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Farben: Die Arten der Farben

von Michael Palomino (2007)

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aus:
-- Anke-Usche Clausen und Martin Riedel: Methodisches Arbeitsbuch Band IV: Schöpferisches Gestalten mit Farben mit der dazugehörigen Materialkunde. Für alle Altersstufen. Mellinger-Verlag Stuttgart, 1981

-- Mercks Warenlexikon 1884: Tusche; http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/Meyers2/seite/werk/mercks/band/21/seite/0593/mercks_b21_s0593.html
http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/Meyers2/seite/werk/mercks/band/21/seite/0594/mercks_b21_s0594.html


Malen und Malerei mit den Farben

Farben bestehen aus
-- Farbstoff
-- Bindemittel

und für das Malen und für die Malerei ist der Untergrund, der "Malgrund", der dritte Faktor.

Clausen / Riedel:

"Die Farbstoffe, der Malgrund und die Bindemittel, mit denen die Farbstoffe auf dem Malgrund haften, sind die drei Stoff-Elemente der Malerei." (S.18)

Die Maltechnik ist das Handwerk, das der Malende beherrschen muss, um sich überhaupt ausdrücken zu können. Wenn man viele Maltechniken gelernt hat, wird man ein Erlebnis, ein Bildeindruck nicht nur geistig verdichten, also formal gestalten, sondern seine Idee auch in einer bestimmten Technik übersetzen können, bzw. materialgerecht gestalten (S.52).

Naturfarben sind Lichtkräfte

"Naturfarben entstehen alle in der lebenden Pflanze durch die Einwirkung des Lichtes, der Sonne, denn Keime sind weiss oder Weiss ist die Farbe der Keime. Verwenden wir also Pflanzenfarben, so malen wir gewissermassen mit 'Lichtkräfte', Farb-Licht-Kräften. [...] Wir legen vor allem Wert auf die so wichtigen heilend wirkenden Pflanzenfarben. Sie können in der heutigen Zeit der aggressiven, grellen Teerfarbenprodukte, Leuchtreklamen, Röhrenbeleuchtungen, Fernsehbildern usw. beruhigend, erholsam und strahlungsabschirmend wirken." (S.43)


Die verschiedenen Farben

Die verschiedenen Typen von Farben gemäss ihrer Handelsform

Farben werden angeboten
a. in Stückchen (Säcken, Fässern, Kisten, Trommeln)
b. in Pulverform
c. in Pastenform
d. in Teigform
e. in Knopfform und Täfelchen (die Tuschen etc.)
f. in Tuben (Tubenfarben)
g. im Napf (Napffarben)
h. in Päckchen (Päckchenfarben)
i. in Stangen (als Schreibkreide, seltener in Würfeln, chinesische Farben etc.)
j. in Stiftform (Pastellstifte etc.)
k. in Büchsen (Lackfarben etc.) (S.44).

Die verschiedenen Typen von Farben gemäss ihrem Gebrauch

Man unterscheidet bei den Malfarben

-- Deckfarben, die die Oberfläche gut abdecken

-- und Lasurfarben, bei denen der Malgrund durchscheint (S.44).

Man unterscheidet die Farben auch nach deren Verwendung:

a. Strich- oder Anstrichfarben (auf Holz, Metall, Mauerwerk)

-- Anstreicherfarben
-- Tüncherfarben
-- Lackiererfarben
-- Dekorationsmalerfarben (S.50)

Anwendung auch in der graphischen Industrie im Buchdruck und im Plakatdruck (S.51).

b. Malfarben, vorwiegend auf Papier, Leinwand, Holz, Porzellan, Glas u.a.

