpolitik Nr. 7; Sozialdepartement der Stadt Zürich. Sozialberichterstattung '02; Bericht von Thomas Huonker, verfasst im Auftrag des Sozialdepartements der Stadt Zürich.

Kapitel 5: "In buntem Durcheinander haben die Insulinkur, die Elektroschocks, die Schlafkur, die Fieberkur, die Dämmerkur mit diesem oder jenem Mittel geholfen - oder nicht geholfen"

Kurze Darstellung experimenteller psychiatrischer Zwangstherapien unter besonderer Berücksichtigung der Fallgeschichten einiger Zürcher Mündel

[Das Gefängnis Burghölzli von Rassismus-Zürich mit Mauern, Gittern und Briefzensur, mit Zwangseinweisungen und Zwangsbehandlungen 1890-1970 - die Liste der Zwangsmassnahmen]

Zunächst lag der Zwangscharakter psychiatrischer Klinikbehandlung in der Untersuchungsperiode (1890-1970) darin, dass es damals viel weniger freiwillige Eintritte als heute [[2002]] gab. Die ärztliche Einweisung erfolgte oft unter Zuführung durch Wärter, Sanitäter oder Polizisten. Die psychiatrischen Anstalten hatten Züge von Gefängnissen. Erst in der Amtszeit von Klaus Ernst (1970-1989), also nach Ende der Untersuchungsperiode dieses Berichts, wurden die Mauern um die Klinik Burghölzli niedergerissen, die Gitter in den Fenstern entfernt und die Briefzensur abgeschafft.

   (Endnote 562: Hell / Mösli 2000, Psychiatrie, S. 182)

Mit der Möglichkeit der Isolation in Einzelzellen, des Festbindens am Bett mit Gurten oder mit Hilfe der sogenannten Warek-Säcke aus starkem Segeltuch sowie der Zwangsmedikation und Zwangsbehandlung in therapeutischer Absicht waren in der Klinik weitere Stufen von Zwang anwendbar. Ein wichtiges Element war die bei Tobsuchtsanfällen oft unumgängliche zwangsweise Injektion von Beruhigungsmitteln,

(S.136)

auch von sehr stark wirkenden wie Morphium-Scopolamin oder Morphium-Hyoscamin.

Rheinau-Direktor Karl Gehry (1931-1942) schildert das am Beispiel der bereits erwähnten Patientin [[Elisabeth R., siehe Kapitel 4, letzte Abschnitte]], deren Schwangerschaft er hatte abbrechen wollen:

"Die Patientin gebar komplikationslos einen Knaben. Der Bub starb nach ein paar Tagen. Die Mutter nahm den Tod des Kindes anscheinend nicht schwer, schwatzte und lachte mit der Umgebung. Nur hatte ich selber darunter zu 'leiden'; denn sie lief mir bei den Visiten stets nach unter dem Ruf: Bubentöter, Bubentöter! Nachts schrie sie, dass die ganze Abteilung nicht schlafen konnte. [...] Was blieb mir übrig, als ihr eine Hyoscin-Mo-Injektion zu geben; am dritten Abend gab ich nur noch Aqua. dest., mit bestem Erfolg. Nach ca. vierzehn Tagen gab sie das Theater auf."

   (Endnote 563: Gehry, Autobiografie, S. 577, zitiert nach Schoop-Russbült 1888, Alltag, S. 29)


"Wenn sie bockten, mussten wir sie schocken". Unheilbarkeit, Therapien und Disziplinierung

[Wer sich nicht anpasst, bekommt Elektroschocks - er sich anpasst, wird nett behandelt und darf arbeiten]

"Eugenik" und "Euthanasie" gingen von der Unheilbarkeit psychischer Krankheiten aus. Im Gegensatz dazu wollten die körperlichen Therapien seelische Störungen durch chemische und chirurgische Einwirkung auf den Körper heilen. Diese somatischen Heilungsexperimente sind zwar theoretisch klar zu unterscheiden von Therapien, die auf Beruhigung und leichtere Verwahrung der Patienten abzielten. Oft wurde aber, wenn die anfangs euphorisch geschilderten Heilungshoffnungen gescheitert waren, nur noch letzteres als Ziel der Therapie ausgegeben.

Der Disziplinierungsaspekt der meisten Therapien,  insbesondere der schmerzhaften und gefährlichen Zwangstherapien, geht aus psychiatrischen Selbstzeugnissen hervor. 1988 sagte der Direktor der psychiatrischen Klinik Waldhaus in Chur, Benedikt Fontana, rückblickend über renitente Insassen seiner Institution:

"Wenn sie bockten, mussten wir sie schocken."

   (Endnote 564: Benedikt Fontana im Interview mit Catherine Clay in deren Dokumentarfilm "Betrifft: Zigeuner", [[TV-Fernsehen?]] Österreich 2, 26.8.1988)

So wurden die verschiedenen neu eingeführten und sich schliesslich als therapeutisch erfolglos erweisenden schmerzhaften und unangenehmen Zwangsbehandlungen zu starken Disziplinierungsinstrumenten in der Psychiatrie. Das umgekehrte galt auch. Wer als Insasse die totale Anpassung an die Institution Psychiatrie lebte, entging den gefürchteten Schocktherapien. Solche Insassen konnten zuweilen über Jahrzehnte hinweg eine privilegierte Schlüsselposition unter Ausfüllung von Nischen und Leerstellen der Institution einnehmen. Die Fallgeschichte der als Mündel der Zürcher Amtsvormundschaft mehr als 50 Jahre lang unter der Diagnose "Hebephrenie" im Burghölzli weilenden Trudi W. folgt hier als Beleg solcher Anpassung.

[[Dieses Handlungsmuster gegenüber Untergebenen wird bezüglich Einzelzellen und Arbeitsbelohnung in Gefängnissen bis heute praktiziert]].

(S.137)


Fallgeschichte Trudi W.

"Hat viel zu schreiben und ist unentbehrlich geworden."

[Eine Schlafkur lässt Trudi W. die ganze tragische Vergangenheit vergessen]

Die 1893 geborene Zürcherin hatte eine sehr unglückliche Jugend. Ihren Vater kannte sie nicht, ihr Stiefvater wollte sie töten, ein Cousin vergewaltigte sie. Auf dem Bauernhof, wo sie als Kostkind platziert war, musste sie schon ab drei Uhr morgens Gras mähen und das Vieh füttern. Sie resignierte:

"Man darf ja nichts sagen, wenn einen die Armenpflege versorgt, dann muss man ja hocken [[Haftstrafe absitzen]] und wenn sie einen ins Zuchthaus werfen."

   (Endnote 565: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.5 (Eintrag vom 26.10.1922)

Im Oktober 1922 wurde sie aus einem Lungensanatorium ins Burghölzli überwiesen. Weil sich Trudi W. bei einem Entlassungsversuch von ihrer Herkunftsfamilie wieder drangsaliert sah, ging sie freiwillig zurück ins Burghölzli mit der Bitte, sie möchte "beschäftigt werden, es sei gleich [[egal]] wo."

   (Endnote 566: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.9)

Ab 1924 war sie "Zimmermädchen für die Ärztezimmer".

   (Endnote 567: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.11)

Am 15. August 1925 heisst es in der Krankengeschichte:

"Ist rührend besorgt, den ihr anvertrauten Ärzten Blumen ins Zimmer zu stellen oder ihnen sonst eine Freude zu machen. - Dabei sehr wenig erotisch."

   (Endnote 568: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.11)

1929 wurde sie - "selbstverständlich gegen ihren Willen"

   (Endnote 569: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.14)

- mit einer Somnifen-Schlafkur behandelt. Das war ihre einzige Zwangsbehandlung. "Nachher war sie für den Eingriff recht dankbar, das schönste von allem war die Amnesie, sie wusste nichts mehr von all dem Unangenehmen, das vor der Schlafbehandlung war."

   (Endnote 570: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.14)

"Hat diese Spritzen sehr gerne, weswegen man vorsichtig damit sein muss"

[Abhängigkeit von Spritzen]

Trudi W. erhielt als Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmittel regelmässig Morphium-Scopolaminspritzen. Sie wurde davon abhängig und begann zu halluzinieren.

"Hängt sehr an ihrer Arbeit und besorgt sie mit viel Liebe, wenn auch etwas vergesslich und nachlässig, so ist sie doch in Kleinigkeiten wieder sehr aufmerksam. Halluziniert viel und schimpft oft laut, um ihre Stimmen zu übertönen. Von Zeit zu Zeit braucht sie eine Spritze Mo-Scop. um wieder einmal schlafen zu können, hat diese Spritzen sehr gerne, weswegen man vorsichtig damit sein muss, will das aber nicht gerne wahr haben, dreht es lieber so, als ob die Ärzte ihr gerne Spritzen machen."

   (Endnote 571: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.15 (Eintrag vom 30.7.1930)

[Trudi W. wird "Angestellte" der Burghölzli-Bibliothek ohne Lohn - planmässige Sklaverei in Zürich]

Mit 39 Jahren wurde Trudi W., die auch noch auf Fotos in reiferen Jahren Züge herber Schönheit zeigt, als Zimmermädchen ersetzt:

"Trudi ist zu weiteren Ehren gekommen. Durch das Ableben unseres unvergesslichen M. ist die Stelle in der Bibliothek frei geworden, und es wird sich nun zeigen, wie Trudi dieser neuen Aufgabe gewachsen ist. Es ist dies vielleicht die einzige Möglichkeit, die Pat. auch in Zukunft so zu halten, wie es bis anhin möglich war. Sie empfindet nämlich den allmählichen Weggang des alten Assistentenstocks, dem sie in früheren Jahren durch die enge Berührung als Zimmermädchen ans Herz gewachsen war, sehr schmerzlich. Schon heute jammert sie, dass niemand von den jungen Ärzten sich für sie interessiere und dass sie weder Patientin noch Angestellte sei."

   (Endnote 572: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.18 (Eintrag vom 6.12.1936)

Am 13. Februar meldet die Krankengeschichte:

"Trudi hat sich in ihrem Amt als Bibliothekarin sehr entwickelt. Sie macht jetzt auch die Kurven für die Rechnungsversuche, hat viel zu schreiben und ist unentbehrlich geworden."

   (Endnote 573: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.18)

[[Trudi W. bekam höchstwahrscheinlich keinen Lohn. Dafür profitierte das Burghölzli-Rassistenzentrum doppelt: Die Arbeit von Trudi W. ist gratis, und die Ämter bezahlen für Trudi einen Tagessatz an die Psychiatrie. Das ist Geschäft...]]

[Trudi W. will Eugenik-Expertin spielen - Bibliothekarin, Kindermädchen, Hausdienerin mit allen Schlüsseln]

Die Patientin übernahm in der Bibliothek gänzlich die ärztliche Sichtweise. Am 8. November

(S.138)

1937 schrieb sie Direktor Hans W. Maier einen Brief, in dem sie die Sterilisation ihrer Schwester vorschlug:

"Mein Schwager ist blind [...] Ich glaube, dass unter allen Umständen vermieden werden sollte, dass meine Schwester noch mehr Kinder bekommt. Meine Schwester war vor Jahren schon einmal in der Frauenklinik in Zürich. Die Unterbindung wurde dann aber nicht vorgenommen, weil sie Aargauerin ist. Es wäre jetzt aber bitter nötig, dass Abhilfe geschaffen wird. [...] Ob es nicht am besten wäre, wenn ein Arzt sich der Verhältnisse annehmen würde? [...] Oder könnte nicht ein Blindenfürsorgeverein oder eine Jugendfürsorgestelle auf die Verhältnisse aufmerksam gemacht werden?"

   (Endnote 574: Trudi W. an Hans W. Maier, 8.11.1937. Der Brief liegt im Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599)

[[Es fehlt jegliche Beschreibung der bisherigen Kinder, die höchstwahrscheinlich nicht blind sind]].

In der Tat wurde der Bezirksarzt in Zofingen eingeschaltet, und Maier dankte am 2. Dezember 1937 "für Ihre freundlichen Bemühungen [...], da unsere Patientin Trudi W. sich [...] wohl zu weitgehende Sorgen machte. Ich kann sie jetzt beruhigen, dass wenigstens alles geschieht, was möglich ist."

   (Endnote 575: Hans W. Maier an Bezirksarzt Zofingen. Der Brief liegt im Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599)

Neben der Arbeit in der Bibliothek amtete Trudi W. auch als Kindermädchen und Hausdienerin der leitenden Ärzte und verfügte über alle Abteilungsschlüssel. Oberarzt Walther vermerkte am 29. November 1946 in Trudis Krankenakte:

"Betriebsame gütige Seele, die immer von einem Ort zum andern unterwegs ist, sich eine Menge Pöstchen zugelegt hat und mit Eifer und Eifersucht darüber wacht, dass ihre Tätigkeit gebührend Achtung erlangt. [...]

Nachdem sie ausser den übrigen Privilegien die Kinder von Dr. Briner gelegentlich betreuen durfte, setzte sie eine Fortsetzung dieser Funktionen bei meinen voraus, die sie tatsächlich in Kürze ins Herz schloss und auch für sich gewann. Macht in erfinderischster Weise immer wieder kleine Freuden, kann sich mit ihnen ganz ausgelassen herumtollen, andererseits aber sehr energisch auf erzieherischen Grundsätzen bestehen, wacht wie ein treuester Hund, wenn ihr die Kinder zum Spazierengehen anvertraut werden.

Mit dem Umbau der Schlösser wird die Frage eines der wesentlichen Vorrechte der Pat. akut, die seit Jahren über alle Abteilungsschlüssel verfügt und im ganzen Betrieb selbständig herumkutschierte. Auf die Eröffnung, dass ihr aus grundsätzlichen Erwägungen etc. (es wurde z.B. nach Flucht einer Kriminellen in der gerichtl. Untersuchung festgestellt, dass einzelne Pat. Abteilungsschlüssel besitzen) die neuen Schlüssel nicht mehr ausgehändigt werden können, kam es bei Pat. zu einer heftigen Verstimmung mit wildem Schimpfen und teils theatralischem 'Verleider'. Es zeigt sich dabei, dass sich die Pat. seit langem gar nicht mehr zu den Patientinnen zählt, sondern sich mit der unentbehrlichen Leitung und Angestelltenschaft identifiziert, so dass sie den Entzug der Schlüsselgewalt als tiefe Kränkung empfindet."

   (Endnote 576:Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.20, Eintrag vom 29.11.1946)

[Patienten-Arbeitsgesetz gegen Patientenarbeit für Beamte 1947]

Im Jahr 1947 "trat Verfügung der Gesundheitsdirektion in Kraft, dass keine Patienten bei Beamten Arbeiten verrichten dürfen."

   (Endnote 577: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.20, Eintrag vom 28.11.1947)

Auch vom Morphium war Trudi W. entwöhnt worden.

Sie bekam jetzt andere Injektionen: "Braucht immer ihre Stroph/Euph. Injektionen 2 mal wöchentlich."

   (Endnote 578: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.22, Eintrag vom 31.1.1952)

Stroph. ist Strophosid, Euph. Euphyllin.

(S.139)


"Ordnet unsere Bibliothek, wechselt gewissenhaft unsere Mäntel, näht abgefallene Knöpfe an und kopiert getreu auswärtige Krankengeschichten"

Die nützliche Langzeitpatientin verwaltete auch die weissen Kittel der Ärzte und führte mit neu eintretenden Psychiatern ein eigentliches Initiationsritual durch - wozu auch gehörte, dass die Neuen mit einem Eintrag ihre Krankengeschichte fortführten.

"Ziemlich selbständiges Anstaltsfaktotum, von dem ich erst nicht wusste, dass es sich um eine Pat. handelt. [...] Hat mich, wie vorher wahrscheinlich unzählige, "eingekleidet" mit der Bemerkung 'schon wieder ein Neuer'. Arbeitet sehr pflichtbewusst, ist für ein Lob und vor allem für eine Cigarette sehr dankbar."

   (Endnote 579: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.28, Eintrag vom 10.11.1958)

Sie hatte auch die Schlüsselgewalt wieder:

"Pat. wirkt ruhig, nett, geordnet, besorgt für das Haus Schreibarbeiten in der Bibliothek. Ist sehr glücklich, dass sie wieder einen Schlüssel für die Abteilungstüren bekommen hat."

   (Endnote 580: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.32, Eintrag vom 9.12.1961)

Patientin Trudi W. füllte Lücken der Institution Burghölzli:

"Pat. ist auf der Abteilung ein geachteter guter Geist. Wohnt sehr selbständig in Zimmer 4. Hat ihre eignen Bli-Schlüssel, Schlüsselstellung im Bli. Richtet einem aus, wenn ein Pat. einen dringend sprechen will, tröstet untröstliche Patientinnen, indem sie z.B. im Vorbeigehen sie streichelt oder das Haar aus der Stirn wischt. [...] Kann nicht sein ohne Schreibarbeit."

   (Endnote 581: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.39, Eintrag vom 19.3.1968)

Trudi W. hielt sich eine Katze namens Blacky. Nach wie vor arbeitete sie in der Bibliothek und beim Abtippen von Krankengeschichten:

"Trudi [...] ordnet unsere Bibliothek, wechselt gewissenhaft unsere Mäntel, näht abgefallene Knöpfe an und kopiert getreu auswärtige Krankengeschichten."