Zusätzlich gibt es Stoff- und Künstlerfarben:
-- Freskofarben
-- Ölfarben
-- Aquarellfarben
-- Gouaschfarben (Französ. Wasser, Deckfarbenmalerei) (S.50)

Anwendung auch in der graphischen Industrie im Buchdruck und im Plakatdruck (S.51).

c. Zeichenfarben (trockene Farbanstriche, insbesondere auf Papier, Schreibkreiden, Pastellstifte und Bleistift

d. Stofffarben oder Zeugfarben und andere lösliche Farben zum Färben von Geweben, Stoffen, Papier usw. (von Fasergebilden, Leder usw.)

e. Tinten für flüssige, gut färbende Strichführung: Schreibtinte (schwarz, rot)

f. Farben für Schreibmaschinenbänder, Vervielfältigungsapparate usw.

g. Aufbürstfarben sind gelöste oder geschlämmte Farben zum Auffrischen (z.B. Gewebe) (S.50).

Die Farben beim Plakatdruck

Typendruck, Autotypie, Steindruckfarben, Tonfarben (Untergrundfarben für Dokumente), Glanzfarben für Pergament, in der Buntpapier und Tapetenfabrikation, Porzellan, Steingut und Glasfarben (S.51).

Die verschiedenen Typen von Farben gemäss ihrer Gebrauchstemperatur

Die Temperatur bezieht sich auf den Moment, wenn sich die festen Aufstriche bilden und die Farben erhärten, so dass die beständige Färbung entsteht.

a. Erhärten bei gewöhnlicher Temperatur (die meisten Mal-Anstrichfarben und Zeichenfarben)
b. Färbung in heissem Wasser oder Dampf: Viele Zeugfarben
c. Emaillefarben für Lacke, die bei höherer Temperatur eingebrannt werden
d. Bildung und Erhärtung bei höherer Temperatur: Emaillefarben und Schmelzfarben in der Keramik (S.51).

Brennfarben / Keimfarben [nach dem Erfinder A.W. Keim benannt]

-- für Porzellan und Steinzeug: Die Keimfarben werden mit dem Pinsel aufgetragen. Beim Brennen bilden sich die Farben durch Verbindung der Oxyde mit anderen Zusätzen oder mit der Hauptmasse. Die Farbe kommt im auffallenden Licht zur Wirkung.

-- für Glas: Die Farbe kommt im durchfallenden Licht zur Wirkung (S.51).


A

Aquarellfarben

Aquarellfarben zeichnen sich dadurch aus, dass sie durchscheinend sind (Lasurwirkung). Der Untergrund ist immer hell, weiss oder zart getönt. Der Reiz von Aquarellen sind die hellen Lichttöne der Farben (S.56).

Die Bindemittel der Aquarellfarben sind wasserlöslich. Für Aquarellmalen soll möglichst kalkfreies Wasser verwendet werden, v.a. beim Malen mit Pflanzenfarben, eventuell abgekochtes oder sogar destilliertes Wasser. Konservierungsmittel der Aquarellfarben sind Salizylsäure oder Alkohol. Um Aquarellfarben wasserfest zu machen, fügt man noch Kopaivabalsam, Wachs und Mastiz hinzu. Um einen gleichmässigen Auftrag zu erreichen, ist der Zusatz präparierter Ochsengalle notwendig, die Seifen und Taurocholsäure enthält, die auf Fette emulgierend wirken und daher die gute Verteilung auf fetthaltigem Malgrund bewirken (S.56).

B

Bienenwachsfarben

Seit ca. 1950 sind die Bienenwachsfarbstifte erfunden. Es sind Wachsfarbstifte oder Wachsfarbenblöcke
-- in gut abgewogener Stärke
-- die Stifte liegen gut in der Hand
-- die Farbe ermöglicht einen flächigen Auftrag, ohne dass die Stifte zerstückt zu werden brauchen (S.87).

Man kann mit den Wachsfarbstiften "malerisch" arbeiten. Es können gut durchlichtete, lasierte Farbwirkungen erzeugt werden. "Die Qualität, auf echtem Bienenwachs aufgebaut, ist wohltuend und wirkt therapeutisch." (S.87)

"Die Blöcke malen, die Stifte zeichnen 'von selbst'. Die Farben sind ausgezeichnet abgestimmt und kommen auf leicht gekörntem Papier, was gar nicht einmal eine teure Qualität zu sein braucht, in zartesten, zarten und kräftigen, charaktervollen Nuancierungen zu einer echt malerischen Wirkung. Dazu sind die Farben aussergewöhnlich (S.87) stabil. Die Schüler [und Erwachsene auch] können sie [die Farben] daheim und auf Wanderungen als sehr notwendige, getreue Helfer bei sich tragen." (S.88)

Bienenwachskreiden "Kurdi"
-- sind kurz, dick und griffig
-- brechen nicht ab
-- man kann sie auch quer benutzen und mit der Querfläche ganze Flächen damit bemalen
-- sie sind mit Wasser vermalbar (S.89).


Bleistifte und Graphit

Der Graphit

Graphit ist eine Kohlenstoffmodifikation, gemischt mit eisenhaltigem Sand. Graphit ist ziemlich verbreitet, jedoch sehr unterschiedlich in seiner Feinheit. Die Gänge sind hauptsächlich im Urgebirge und Übergangsgebirge zu finden, in abgerundeten Massen, in Granit, Gneis, Glimmerschiefer oder Urkalk (S.90).

"Der Graphit oder das so genannte Reissblei ist, wie der Diamant, reiner, kristallisierter Kohlenstoff; seine Kristallform und seine physikalischen Eigenschaften sind jedoch von denen des Diamantes wesentlich verschieden. Er kristallisiert nämlich in Tafeln und Blättchen, welche nach einigen dem hexagonalen, nach anderen dem monoklinen System angehören, oder er bildet derbe, blättrige, schuppige oder erdige Massen. Bisweilen zeigt er auch eine faserige Textur." (S.90)

"Die Farbe des Graphites ist grauschwarz und metallisch glänzend. Er ist vollkommen undurchsichtig, fühlt sich fettig an und färbt grau ab. Hat der Diamant die oberste Stufe (die zehnte) der Härtestkala, so hat der Graphit beinahe die unterste Stufe." (S.90)

"Die wichtigsten Fundorte des Graphites sind Borrowdale in Schottland, Keswick in England (Cumberland), das südliche Sibirien, Insel Ceylon, Passau, Marbach, Montabaur im Westerwald, Böhmen, Mähren, Schweden etc. Den reinsten Graphit liefert Ceylon, dieser hat 1,2 - 6 % Aschegehalt, andere 40 bis 60 %." (S.90)

Die Graphitminen der Bleistifte

Allgemein benutzt man möglichst reinen Graphit, so dass nur eine mechanische Reinigung nötig ist. Der Graphit wird mechanisch zerkleinert. Gemahlen ist das Pulver noch ziemlich grob und schwärzlich. Dann wird das Pulver geschlämmt und dann chemisch behandelt (S.90).

"Für moderne Bleistifte wird der fein gemahlene Farbstoff Graphit mit ebenso fein gemahlenem Ton [Bindemittel] zu einem gleichartigen Teig angerührt. Aus diesem werden Stäbchen geformt, die schliesslich durch Glühen (Brennen) solche Festigkeit erlangen, dass sie beim Schreiben eine kleine Menge feinen Pulvers in Form eines Striches auf der Unterlage zurücklassen. Ton ist nur das Bindemittel in der Mine, wo in gleichartiger Mischung mit Graphit ein neuer einheitlich zusammengesetzter Farbstoff gebildet wird, dessen Teilchen durch Adhäsion an der rauen Unterlage haften bleiben. Die Möglichkeit der Abfärbung hängt nur von dem Tonzusatz ab ... Für die gewöhnliche Verwendung werden die geglühten Stäbchen (Bleiminen), kurz "Minen" genannt, in Holz gefasst." (S.89)

-- hoher Tonzusatz bewirkt einen härteren Bleistift
-- geringer Tonzusatz bewirkt ein leichteres Abfärben und einen weicheren Bleistift mit breiteren Strichen (S.89).

Eine Variation ist Silbergraphit mit silberähnlichem Metallglanz. Farbiger Graphit kommt aus Böhmen (S.90).