   (Endnote 582: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.41, Eintrag vom 2.4.1969)

Selbstmedikation und Arbeit für ein Trinkgeld

Längst betrieb die Musterpatientin Selbstmedikation:

"Trudi ist weiterhin emsig und tätig, führt neuangekommene Assistenten in das Reich der Mäntel und der Bibliothek ein [...]. Auf der Abteilung, überall gern gesehen, nimmt sie sich verschupften Pat. mit einem lieben Worte an und muss sich wegen der vielen haltlosen Mädchen auf dem F2 gelegentlich aufregen. Trudi darf die Medikamente auf Vertrauensbasis in ihrem Zimmer selber aufbewahren. Es scheint mir aber wichtig, dass man ihr ganz genaue schriftliche Instruktionen gibt, da sonst Missverständnisse entstehen. So gerät gelegentlich das Digoxin unters Eis und wird durch ein Euphyllin ersetzt."

   (Endnote 583: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.47, Eintrag vom 2.7.1970)

Noch mit 81 Jahren, nach 52 Klinikjahren, verwaltete sie die Bibliothek:

"Frl. Trudi ist tagsüber eifrig mit Bibliotheksarbeiten beschäftigt."

   (Endnote 584: Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599, Aufnahmebogen, S.47, Eintrag vom 13.5.1974)

Am 18. November 1974 starb Trudi W. im Burghölzli.

[Die rassistisch-eugenische Burghölzli-Leitung lässt Trudi W. nicht gehen, auch nicht versuchsweise]

Gelegentliche Versuche der Zürcher Amtsvormundschaft, Trudi W. aus dem Burghölzli zu entfernen, wurden von der Leitung zurückgewiesen. Eine Anfrage des Fürsorgeamts vom 11. November 1942, ob Versetzung in Familienpflege möglich sei, verneinte die Burghölzli-Direktion am 13. November:

"Auf ihre Anfrage hin teilen wir Ihnen mit, dass die Pat. [...] sehr schwierig zu behandeln ist. Sie hat gelegentlich schwere Verstimmungen und Aufregungszustände und muss regelmässig Beruhigungsspritzen erhalten."

Auf die Anfrage des Fürsorgeamts vom 29. September 1956, ob Mündel W. "versuchsweise entlassen oder vielleicht in ein offenes Haus versetzt werden könnte", antwortete Professor Glaus am 3. Oktober 1956,

"dass es Gertrud W. in den letzten

(S.140)

Jahren tatsächlich viel besser geht, dass sie in der Bibliothek mit Schreibarbeiten usw. beschäftigt und ganz frei gehalten werden kann [...] und [...] sich deshalb einigermassen wohl fühlt. Bei jedem Milieuwechsel würde jedoch mit Bestimmtheit sofort ein schwerer Rückfall eintreten. Aus diesem Grunde kommt eine Anstaltsentlassung [...] gar nicht in Frage."

   (Endnote 585: Briefe im Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599)

Ganz ohne Zweifel fühlte sich das Mündel im Burghölzli wohl und wäre ausserhalb der Umgebung des Hospitals unglücklich gewesen; ihre Ferien verbrachte sie jeweils bei Dr. Briner in der psychiatrischen Klinik Rosegg, Solothurn. Sie hätte auch vom ersten Tag an, den sie ohne Spritzen ausserhalb der Anstalt hätte verbringen müssen, unter körperlichen Entzugserscheinungen gelitten.

Also bezahlte die Stadt Zürich weiterhin die Pflegekosten, und Trudi W. ersparte dem Kanton die Ausgaben für eine normal bezahlte Bibliothekarin. So sah es auch Burghölzli-Direktor Manfred Bleuler in seinem Gratulationsschreiben vom 15. Juni 1966 zum 30-jährigen Jubiläum der Gratisarbeiterin:

"Es sind heute 30 Jahre her, dass Sie unsere Bibliothek meisterhaft besorgen. Die jämmerlich spärlichen Mittel, die uns der Staat für die Bibliothek und deren Führung zur Verfügung stellt, erlauben nicht, eine eigene Bibliothekarin zu beschäftigen. Daraus wäre für unseren wissenschaftlichen Betrieb ein grosses Hindernis entstanden. Dank ihrer gütigen, treuen Hilfe hat sich dieses Hindernis über Jahrzehnte überwinden lassen. [...] Herr Verwalter Hillmann wird Ihnen als kleine Anerkennung Fr. 100.- aushändigen."

   (Endnote 586: Brief im Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599)

Im Nachruf von Professor Jules Angst heisst es zu  Arbeitspensum und Arbeitsplatz der "hebephrenen" Langzeitpatientin:

"In der Regel begann sie dort ihr Tagewerk um 04.45 morgens, um später um 1/2 7 bis 7 Uhr sich zum Frühstück zu begeben. Für die ärztliche Direktion erledigte sie an der Schreibmaschine wichtigste Arbeiten, schrieb unzählige auswärtige Krankgeschichtenauszüge, zum Teil auch Reinschriften für Jahresberichte der Klinik; sie war verantwortlich für die Verteilung zahlreicher kleiner Dinge, wie Zeitungen, Speisezettel, Laborgeräte, Ärztemäntel und dergleichen. Überall, wo sie nur konnte, machte sie sich nützlich. Die wissenschaftliche Bibliothek war ihr Reich, das sie mit Argusaugen bewachte. Sie legte Wert auf peinlichste Ordnung und stiess dabei oft mit unerfahrenen oder neu eintretenden Ärzten zusammen. Sie duldete keinerlei Nachlässigkeit und versah ihr Amt bis zu ihrem Tode in erstaunlicher Weise. Dabei hatte sie mit einem Arbeitsplatz vorlieb zu nehmen, der von jeder neu eintretenden Arbeitskraft abgelehnt worden wäre."

   (Endnote 587: Nachruf von Jules Angst auf Trudi W. im Staatsarchiv Zürich, Burghölzli-Patientendossier Nr. 18599)

(S.141)


"Harte Kuren". Insulinschock, Cardiazolschock,  Elektroschock und andere körperliche Therapien

[Meist unwirksame "harte Kuren" - gefürchtet Schocktherapien als Erpressung - "Therapien" im 19. Jahrhundert - hohe Todesraten]

[[Es erscheint absolut pervers, dass die "Erfinder" dieser "zivilisierten" Foltermethoden z.T. noch Medizinpreise oder sogar Nobelpreise erhalten haben. Die Zerstörung der Patientenperson wurde systematisch ausgebaut, und so blieben die Patienten lebenslang Patienten...]]

So wirksam der disziplinarische Effekt der Schocktherapien war - nicht zuletzt weil sie bei den Patienten gefürchtet waren -, so unwirksam waren sie als Therapien.

Wohl kam es auch zu Heilungen im Rahmen der als "harte Kuren" bezeichneten Schocktherapien. Sie gingen jedoch kaum über die Rate der auch ohne solche Behandlungen erfolgenden Spontanheilungen oder sozialen "Remissionen" hinaus. In der Untersuchungsperiode gab es eine ganze Reihe von experimentellen Therapien, die heute allesamt, mit Ausnahmen vereinzelter Weiteranwendung von Elektroschocks, ebenso ausser Gebrauch sind wie die damals schon obsoleten Therapien des 19. Jahrhunderts (wie Deckeldauerbad, Injektion von Kalbsblut, Untertauchen bis zur Erstickungsangst, Drehstuhl, überraschendes Abfeuern von Schusswaffen neben oder hinter den Patienten). Einen kurzgefassten Überblick über die Statistik der Schocktherapien, Kastrationen und Leukotomien an Burghölzli-Patienten im Rahmen klinischer Psychiatrie bis 1990 gibt der heutige ärztliche Burghölzli-Direktor Daniel Hell.

   (Endnote 588: Hell 1993, Psychiatrie)

Schlafkuren mit Somnifen

Zuerst gab es Versuchsreihen mit Somnifen, teilweise in Kombination mit Morphium-Scopolamin.

"Die Schlafkur war als erstes dieser Verfahren bereits 1920 durch den damaligen Oberarzt Klaesi zur Behandlung schizophrener Menschen begründet worden. Die Patientinnen und Patienten wurden mit Somnifen in eine 'Dauernarkose' von sechs bis zehn Tagen Länge versetzt. [...] Dieses Vorgehen war [...] mit grossen Gefahren verbunden (Kreislaufzusammenbrüche, Pneumonien [[Lungenentzündungen]]). Später gelang es Maier, in Zusammenarbeit mit dem Pharmakologen Max Cloëtta die Behandlung bedeutend zu verbessern, so dass keine Todesfälle mehr zu beklagen waren."

   (Endnote 589: Arnold 1992, Maier, S. 29; vgl. M. Cloëtta / H.W. Maier: Über eine Verbesserung der Dauernarkosebehandlung, in: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie 150 / 1934), S. 146-162)

Max Müller hatte die Mortalitätsrate bei Klaesis Somnifenkuren auf 5 Prozent beziffert.

   (Endnote 590: M. Müller 1982, Erinnerungen, S. 17)

Somnifen wurde von Hoffmann-LaRoche in 2ccm-Ampullen verkauft und bestand aus Diäthylbarbiturat, Dipropenylbarbiturat und Diäthylamin.