G

Gouachefarben

Der Name kommt vom italienischen "guazzo" und heisst "Wassertümpel"). Es handelt sich um eine Aquarellmalerei mit grösseren Farbstoffmengen. Die deckenden Farben sind mit flüssigem Gummi vermischt. Aufgetragen wird die Farbe auf Papier, Pergament, Seide, Elfenbein etc. (S.56)


O

Ölfarben

Ölfarben sind Mischungen zwischen

-- Farbstoffmischungen

-- und trocknenden Ölen, Firnissen, Wachs, Harzen, Balsamen, Lacken usw. (S.53)

Früher, z.B. im Mittelalter, rieb man die Ölfarben mit reinen Ölen  oder Öllacken. Gewöhnlich bereitete man nur den jeweiligen Tagesbedarf vor (S.53).

Heute verlangt man von Ölfarben eine Massenproduktion und eine Haltbarkeit, insbesondere Lagerfähigkeit. Hierzu dienen Zusatzstoffe wie Wachs, Harze und andere Stoffe. So ist eine dicke Konsistenz vorhanden und das Abscheiden zwischen Farbstoffen und Öl findet nicht mehr statt. Die Aufbewahrung erfolgt unter Luftabschluss in Büchsen (Anstrichfarben) oder in Tuben (Künstlerfarben) (S.53).

Reine Harzlösungen trocknen zu schnell und vermindern ihr Volumen zu schnell, so dass die Farbflächen reissen und springen würden. Reine Firnisse sind (namentlich für Künstlerfarben) nicht geeignet, da sie zu langsam trocknen, Runzeln bilden usw. Eine entsprechende Mischung von Harzlösungen und Firnissen und Lösungen gleichen die Gegensätze aus, je nach Farbstoff in verschiedener Zusammensetzung (S.53).

Moderne Künstlerfarben werden auch mit Zusätzen von Harz (Kopal) und Bernstein zu Firnis. Der Harzzusatz hat einen günstigen Einfluss und regelt ein regelmässiges Trocknen, eine gleichmässige Trocknung und schützt weitgehend die Farbstoffe. Für Künstlerfarben verwendet man insbesondere Bernstein und Kopale, vermeidet spritlösliche Harze sowie Petroleum und vergilbende Balsame (S.53).

Künstlerölfarben oder Malerfarben

Künstlerölfarben sind mit Mohnöl, Leinöl oder Nussöl angerieben. Künstler verwenden diese Farben. Die Herstellung ist im Prinzip dieselbe wie bei den gewöhnlichen, zum Anstrich bestimmten Ölfarben. Unterschiede:

-- die Farbkörper sind viel feiner verrieben
-- die Farbkörper sind reiner
-- die Farbkörper sind zuverlässiger
-- die Auswahl des bindenden Öles ist sorgfältiger (S.54).


P

Pastellfarben

Pastellfarben sind in Holz gefasste Farbstifte, einfach weicher als normale Zeichenstifte.

Herstellung von Pastellfarben

-- Mischung der Farbe
-- plus Bindemittel
-- Stängelchen machen
-- im Schatten oder bei grösserer und geringerer Wärme trocknen lassen

Faktoren der Zubereitung sind:
-- Feinheit der Farbkörper
-- Prozentsatz des Bindemittels
-- zu schwaches Trocknen (zu weicher Stift) oder zu starkes Trocknen (zu harter Stift) (S.84).

Farbmischungen der Pastellfarben

Bei den meisten Pastellstiften ist Weiss die Grundlage der Farbmischung
-- um ihnen mehr Körper und erdige Beschaffenheit zu geben
-- oder um ihre Farbe mehr und mehr aufzuhellen (S.84).

Solche weisse Grundlagen der Farbmischung sind:
-- Kreide (rein, weiss, fein gerieben und durch Schlämmen von allen sandigen Teilen getrennt)
-- weisse Tonerde (Pfeifererde), geschlämmt und fein gemahlen.

Bindemittel der Pastellfarben

Bindemittel Öle und Fette

-- "Öle (Wachs, Fett) dienen bei einigen Pastellstiften, besonders bei den bloss mit Gips oder Tonerde gemachten zum Zusammenhalten. Man taucht sie, sobald sie fertig sind, in Öl, wodurch sie weicher werden und besser abfärben." (S.85)

oder

-- "Man hat auch bloss mit einer öligen Mischung Pastellstifte bereitet, die dann aber nicht zum Malen auf Papier und Pergament gebraucht werden konnten, sondern auf Leinwand oder Pappe, die mit Bimsstein glatt gerieben, mit Ölfirnis überstrichen und der Anstrich dann mit fein gestossenem Glas oder Bimsstein übersiebt wurde. Die fette Mischung bestand aus 16 Talg, 4 Wachs, 1 Wallrat, wovon ein Teil mit 2-4 Teilen der vorher erwärmten Farbkörper zu Stiften geformt wurde, die man in kaltes Wasser warf, damit sie schnell erhärteten. Das Malen mit diesen Stiften ist schwieriger, dagegen ist das Gemälde haltbarer und leidet nicht durch Wasser." (S.85)

Härte bei Pastellstiften korrigieren

Härten von Stiften

-- durch gelindes Erhitzen kann man den Stiften, die noch etwas Wasser zurückhalten, die nötige Haltbarkeit geben, wenn diese ohne Gummi oder Leim hergestellt sind (S.84).

oder

-- "Mit Gips (Pariser Gips aus Alabaster gebrannt und gelöscht) kann man Stifte härter machen, setzt etwas Öl hinzu oder taucht diese in Öl ein, so bekommt man Stifte ähnlich den Ölstiften. Als Bindemittel kann man Milch, Haferschleim (Absud von Hafergrütze), die mehr bindet, Bierhefe (von ungehopftem Bier), frisch oder gekocht. Sie [die Bierhefe] eignet sich z.B. für Pastellstifte aus Kreide, auch Gummi (Tragantgummi) mit etwas (S.84) Zucker, dieser mindert die Sprödigkeit." (S.85)

oder

-- Seifenwasser kann man bei einigen Farben ebenfalls brauchen (S.85)

oder

-- ebenso Wachsseife bei Farbstiften, die wie die mit Fetten gemachten zum Malen auf Leinewand dienen können (S.85).

Die Herstellung der Pastellstifte / Pastelle

"Das Formen der Pastelle: Man reibt die Farben auf einem Reibstein mit etwas Wasser aufs Allerfeinste, und teilt das Geriebene in drei Teile. Der erste Teil gibt einfache Farbenstifte; der andere wird durch Zusätze erhöht, und der dritte mit anderen Farben versetzt.

Um aus dem ersten Teile die einfachsten Farbstifte zu bereiten, muss man verschiedene kleine Brettchen zur Hand haben. Diese belegt man mit vier bis sechsfachem Makulatur; zu oberst aber mit weissem ungeleimten Druckpapier, streicht die Farben mit einem hölzernen Spachtel darauf, damit sich die überflüssige Feuchtigkeit in das Papier hineinzieht und sie etwas trockner wird. Ist die Farbe so weit trocken, dass man sie in der Hand, ohne anzukleben, behandeln kann, so bildet man ein Stückchen Teig, eine Haselnuss gross nach dem andern, in der Hand zu einer Kugel, rollt es zwischen beiden Händen länglich aus, damit ein an beiden Händen fein zugespitzter Zylinder daraus wird, und behandelt diesen ebenso zwischen zwei glatten Brettchen, um ihn gleich und glatt zu machen. Man gibt ihnen die Länge von zwei Zollen (S.85). und die Dicke einer starken Federspule, legt sie auf ein anderes Brett, bedeckt sie mit Papier vor Staub, und lässt sie im Schatten trocknen.

Ist das erste Drittel Farbe verarbeitet, so wird das andere Drittel wieder auf den Reibstein gebracht, und mit der Hälfte Weiss zur halben Farbe zerrieben. Von dieser wird dann die Hälfte auf die vorgeschriebene Art zu Stiften gebildet. Die andere Hälfte kann darauf weiter mit mehr zugesetztem Weiss nach verschiedenen Portionen durch alle Schattierungen bis zum höchsten Licht in der selben Farbe versetzt werden.