"Häufig wurde vor Beginn der Somnifen-Therapie noch Skopolamin-Morphin gegeben."

   (Endnote 591: C. Müller 1998, Ketten, S. 267)

"Malariakur" gegen Syphilis

Nach ersten Experimenten mit Tuberkuloseinfektion zur Heilung des Spätstadiums der Syphilis, der sogenannten "Paralyse", entwickelte Julius Wagner von Jauregg die Behandlung der "Paralytiker" durch Malariainfektion zwecks Erzeugung von Schüben hohen Fiebers. Bei allzu hohem Fieber kam es ebenfalls zu Todesfällen. Wagner von Jauregg bekam für seine Malaria-Therapie 1927 den Medizin-Nobelpreis. Doch erwies sich bald darauf das Penicillin als adäquates Heilmittel der Infektionskrankheit Syphilis, und die "Malariakur" ging in die Medizingeschichte ein. Sie wurde am Burghölzli von 1924 bis in die fünfziger Jahre praktiziert. Auch die Malariakur war eine Therapie mit hoher Todesrate.

"Von den 296 malariabehandelten Fällen der Jahre 1922-1934 sind 134 (42,5%) gestorben",

   (Endnote 592: Escher 1938, Nachuntersuchungen, S. 56)

davon 30 in direkter Verbindung mit der Kur, also mehr als 10 Prozent.

(S.142)

Insulin- und Cardiazolschock

"1936 folgte die Insulinkur, 1937 die Cardiazolschockbehandlung und 1940 die Elektroschockbehandlung."

   (Endnote 593: Arnold 1992, Maier, S. 29)

Die Insulinkur war von Manfred Sakel anlässlich eines Dosierungsfehlers entwickelt worden.

   (Endnote 594: Ackerknecht 1967, Geschichte, S. 102)

Ihre Mortalitätsrate betrug ein Prozent;

   (Endnote 595: M. Müller 1937, Insulintherapie, S. 17)

gefürchtet waren auch die unkontrollierten Nachschocks, wie sie z.B. Friedrich Glauser erlitt. Cécile Ernst schreibt dazu:

"Seit 1936 behandelte man Schizophrene mit der Insulinkur: jeden Morgen erhielten die Patienten Insulin, bis wegen des Zuckermangels im Gehirn Bewusstlosigkeit (hypoglykämischer Schock) eintrat. Eine mit der Magensonde zugeführte Zuckerlösung unterbrach den Zustand. Die Behandlung konnte zu bleibender Hirnschädigung oder zum Tod führen, wenn sich der hypoglykämische Schock nicht rechtzeitig unterbrechen liess."

   (Endnote 596: Ernst 1989, Therapie, S. 13)

Die Insulinschocktherapie wird seit den 70er- Jahren nicht mehr angewendet.

Besonders gefürchtet bei den Patienten war der von Ladislaus Joseph von Meduna erfundene Cardiazol- oder Metrazolschock. Noch schlimmer scheint der Azomanschock gewesen zu sein. Die Patienten erlebten bei diesen Behandlungen mit synthetischem Kamper Todesangst.

"Nach der Injektion blieb die Patientin zunächst einige Minuten ruhig liegen, wurde dann innerlich etwas unruhig und bekam einige Zuckungen im Gesicht. Zum Sprechen war sie nicht zu bewegen; man hatte jedoch den Eindruck, dass sie etwas Unangenehmes erlebte. Nach 1/2 Stunde setzte sie sich plötzlich im Bett auf, bekam einen sehr ängstlichen Gesichtsausdruck, wollte fliehen und rief: 'Mama, Mama, hilf, ich muss ersticken'. Solche Anfälle traten in den nächsten 10 Minuten noch dreimal auf. Beim zweiten mal erbrach die Patientin, obwohl sie an diesem Tag noch nichts genossen hatte, dünne, kotähnliche Massen. [...] Eine Besserung des schizophrenen Zustandsbildes war nachher nicht zu sehen."

   (Endnote 597: Meier 1938, Konvulsionstherapie, S. 101)

Sedobrol und Klapperschlangengift gegen Epilepsie

Die Theorie, die hinter allen neueren Schocktherapien stand, war Heilung durch künstlich herbeigeführte epilepsieähnliche Anfälle. Bei der Epilepsiebehandlung war demgegenüber die Hauptabsicht, Anfälle zu vermeiden, was man lange durch Bromabgabe tat, unter anderem durch die vom Direktor der Zürcher Epilepsieklinik Alfred Ulrich in Zusammenarbeit mit der Firma Maggi entwickelten Sedobrol-Suppenwürfel. Bei der Bromtherapie bestand ds Risiko der Bromvergiftung, was zu Sprachstörungen und Gedächtnisverlust führte.

   (Endnote 598: Vgl. die von A. Ulrich zitierten Ausführungen von H. Steffen in: Ulrich 1931, Schenkung, S. 48-51)

Eugen Bleuler kritisierte die Bromtherapie an Epileptikern wie folgt:

"Warum kriegt ein verblödeter Epileptiker noch Brom eingegossen, wenn er dadurch in keiner Weise erleichtert, aber viel geärgert wird?"

   (Endnote 599: E. Bleuler 1962, Denken, S. 29)

Die Zürcher Epilepsieklinik experimentierte neben vielen anderen Epilepsie-Therapien auch mit Klapperschlangengift. Direktor Friedrich Braun schrieb dazu 1944:

"Das kürzlich von Berlin aus in den Handel gebrachte Klapperschlangengift von Crotalus cinereus ist nicht neu. Schon vor vielen Jahren wurde ein ähnliches von Crotalus horridus auch bei uns mit unsicheren Resultaten verwendet."

   (Endnote 600: Braun 1944, Bericht, S. 38)

Elektroschocks

Über den 1938 unter dem Regime Mussolinis in der italienischen Psychiatrie von V. Cerletti und L. Bini erfundenen Elektroschock gibt es sehr eindrückliche Schilderungen von Patientinnen, welche diese Behandlung als Gefährdung ihres innersten Persönlichkeitskerns

(S.143)

und als Folter empfanden.

   (Endnote 601: Vgl. Mehr 1981, Steinzeit, S. 128-131; Eckberg 2001, Victims, S. 191-218)

Bevor die Geschockten nicht auch noch gleichzeitig mit dem Pfeilgift Curare gelähmt oder anderswie narkotisiert wurden, kam es während des Schocks durch die konvulsivischen Zuckungen des elektrisierten Körpers in etlichen Fällen zu Knochenbrüchen.

   (Endnote 602: Vgl. Fierz 1941, Erfahrungen, S. 8)

Die Therapie wurde schon 1940 auch im Burghölzli praktiziert; bei den ersten 170 Anwendungen im ersten Jahr kam es dabei zu keinen Todesfällen.

   (Endnote 603: Fierz 1941, S. 8)

[[Eine Heilungsrate oder eine Rate der Verschlimmerung von Krankheiten fehlt]].

Psychochirurgie

["Zerstörung von Hirngewebe ... via Borlöcher" - 6% Todesrate]

Die Lobotomie oder Leukotomie schliesslich, die mechanische Zerstörung von Hirngewebe im Bereich des Stirnlappens via Bohrlöcher im Schädelknochen, wurde von Egas Moniz 1936 in Salazars Portugal erfunden. Moniz erhielt dafür den Medizin-Nobelpreis.

Solche Operationen praktizierte in Zürich vor allem der Hirnchirurg Hugo Krayenbühl. Alfred Stoffel beschrieb 122 Zürcher Leukotomien, davon 117 an Insassen mit der Diagnose "schizophren".

   (Endnote 604: Stoffel 1952, Leukotomie, S. 4)

Auch Kinder wurden in Zürich leukotomisiert.

   (Endnote 605: Lutz 1961, Kinderpsychiatrie, S. 98)

Zur Mortalität schreibt Stoffel: Gestorben (Tod unmittelbare Operationsfolge): 7 Fälle = ca. 6%."

   (Endnote 606: Stoffel 1952, Leukotomie, S. 10)

Gehirnoperationen wurden schon vorher auch an Epileptischen durchgeführt.

   (Endnote 607: Grob / Braun 1936, Jubiläumsbericht, S. 43)

[Schocktherapien ohne Heilung]

All diese Schocktherapien und die Psychochirurgie brachten nicht die angekündigten Erfolge. Sie blieben Experimente ohne das gewünschte Resultat.

"Eine der Hauptschwierigkeiten war, dass die Psychochirurgie, die unwiderruflich einen Teil des Gehirns verletzte, final war. Es wird kein entbehrliches Teil, wie es der Blinddarm ist, beseitigt, sondern ein für jedes menschliche Wesen wichtiges Zentrum - seine Persönlichkeit - wird zerstört. Zum Glück wurde, bevor die Gehirne allzu vieler unzugänglicher Psychotiker operiert werden konnten, eine andere Methode entdeckt, um die unerträgliche Angst und Spannung zu erleichtern - die Psychopharmakologie."

  (Endnote 608: Alexander / Selesnick 1969, Psychiatrie, S. 358)

[ab 1960er Jahre: Die Chemie und ihre Psychopharmaka lösen die "harten Kuren" ab]

Seit den 50er- und 60er-Jahren werden in der Psychiatrie vor allem Neuroleptika, Litium und Antidepressiva verabreicht; auch Ergotherapie, Maltherapie, Einzel- und Gruppengesprächstherapie bekamen in den letzten Jahrzehnten mehr Platz in der zunehmend offeneren und weniger auf Langzeitinternierung tendierenden Zürcher Psychiatrie.

(S.144)

[Manfred Bleuler sieht die experimentellen Therapien 1972 als Versager]

Manfred Bleuler bilanzierte die experimentellen Therapien 1972 rückblickend so:

"Meiner Meinung nach gibt es keine, 'spezifischen' Behandlungsmethoden der Schizophrenie. [...] In buntem Durcheinander haben die Insulinkur, die Elektroschockkur, die Schlafkur, die Fieberkur, die Dämmerkur mit diesem oder jenem Mittel, die besonders intensivierte Beschäftigungs- und Arbeitstherapie, die Freizeitgestaltung geholfen - oder nicht geholfen. [...] Richtig ist, dass nach allen Behandlungsmethoden am häufigsten Remissionen beobachtet werden, wenn die Behandlung frühzeitig nach der Erkrankung einsetzt. Hinzuzufügen ist aber: die meisten dieser Remissionen nach frühem Einsetzen einer bestimmten Behandlung wären auch mit einer anderen Behandlung oder ohne Behandlung erfolgt."

   (Endnote 609: M. Bleuler 1972, Geistesstörungen, S. 363, 364)

(S.144)

[[Die ganze Folter durch Schocktherapien war also ein totales wissenschaftliches Desaster, ein Totalversagen, ohne dass für diese Zwangsfolter irgendeine Entschädigung geleistet worden wäre...]]

[Patientenpersonen als Versuchskaninchen für "harte Kuren"]

An einzelnen Langzeit-Patienten wurden sämtliche jeweils als modern geltenden Therapien ausprobiert. So an der Burghölzlipatientin R.G., deren Schicksal Dominique Höchli unter dem Titel "60 Jahre schizophren" darstellt.

"Im ersten Jahr musste sie tagsüber vorwiegend im Bad gehalten werden, nachts in der Zelle (angegurtet im Warek-Sack). Von Anfang an bekam sie in regelmässigen Abständen Morphium-Scopolamin-Injektionen, in der Zeit von 1920 bis 1927 ca. 20 Schlafkuren, von wenigen Tagen bis zwei Wochen dauernd, mit Veronal, Somnifen, Luminal, Hyoscin, in den folgenden Jahren seltener auch mit Cloettalösung [[Cloëttalösung?]], Morphium-Scopolamin und Coramin, was gegen Ende daran scheiterte, dass die Patientin zu hohe Medikamentendosen brauchte. In dieser Zeit wurden auch drei Malariakuren durchgeführt, was nach dem Ende der ersten Malariaserie keine weitere Besserung des Zustandsbildes brachte. 1919 Bromisierung und Hormoninjektionen, um den 'aggressiven Tendenzen, die alle sexuelle Hintergründe haben, entgegenzusteuern'. Ein Insulinschock 1937 blieb einmalig, da 'man Angst hatte, es sei der letzte Moment'. Im gleichen Jahr elf Kardiazolschocks, dann bis 1947 manchmal auch auf Wunsch der Patientin."

   (Endnote 610: Höchli 1982, 60 Jahre schizophren, S. 16-17. Die Zitate im Zitat stammen aus der Krankengeschichte)

Die letzte Formulierung weist darauf hin, dass die meisten dieser Kuren Zwangsbehandlungen waren.

"Bereits in den Jahren 1940 und 1941 erlebte sie 14 Elektroschocks, ab 1946 bis zur praefrontalen Leukotomie 1950 insgesamt ca. 90 Elektroschocks, worauf sie jeweils unterschiedlich lang gebessert blieb. In all den Jahren musste man sie weiterhin oftmals isolieren, auch angurten. [...] Bis 1977 verweigerte sie jegliche Medikamenteneinnahme, brauchte dann kurzfristig Leponex zur Sedation bei körperlicher Krankheit, zu einem späteren Zeitpunkt in geringer Menge Haldol, da sie hin und wieder laut wurde. 1979 kurzfristig Nozinan, da sie beinahe ununterbrochen schrie, zur Ruhigstellung 1980 Melleril mit Valium kombiniert."

   (Endnote 611: Höchli 1982, 60 Jahre schizophren, S. 17)

(S.145)


"eine grossartige Erfindung zur Heilung aller Geisteskrankheiten"

Schockträume von Psychiatern, Aggressionen von Patienten

[Neue Traumforschung füllt die Akten der "Psychiater"]

Allzu oft unbewusst blieb die vielfach hochgradig aggressive Grundhaltung der Therapeuten gegenüber dem "Patientenmaterial", die bei den Schocktherapien mitschwang. Dazu sind die von Medard Boss, selber auch Assistenzarzt am Burghölzli, 1941 in einem Vortrag vor der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie wiedergegebenen Inhalte von Psychiater-Träumen illustrativ.

Der erste Traum bezog sich auf die Elektroschocktherapie:

"Der erste Träumer berichtete mir: 'Ich war der Kommandant einer deutschen Shocktruppe, die gegen die Maginotlinie anzustürmen hatte. Ich und alle meine Soldaten trugen an Stelle des Tornisters einen Elektroshockapparat. Die Elektrozange war ein Flammen- und Blitzwerfer, die wir nur gegen die Feinde auszustrecken brauchten, um sie und alles Lebende ringsherum, auch die Pflanzen, niederzusengen. Das Grauenvolle an dem Traume war, dass hinter uns die Feindesleichen sich immer weiter in epileptischen

(S.145)

Zuckungen wanden, und ich hatte das unheimliche Gefühl, als könnte sich plötzlich diese ganze Masse zuckender Leichen von hinten her über uns wälzen und uns ersticken.' "

Der zweite Traum betrifft die Insulinschocktherapie:

"Eine Patientin liegt im Insulinshock vor mir und beginnt immer heftiger zu atmen, wird immer röter und gedunsener im Gesicht, bis schliesslich ihr Kopf mit lautem Getöse platzt. Sofort stürzen Polizisten herbei, führen mich ab und beginnen, mich langsam in eine bloss etwa handgrosse Insulinampulle hineinzupressen. Das war eine unsägliche Folter und es hiess, das sei die Strafe für das grösste Verbrechen aller Zeiten."

Das sechste von Boss referierte psychiatrische Traumgebilde ist ein wissenschaftlicher Wunschtraum:

"Ich hatte eine grossartige Erfindung zur Heilung aller Geisteskrankheiten gemacht. Sie bestand aus einem aus einer besonderen Masse hergestellten Radiergummi, mit dem man nur die Schläfen des Patienten kräftig einzureiben brauchte, und die Geisteskrankheit war mit Sicherheit geheilt. Ich meldete diese Erfindung beim Eidgen. Amt für geistiges Eigentum an. Ich erhielt eine begeisterte Antwort, in der mich nur das eine ärgerte, dass in diesem Brief ständig ein Schreibfehler vorkam und sich immer wiederholte. Und zwar stand statt Radiergummi beharrlich 'Sadiergummi'."

Boss bemerkt zu diesen Psychiater-Träumen, es bedürfe "gewiss keiner grossen Traumdeutungskunst, um in diesen Träumen nicht weniger massive Aggressions- und Destruktionstendenzen zu erkennen, als sie uns in den Therapien der alten Psychiater zu begegnen pflegte."

   (Endnote 612: Alle 4 Zitate aus Boss 1941, Shocktherapeuten, S. 780-781)

(S.146)

[Aggressionen bei Patienten bis zum Mord]

Dass umgekehrt psychisch Gestörte auch sehr aggressiv agieren können, ist bekannt. Schwer von Aggressionen seitens Patienten getroffen wurden der erste Burghölzli-Direktor Bernhard von Gudden und der Rheinau-Direktor Friedrich Ris.

Bernhard von Gudden wurde von seinem Privatpatienten, dem fast zwei Meter grossen bayrischen König Ludwig II. erwürgt, anschliessend beging der Monarch Selbstmord.

   (Endnote 613: Vgl. Vieli 1986, Mann)

Friedrich Ris verlor durch die Attacke eines Rheinau-Patienten ein Auge.