Das letzte Drittel der Farbe wird zur Vermischung mit anderen Farben gebraucht." (S.86)
(aus: Johann Carl Leuchs: Anleitung zur Bereitung aller Farben; Verlag von C. Leuchs & Comp., Nürnberg 1846)


Plakatfarben

Plakatfarben sind deckende Leimfarben mit Füllstoffen (S.57).


T


Temperafarben

Der Name "Tempera" stammt vom spätlateinischen Worte temperare, d.h. mischen, la tempera = das Bindemittel. Insbesondere versteht man unter Temperamalerei diejenige Malerei, welche Eidotter (S.52) als Bindemittel verwendet. Später und bis heute wird der Ausdruck wieder verallgemeinert. Die echte Temperamalerei verwendet Emulsionen von Wasser und Trockenöl in Eidotter oder anderen klebenden Bindemitteln (S.53).

Temperafarben haben Eiweissstoffe als Bindemittel: Tierische Leime, Pergament, Knochenleim, Kaseinleim, Hausenblase, insbesondere die Pereiratempera mit der Hausenblase als Bindemittel (S.52).

Temperafarben: Bindemittel Kasein

Kasein zeigt in alkalischer Lösung grosse Klebekraft und gelatiniert bei gewöhnlicher Temperatur nicht. Es kommt als Natronsalz in wasserlöslicher Form in den Handel. Es dient in der Kaseinmalerei, einer Abart der Freskenmalerei, auf Kalkgrundierung. Als Eiweissstoff ist das Kasein der Emulsion leicht dem Verschimmeln unterworfen (S.52).

Temperafarben: Bindemittel Eidotter

Eidotter ist die gelbe Flüssigkeit des Eies, die aus Wasser, einem gelbgefärbtem Öl und mehreren Eiweissstoffen, insbesondere Vitellin, besteht. Es dient als Bindemittel in der Temperamalerei (S.52).

Je nach dem Bindemittel in den verteilten Stoffen unterscheidet man:

-- Eitempera, eine Emulsion von Eigelb, Wasser und Farbstoff. Die Farben gleichen den Aquarellfarben: Die Gemälde werden zur Erzielung eines Glanzes gefirnist

-- Ei-Öltempera: ist eine Emulsion von Eigelb, Trockenöl und Farbe (Ersatz der Ölmalerei).

-- Kaseintempera: ist eine Emulsion von Eigelb, Kasein und Farbe
(eine Zuschrift korrigierte: Kaseintempera ist eine Emuslion aus Kalkkasein, Trockenöl und Farbe (Pigmenten) [web01])

-- Öl-Gummitempera: ist eine Emulsion von Öl, Gummi und Farbe (ähnlich die Seifentempera)

-- Leim-Tempera (frühes Mittelalter)

-- Kasein mit Leim (im Mittelalter und in neuerer Kaseinmalerei - mit Lavendelöl) (S.53).


Tinten

Tinten wurden im Altertum aus Teilen der Mineralien zusammengestellt
-- Demostenes gibt ein Tintenrezept mit Gummi und Kienruss bekannt: chemisch aus dem Mineralreich)
-- Anilintinten: chemisch aus dem Mineralreich
-- Eisen-Gallustinte (auch schwarze Galläpfeltinte): ist eine organische Tinte aus dem Pflanzenreich
-- Blauholztinte (verbesserte Eisen-Gallustinte, Schultinte, Kanzleitinte): ist eine organische Tinte aus dem Pflanzenreich (S.82).

Das 1696 in Nürnberg erschienene Buch "Kunst- und Werkschule" führt 48 Herstellungsarten für Tinte auf:
Tinte für Pergament
-- Tinte in der Not mit geringen Kosten
-- Niederländische Schreibtinte
-- Nürnberger Tintenzeug
-- Tinte auf der Reise mit über Land zu nehmen
-- Tinte, die in 9 Jahren nicht schimmelt (S.82).

Gallustinte

Voraussetzung sind Galläpfel der Schlupfwespe auf Pflanzenblättern und an Blüten. Chinesische und japanische Galläpfel sollen die besten sein mit bis zu 70 % Gerbsäure. In China ist der Handel mit Galläpfeln bedeutend (S.83).


Tuschen

Tuschen sind normalerweise alkalisch. Man verwechsle nicht Tuschen mit Tinten, die normalerweise sauer sind. Beim Mischen von Tuschen und Tinten erfolgt eine sofortige Gerinnung (S.72).

Tusche wird in Blöcken beliefert und jeweils mit Wasser "angerührt" (S.71), am besten abgekochtes Wasser, Regenwasser oder destilliertes oder demineralisiertes Wasser (S.72). Angerührte Tusche aufzubewahren lohnt sich nicht. Beim Eintrocknen bildet sie Schollen, die nicht mehr verwendbar sind. Stückentusche enthält keinen Schelllack und ist im Strichverlauf wesentlich präziser als andere, wird deswegen auch von Kartographen verwendet etc. Es sind auch völlig regelmässige Graustufen möglich mit dem Pinsel aufzutragen (S.71). Pinsel müssen nach dem Gebrauch von Tusche noch nass ausgewaschen werden. Ein mit Tusche eingetrockneter Haarpinsel ist nicht mehr zu gebrauchen (S.72).

Die verschiedenen Arten von Tusche

Es werden mindestens 9 Güteklassen unterschieden (S.72-73). Um die Qualität der Fichtenrusstusche zu überprüfen, macht man eine "Schwimmprobe": Man legt den Tuschstein / Tuschestein ins Wasser (S.77).

Die erste Tusche aus schwarzer Erde

Zuerst bereitete man die Tusche mit schwarzer Erde (S.77). Das Wort "Tusche" stammt von chinesisch Tu-he und bedeutet wörtlich "schwarze Erde" mit dem Zeichen Mi (Merck 1884: Tusche), das aus dem Zeichen "schwarz" (oben) und dem Zeichen "Erde" (unten) besteht (S.77). Die schwarze Erdfarbe wurde ursprünglich aus Schieferschwarz bereitet, mit Öl angerieben und mit Holzstäbchen geschrieben. Die Erdfarbe wurde aber mit der Zeit bröcklig und war nicht dauerhaft, so dass andere Rezepte mit Holzkohle, Harzruss und Ölruss erfunden wurden (Merck 1884: Tusche).

Koreanische Tusche
Koreanische Tusche besteht aus Russ von Fichtenbäumen und Hirschhorngallerte (tierischer Leim) (S.76). Korea schrieb mit Pinsel, China mit Holzstäbchen (Merck 1884: Tusche).

Chinesische Tusche
Chinesische Tusche besteht zuerst auch aus Erde und Leim (S.77),

Chinesisches
                        Schriftzeichensymbol Tu-he für Tusche: Schwarze
                        Erde
Chinesisches Schriftzeichensymbol Tu-he für Tusche: Schwarze Erde

dann aus Russ und tierischem Leim als Bindemittel (S.71). Chinesische Tusche ist aus
-- Fichtenholzruss oder Ölruss
-- Hirschhorngallerte
-- etwas Moschus und Kampher
zusammengeknetet (S.76).

Chinesische Tusche wird in Blöcken versandt und wird dann selbst angerührt durch kreisendes Reiben in einem Porzellanschälchen in Wasser oder auf einer Schieferplatte in Wasser (S.71).

"Die beste chinesische Tusche ist sehr schwarz, leicht zerbrechlich, auf dem Bruche fest glasartig, lässt sich im Wasser fein zerreiben, sinkt nicht zu Boden, färbt rein schwarz, springt, auf die Haut gestrichen und trocken geworden, nicht leicht ab, wenn man diese runzelt und hat keinen leimartigen Geruch." (S.76)

"Unter den verschiedenen Arten Tuschen, die aus China kommen, ist die mit dem Russe des Öles Hou-ma (Sesanuum orientale) die beste. Man setzt ihm Kampfer und Moschus zu, ferner Saft von Carthamus tintorius, um Glanz zu erteilen. Man erhält den Russ dieses Öles mittels mehrerer 100 Lampen, über welchen ein metallener Deckel angebracht ist, um ihn zu sammeln. Von dem Deckel nimmt man den Russ mittels einer Feder ab." (S.76)

Die chinesischen Tuschsteine sind z.T. mit Relief versehen und reich verziert (S.75).