   (Endnote 614: Vgl. Schoop-Russbült 1988, Alltag, S. 43-45)

(S.146)


"Er versank immer mehr in Apathie und Untätigkeit". Prominente als Patienten

[Die "Schocktherapie" bei Tänzer Nijinski]

Die Schock-Kuren wurden auch an Prominenten durchgeführt. "Schliesslich sei der bekannte russische Tänzer Nijinski (1890-1950) erwähnt, der nach seinem kometenhaften Aufstieg als Solotänzer schon in jungen Jahren einer eindeutig schizophrenen Psychose verfiel. Die Tagebücher, welche seine Witwe nach seinem Tod veröffentlichte, geben Auskunft über die dramatischen Ereignisse, insbesondere die Verstrickung in der Beziehung zu seinem Mentor und Lehrer Diaghilev, der bekanntlich homosexuell war. Nach dem Beginn seiner Erkrankung wurde Nijinski von einer grösseren Zahl von europäischen Koryphäen untersucht und zum Teil auch behandelt. Hier sei nur Eugen

(S.146)

Bleuler in Zürich erwähnt. Später finden wir Nijinski in den Kliniken von Ludwig Binswanger in Kreuzlingen und von Max Müller in Münsingen. Die damals gebräuchlichen Therapien wie z.B. Insulin- und Elektroschock vermochten nicht, das Schicksal des berühmten Tänzers zu wenden. Er versank immer mehr in Apathie und Untätigkeit."

   (Endnote 615: C. Müller 1998, Ketten, S. 111-112)

[Die Internierung und die "Schocktherapie" beim jüngeren Einstein-Sohn Eduard Einstein]

Ebenso wurden an dem unter der Diagnose "Defektschizophrenie" internierten Sohn von Albert und Mileva Einstein, dem 1910 geborenen und in Zürich aufgewachsenen Eduard Einstein, Insulin- und Elektroschockkuren durchgeführt, ohne Heilerfolg.

Sein älterer Bruder Hans Albert Einstein, Professor für Wasserbau in Kalifornien, glaubte nach den Aussagen seiner Frau, Eduard Einstein sei durch die Elektroschockbehandlung im Burghölzli noch vollends ruiniert worden.

   (Endnote 616: Brian 1995, Einstein, S. 196)

Die "Elektrokur" am jüngeren Sohn Albert Einsteins wurde aber erst 1944 durchgeführt und nach sechs Schocks abgebrochen. Eduard Einsteins Zustand war danach nicht viel schlechter als zuvor, allerdings auch nicht besser; ein Jahr später machte er laut Krankengeschichte seinen ersten Selbstmordversuch.

   (Endnote 617: Vgl. Burghölzli-Patientendossier Nr. 27445, S. 16, Eintrag vom 23.8.1944 und S.20, Eintrag vom 3.1.1947)

Der jüngere Sohn des berühmten Physikers war 1930 als 20-jähriger Medizinstudent durch die unglückliche Liebe zu einer älteren Frau aus der Lebensbahn geworfen worden. In Eduard Einsteins Burghölzli-Krankengeschichte steht unter deutlicher Missbilligung der Psychoanalyse.

"Schon zur Zeit, als er noch als Gast bei uns weilte (Herbst 1932) [...] erging er sich ausschliesslich in psychoanalytischer Theorie. Er habe eben, speziell durch seine Liebesbeziehung zu einer älteren Frau, die ihn zu spät und unter falschen psychologischen Prämissen zum Coitus zu sich kommen liess, verdrängt, habe Angst, etc. Das müsse er jetzt abreagieren. Brauchte eine von Metaphern geschwängerte, wirre Sprache, hielt aber stur und unbelehrbar an seinen Theorien fest."

   (Endnote 618: Burghölzli-Patientendossier Nr. 27445. Aufnahmebogen S.4, Eintrag vom 10.1.1933)

Studienkollege Max Boller vermutete in ähnlicher Optik, Eduard Einsteins Beschäftigung mit der Psychoanalyse Freuds habe möglicherweise "den Ausbruch und den schweren Verlauf der Geisteskrankheit begünstigt".

   (Endnote 619: Rübel 1985, Einstein, S. 113)

Eduard Einstein hatte eine Psychoanalyse bei Dr. Behn-Eschenburg bereits nach anderthalb Wochen abgebrochen.

   (Endnote 620: Burghölzli-Patientendossier Nr. 27445. Aufnahmebogen S.4, Eintrag vom 10.1.1933)

Gregory Bateson hätte als Auslöser der Krise Eduard Einsteins, nebst der schwierigen Beziehung zum grossen Vater, der Bindung an die verbitterte Mutter, der Rivalität mit dem tüchtigen älteren Bruder und der endlosen Scheidungsgeschichte des Elternpaars eine double-bin-Situation konstatieren können:

"Mai 1930 habe er mit einer älteren, geschiedenen Frau eine Liebesbeziehung gehabt. Diese Beziehung habe ihn zugrunde gerichtet. Er habe ein Verhältnis haben wollen, was sie aber refüsiert [[abgelehnt]] habe. Wenn er dann aber habe aufhören wollen, dann sei sie wieder so nett gewesen mit ihm, dass es wieder weitergegangen sei. Dann schliesslich habe sie sich mit ihm ins Bett gelegt, da habe er aber versagt."

   (Endnote 621: Burghölzli-Patientendossier Nr. 27445. Aufnahmebogen S.4, Eintrag vom 10.1.1933)

(S.147)

Mileva Einstein "eine schizoide Persönlichkeit"?

Burghölzlidirektor Hans W. Maier hielt Eduard Einsteins psychische Störungen für die Folge erblicher Belastung mütterlicherseits und diagnostizierte Mileva Einstein 1933 im Nebensatz eines Briefes an Ernst Rüdin gleich auch noch als "schizoide Persönlichkeit".

   (Endnote 622: Vgl. zum Leben von Mileva Einstein-Maric: Trbuhovic-Gjuric 1993, Schatten)

[[Es fragt sich, was die "Psychiater" für "Persönlichkeiten" sind, wenn Kriegshelden und Präsidenten und Bankiers, die Kriege und Massenmord organisieren, durch diese "Psychiater" bis heute für "normal" erklärt werden...]]

Rüdin hatte am 24. Februar 1933 um Akteneinsicht gebeten:

"An die verehrliche Direktion der kantonalen Heil- und Pflegeanstalt Burghölzli, Kt. Zürich. Betreff: Einstein Eduard, geboren 1910. Hiermit bitten wir ergebenst um leihweise Übersendung der Krankengeschichte für den Obengenannten zur Einsichtnahme auf kurze Zeit. Hochachtungsvoll Prof. Rüdin."

   (Endnote 623: Brief im Patientendossier Nr. 27445)

Am 27. Februar 1933 antwortete Maier:

"Verehrter Herr Kollege! Wir bedauern Ihnen unsere Krankengeschichte über stud. med. Eduard Einstein geb. 1910 zur Zeit nicht zusenden zu können, da der junge Mann bei uns in der Klinik ist. Wir können Ihnen aber so viel mitteilen, dass er an einer schweren Schizophrenie leidet, die allerdings stark psychogen überlagert ist, so dass der gegenwärtige Schub hoffentlich bald wieder in eine gute Remission übergehen wird. Über die Hereditätsverhältnisse [[Erblichkeitsverhältnisse]] von Seiten des Vaters sind wir nicht orientiert, da er, seit dem ihn zuerst ambulant behandelte - vor ca. 1 1/2 Jahren - nie mehr bei uns war. Sicher ist, dass eine schizophrene Heredität von der Mutter her kommt, deren Schwester wegen Katatonie interniert ist. Die Mutter ist eine schizoide Persönlichkeit. Wie Sie wohl wissen, ist die Ehe von A. Einstein, von der dieser Sohn stammt, vor längerer Zeit geschieden worden. Sollten Sie noch weitere Fragen zu stellen haben, so sind wir gerne zu deren Beantwortung bereit. Mit besten kollegialen Grüssen, die Direktion."

   (Endnote 624: Brief im Patientendossier Nr. 27445)

[Insulinschocks an Eduard Einstein - "Landstreicher-Aussehen" - das Dossier der Vormundschaft über Eduard Einstein ist "unauffindbar" - wegzensierte Gedichte]

Eduard Einsteins Mutter Mileva Einstein hatte den leidenden Sohn 1934 zu Insulinschock-Behandlungen nach Wien zu Mandfred Sakel und 1936 zu Max Müller nach Münsingen gebracht. 1942 wurde auch im Burghölzli eine Insulin-Kur durchgeführt, alles ohne Erfolg. Im Burghölzli hatte Eduard Einstein zeitweise einen Privatpfleger und durfte mit diesem spazierengehen. Nach dem Tod der Mutter (1948) war Einstein auch einige Jahre in Familienpflege untergebracht. Amtsvormund Meili liess Prof. Glaus im Burghölzli am 21. September 1953 ein Gutachten erstellen. Glaus empfahl die Umwandlung der Bevormundung in eine Beiratschaft und berichtete von Eduard Einstein, zurzeit "studiere er daran herum, wie man auf wissenschaftlicher Basis ein Schlaraffenland errichten könne. Er meint, es müsse sich ein Weg finden lassen, durch Kreuzung gewisser Pflanzen Bäume zu züchten, die Brotlaibe tragen."

   (Endnote 625: Kopie des Gutachtens im Burghölzli-Patientendossier Nr. 27445)

Glaus war der Meinung, eine Beiratschaft genüge. Einstein blieb aber bevormundet und kam wegen äusserlicher Verwahrlosung ("streicht ums Haus herum und kann durch sein Landstreicheraussehen Besucher verscheuchen")

   (Endnote 626: Burghölzli-Patientendossier Nr. 27445, Aufnahmebogen, S.44, Eintrag vom März 1957)

in seinen letzten Lebensjahren wieder ins Burghölzli. Ein Zeitungsartikel schildert ihn im Jahr 1963, zwei Jahre vor seinem Tod. Einstein war damals wieder im Burghölzli, als Insasse 3. Klasse.

"Er trug ein blaues Übergewand und Holzschuhe, denn er hatte auf dem Feld gearbeitet. [...] Er hätte gerne Klavier geübt, aber das Spiel störe die anderen Insassen, und er begreife das. Er arbeite nicht gerne auf dem Feld, aber andererseits begreife er, dass

(S.148)

es ihm guttue. Er wolle gerne allein schlafen, aber er begreife, dass das nicht ginge. [...] Er habe sich an das Leben hier gewöhnt, es sei nun einmal so."

   (Endnote 627: In Zürich vergessen. In: Wir Brückenbauer, Zürich, 24. Jahrgang, Nr. 47, 15.11.1965, S. 11)

Das Burghölzli-Patientendossier Eduard Einsteins ist umfangreich und enthält auch Briefe seines Vormunds, das Dossier der Amtsvormundschaft über Eduard Einstein ist im Stadtarchiv unauffindbar. Eine Auswahl der Aphorismen und Gedichte Einsteins, die er teilweise vor, teilweise während seiner Klinikzeit schrieb und die im Original-Typoskript im Patientendossier liegen, ist von Eduard Rübel veröffentlicht worden. Sie waren von Eduard Einstein zur Veröffentlichung vorgesehen und verschiedentlich an Redaktionen geschickt worden. Zwei davon, die im Band von Rübel

   (Endnote 628: Rübel 1986, Einstein)

fehlen, seien hier zitiert:

Nervenkrankenlied

Der Gottvater und Sohn!
Heute der Psychiater
Diese Funktion.

Körperliches Schlechtbefinden
Suche du zu überwinden.

Aber geht die Psyche
Eines Tages selbst in die Brüche,
Dann, nicht länger überlegend,
Denn das ist zu grosser Schmerz,
Schiess dich in die Schläfengegend
Oder auch direkt ins Herz.

Einsames Ende

Ahnt, wie ich einsam sterbe,
Lautlos schwinde
Und in keine Rinde mein Dasein kerbe.

Was ich gesät,
Haben die Winde leer verweht.

Was ich gedämmt, hat schon geschwinde
Der Bach fortgeschwemmt.

Ahnt, wie ich einsam sterbe,
Und wie die Scham
Mir meinen Halt,
Mir alles nahm.

(S.149)


Fallgeschichte Emma G.

"Wie Sie wissen, konnte mit allen bekannten Behandlungsmethoden noch nie ein dauernder Erfolg erzielt werden"

[Sterilisierung einer als "schizophren" abgestempelten Frau - Depression in der Ehe]

Emma G., im Oktober 1908 geboren, wuchs nach dem frühen Tod ihres Vaters in Pflegefamilien auf und arbeitete als Dienstmädchen. 1931 wurde sie in Zürich verwirrt und verängstigt auf der Strasse aufgegriffen. Charlot Strasser diagnostizierte "Dementia praecox".

   (Endnote 629: Alle Angaben und Zitate, soweit nicht anders angegeben, im Stadtarchiv Zürich, Bestand V.K.c.30.: 6525d)

Nach einiger Zeit wurde Emma G. als unheilbar aus Zürich in die psychiatrische Klinik Königsfelden ihres Heimatkantons Aargau abgeschoben, aber dort noch im selben Jahr wieder entlassen. "Auf Veranlassung der Frau Dr. med. Luisa Hösli-Kohberg, Ärztin Zürich, wurde Emma G. im Jahre 1933 sterilisiert."

   (Endnote 630: Vormundschaftsbericht des Amtsvormunds des Bezirks Lenzburg für die Zeit vom 23. Juli 1942 bis 30. April 1944)

Diese Ärztin amtete von 1938 bis 1939 als städtische Jugendsekretärin,

   (Endnote 631: Vgl. Protokoll des Vorstands des Wohlfahrtsamts vom 26.September 1938, Staatsarchiv, Bestand V.J.a.61)

später wird sie zusammen mit Amtsvormund Schneider in einem Jahresbericht des städtischen

(S.149)

Mutter- und Säuglingsheims Inselhof, worin auch sechs Sterilisationen erwähnt sind, als Vorstandsmitglied erwähnt.

   (Endnote 632: Jahresbericht Inselhof 1953, S. 11, S. 2)

"Dann ging es jahrelang mit der Kranken wieder gut. Sie konnte sehr gut in Haushaltungen arbeiten."

   (Endnote 633: Gutachten von M. Bleuler, 29.5.1958, S.3)

Im Frühjahr 1940 kam Emma G. wegen akuten Angstzuständen ins Burghölzli und wurde mit der Diagnose "schizophren" erneut nach Königsfelden transferiert. Königsfelden entliess sie wieder relativ rasch, im August 1940. 1944 wollte Emma G. heiraten; da sie aber 1940 bevormundet worden war, begutachtete man in Königsfelden ihre Ehefähigkeit.

"Die Ehefähigkeit wurde bejaht; bei dieser Entscheidung spielte es eine Rolle, dass die Patientin früher unfruchtbar gemacht worden war, sodass die Problematik der Ehe einfacher und weniger verantwortungsvoll erschien, als wenn Kinder zu erwarten gewesen wären."

  (Endnote 634: Gutachten von M. Bleuler, 29.5.1958, S.4)

Emma G. hatte ihren Mann Jakob in der Färberei Schütze, Zürich, kennengelernt, wo beide arbeiteten, Er verdiente Fr. 350.-, sie Fr. 200.- im Monat.

"Die Heirat erfolgte am 13.5.1944. Sie ging nach der Verheiratung weiter in eine Fabrik arbeiten. Nach Angaben des Ehemannes war die Ehe etwa 1 Jahr lang glücklich und der Mann war auch mit der Führung der Hausgeschäfte durch die Patientin sehr zufrieden. Vom Frühjahr 1945 an fand der Mann die Patientin verändert. Sie habe in sonderbarer Weise und in trauriger Stimmung von ihrer Vergangenheit zu sprechen begonnen. Sie ging damals auch in ärztliche Behandlung wegen ihres schweren Gemüts."

   (Endnote 635: Gutachten von M. Bleuler, 29.5.1958)

Vielleicht hatte Emma G. erst jetzt, ein Jahr nach der Heirat, im Frühjahr 1945, begriffen, dass sie keine Kinder mehr bekommen konnte, dass es ihr ergangen war wie den von den Nazis Sterilisierten, von denen jetzt die Rede war.

"Trotz den 13 Elektroschock-Kuren keine Besserung aufgetreten"

[Sinnlose Folter in der Psychiatrie mit Elektroschocks ohne Ursachenforschung der Depression - der Ehemann wechselt die Frau - Emma G. fällt in einen dementen Zustand]

Im Frühjahr 1946 kam es zu einer neuen Krise, die Mündelin kam ins Burghölzli. Am 4. April 1946 unterzeichnete ihr Mann folgende Erklärung:

"Nachdem ich darauf aufmerksam gemacht worden bin, dass bei einer Elektro-, Insulin- oder Schlafkur zwar, wie bei jeder eingreifenden Behandlung ausnahmsweise Komplikationen entstehen können, dieselben jedoch bei sorgfältiger Durchführung der Kur sich auf ein Minimum reduzieren lassen, dagegen häufig beobachtet wird, dass durch eine solche Kur die Krankheit bedeutend gebessert oder abgekürzt wird, wünsche ich, dass bei G. Emma, 1908, eine derartige Kur ausgeführt wird."

   (Endnote 636: Staatsarchiv, Burghölzli-Patientendossier Nr. 34902, Erklärung ist in den Aufnahmebogen eingeklebt)

Von Emma G. selber liegt keine solche Erklärung bei den Akten.

Am 14. Juni 1946 wünschte Emma G. gegenüber Vormund Meier, "möglichst bald entlassen zu werden, da ihr Mann sie nötig habe. Denn sie besorge für ihn alles." Der Amtsvormund antwortet, dass er "zur Frage der Entlassung nichts zu sagen habe, darüber müssten die Ärzte entscheiden."

   (Endnote 637: Aktennotiz Amtsvormund J. Meier, 14.6.46)

Meier bat aber am 3. September 1946 die Burghölzli-Direktion "um einen kurzen Bericht über den gegenwärtigen psychischen Zustand meiner Mündelin sowie über die Heilungsaussichten und ungefähre Zeitdauer bis zur Heilung." Oberarzt Walther antwortete am 4. September 1946, die Patientin habe "auf die eingeleiteten Kurmassnahmen in keiner erkennbaren Weise reagiert, sodass bezüglich der voraussichtlichen Krankheitsdauer keine Aussagen gemacht werden können, als dass mit einem chronischen und ungünstigen Verlauf gerechnet

(S.150)

werden muss, andererseits aber doch noch eine Besserung erhofft werden kann."

Emma G. hatte am 14. Juni 1946, als sie die Entlassung wünschte, laut Aktennotiz des Amtsvormunds "ziemlich klar", "freundlich" und "aufgeräumt" gewirkt. Damals hatte sie bereits einige Elektroschocks und eine zwölftägige Schlafkur hinter sich.

   (Endnote 638: Staatsarchiv, Burghölzli-Patientendossier Nr. 34092, Aufnahmebogen, Eintrag vom 2.6.1946)

Am 17. Juli 1947 notiert der Vormund: Trotz den 13 Elektroschock-Kuren keine Besserung aufgetreten."

In der Krankengeschichte heisst es am 18. August 1946:

"Eine am 18.4. begonnene Elektrokur hat mit 18 Schocks bis jetzt noch keine Besserung gezeigt."

Am 9. September 1946:

"Völlig verödet. Ist nicht zur Arbeit zu gebrauchen, ausser zum Zupfen. Ein Gespräch ist nicht möglich, sie kann auch keine einzelnen Worte mehr antworten, lächelt nur noch blöde und stumpf, völlig dement."

Die Weihnachtstage waren für die Patientin, die nun schon seit einem halben Jahr vergeblich um ihre Entlassung nachgesucht hatte, besonders schlimm. Am 30. Dezember 1946 notierte der Arzt:

"In den letzten Tagen zunehmende Verschlechterung. Pat. ist laut und muss isoliert werden. Benimmt sich in der Zelle wie ein Tier. Liegt auf dem Boden herum, schmiert und zerreisst Decken. Elektroschock."

   (Endnote 639: Staatsarchiv, Burghölzli-Patientendossier Nr. 34092, Einträge im Aufnahmebogen von den angegebenen Daten)

Der Mann von Emma G. besuchte sie unterdessen nicht mehr, sondern verkehrte mit einer anderen.

Ein Jahr verging, die Schockbehandlung wurde fortgesetzt. Direktor Mandfred Bleuler schrieb am 13. Dezember 1947 an den Vormund, dass Emma G. "wieder vollkommen verwirrt und sehr erregt und laut" sei. "Gestern machte sie auch einen Selbstmordversuch, indem sie sich mit einem Stoffband erwürgen wollte."

Bleuler bilanzierte die bisherige Behandlung von Emma G.: "Wie Sie wissen, konnte mit allen bekannten Behandlungsmethoden noch nie ein dauernder Erfolg erzielt werden."

"Die Operation könnte sehr wohl kostenlos durchgeführt werden"

[Hirnoperation an der gefolterten Emma G. - Zwangsinternierung bis zum Tod 1962]

Doch Bleuler weckte Hoffnung. Er schrieb, "dass in den letzten Jahren im Ausland ein neues operatives Behandlungsverfahren für derartige Krankheitszustände ausgearbeitet worden ist. Es handelt sich darum, operativ durch eine Schnittführung in der Hirnsubstanz gewisse nervöse Bahnen, mit denen die Erregung zusammenhängt, zu unterbrechen. Dieses Verfahren ist heute in vielen tausend Fällen in Portugal, Skandinavien, England, Amerika und anderen Ländern durchgeführt worden."

Bleuler schrieb auch: "Wie jede Operation ist auch die hier in Frage stehende nicht gefahrlos. Es kommen lebensgefährliche Zwischenfälle vor, z.b. solche, die mit der Narkose zusammenhängen, die die Blutstillung betreffen oder die auf eine Infektion zurückzuführen sind. Im Fortbestehen der jetzigen Erregung liegen aber zweifellos grössere Gefahren als in der Operation."

   (Endnote 640: M. Bleuler an J. Meier, 13.12.1947)

Vormund und Schwager gaben die Zustimmung zur Operation, der Ehemann erst, als ihm Bleuler versicherte, die Operation solle "nicht an Geldschwierigkeiten scheitern". "Die Operation könnte sehr wohl kostenlos durchgeführt werden." Am 14. Januar 1948 wurde Emma G. in der neurochirurgischen Klinik an der Heliosstrasse 22 nicht von Hugo Krayenbühl selber, sondern von Oberarzt G. Weber leukotomisiert.

   (Endnote 641: Staatsarchiv, Burghölzli-Patientendossier Nr. 34902, Brief von G. Weber an Burghölzli-Direktion, 14.1.1948)

Es trat einer der befürchteten Zwischenfälle ein:

"Bei der in Ihrem Einverständnis gestern an

(S.151)

Frau Emma G. vorgenommenen Hirnoperation ist leider eine Blutung aufgetreten, auf Grund welcher die Bewegungsfähigkeit der Patientin links vorläufig etwas eingeschränkt ist."

   (Endnote 642: M. Bleuler an J. Meier, J.G. und Frau C., 15.1.1948)

Die Operation war wegen der Blutung nur auf der einen Seite vorgenommen worden.

Im Januar 1948 wurde dem Vormund noch gesagt, wenn sich die Patientin erholt habe, würde dann in einer zweiten Operation auch noch die andere Hirnhälfte behandelt, davon ist aber in den späteren Akten nicht mehr die Rede.

"Am 2. Februar konnte Direktor Bleuler mitteilen, dass im Befinden meiner Mündelin eine wesentliche Besserung eingetreten sei."

   (Endnote 643: Vormundschaftsbericht für die Zeit vom 1. Juli 1946 bis 30. Juni 1948)

Doch zu den folgenden Jahren ihres Anstaltslebens - Emma G. blieb bis zu ihrem Tod im November 1962 interniert - heisst es:

"Offenbar ist keine Heilung mehr zu erwarten." (29. September 1950).

"Frau G. sitzt stets im dunkelsten Winkel der Abteilung für sich allein, schwätzt andauernd vor sich hin unter vielen Grimassen und manierierten Bewegungen." (26. Januar 1951).

"Ihr Zustand hat sich eher verschlechtert." (7. Juni 1951)

Der Ehemann gab die Scheidung ein. Die Oberärzte Stoll und Angst verlangten, dass die Scheidung im Burghölzli durchgeführt werde:

"Die Patientin weilt ständig seit Jahren auf einer Abteilung für unruhige Kranke und bereitet pflegerisch grösste Schwierigkeiten. Sie ist derart schwerkrank, dass es nicht mehr möglich ist, mit ihr ein vernünftiges Gespräch zu führen. Sie gibt völlig unverständliche Antworten, verkennt die Ärzte wahnhaft, schwatzt verwirrt vor sich hin, grimassiert dazu und bietet somit das Vollbild einer Irrsinnigen."

   (Endnote 644: J. Angst und A. Stoll an Bezirksgericht, 6.3.1958)

Die Scheidung erfolgte am 18. Juni 1958. 1960 ersuchte der Ex-Ehemann um Erlass seines monatlichen Unterstützungsbeitrags von Fr. 40.- an die Versorgung und Behandlung von Emma G. und schrieb zur Vorgeschichte ihrer Ehe:

"Die Tatsache der Unfruchtbarkeit hatte man mir vorenthalten. Ich nehme nicht grundlos an, dass selbst Emma G. über diesen Sachverhalt nicht orientiert war."

   (Endnote 645: J.G. an Vormundschaftsbehörde, 28.9.1960)

Manfred Bleuler, der die Leukotomie 1947 so wortreich empfohlen hatte, schrieb 1966 zur Psychochirurgie:

"Psychochirurgische Therapien bei Schizophrenen sind nie oder fast nie mehr angezeigt."

   (Endnote 646: M. Bleuler 1966, Nachtrag, S. 653)

(S.152)

[[Die Psychiatrie hatte inzwischen von der Chemie-Industrie genügend Pillen zur Verfügung, um Patienten mit "Medikamenten" ruhigzustellen...]]

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Quellen
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          136
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 136
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          137
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 137
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          138
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 138
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          139
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 139
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          140
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 140
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          141
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 141
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
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Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 142
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          143
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 143
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                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          144
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                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          145
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                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          146
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Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          147
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 147
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          148
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 148
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          149
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 149
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          150
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 150
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          151
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 151
Thomas Huonker:
                          "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970;
                          Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S.
                          152
Thomas Huonker: "Fürsorge" in Zürich 1890 bis 1970; Sozialdepartement der Stadt Zürich 2002, S. 152



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