Palasttusche
ist eine von Kaiser Sching-tson definierte feine Tusche (Merck 1884: Tusche)

Perltusche
"hat eine tiefe Schwärze (deckend) und ist wasserfest" (S.71)

Skriptol
ist dünner, fliessender als Perltusche, hat eine geringe Krustenbildung an der Feder und am Pinsel und einen geringeren Oberflächenglanz als die Perltusche. Skriptol "hat maltechnische Eigenschaften und ist auch für Schriftschreiber geeignet." (S.71)

Graphikerschwarz
ist "Tusche" in Tuben oder im Glas. Es ist eine pastose Farbe. Sie wird nach dem Auftrocknen wasserfest, sie besitzt ein Schelllackbindemittel (wie Perltusche), aber "sie ist nur gering abgebunden, um den samtig-matten, tiefen Schwarzton zu erhalten." Bei zu starker Verdünnung ist sie daher nicht mehr wischfest und nicht mehr wasserfest (S.71).

Ausziehtuschen
sind farbige Tuschen. Sie enthalten Schelllackseife und sind mit löslichen Farbstoffen gefärbt. Sie sind nach dem Auftrocknen wasserfest und völlig transparent, und die Lichtechtheit ist nur beschränkt (S.71).

Pigmenttuschen
sind farbige Tuschen mit Schelllackseife. Sie sind mit Wasser verdünnt und mit lichtechten, farbigen Pigmenten versetzt. Daher erfolgt ein wasserlösliches Auftrocknen, eine sehr gute Lichtbeständigkeit, und ein leicht deckender, matter Farbton. Pigmenttuschen eignen "sich für Pläne und Studien, die über lange Zeit dem Licht ausgesetzt sind; sofortige Wasserfestigkeit ist vorhanden; Pelikan-Pigmenttuschen werden in 13 Farbtönen hergestellt." (S.71)

Fount India
sind Füllhaltertuschen. Es "ist eine gering alkalische Pigmenttusche ohne Schelllack, so eingestellt, dass sie noch einige Zeit nach dem Auftrag und Eintrocknen mit Wasser lavierbar bleibt. Sie wird erst nach Wochen etwas wasserfest und ist sehr geeignet für Füllhalter. Sie hat einen matten, warmen Schwarzton (S.71).

Europäische Tusche
Die Herstellungsverfahren sind dieselben, aber die Qualität der Rohstoffe ist so unterschiedlich, dass die europäische Tusche niemals die Qualität asiatischer Tusche erreicht (Merck 1884: Tusche).

Die europäischen Fabriken nehmen Gasruss und Lederleim bester Qualität, plus Schutzmittel gegen Schimmelbefall Karbolsäure und Kampfer (S.79). Dann arbeitet die Knetmaschine und verbindet Russ, Leim und Zusätze (S.79-80). Die Masse wird so lange geknetet, "bis der Leim durch Zerstörung seiner Struktur die Kraft zum Gelieren verloren hat. Das Korn des sehr lockeren Gasrusses (1 Kilo nimmt einen Raum von 6-7 Litern ein) wird dabei bis zur kolloidamen Verteilung weiter zerrieben." Diese Knetarbeit geht tagelang (S.80).

"Nach tagelanger Knetarbeit formt man aus der dicken, zähen Masse dünne Platten und zerschneidet diese in kleine Stücke. Die Formlinge müssen nun trocknen; nur sehr langsam und vorsichtig dürfen sie zusammenschrumpfen. 6-9 Monate lang dauert der Trockenprozess, der gleichzeitig ein Reifeprozess ist. Die vollständig rissefrei getrockneten Stücke werden nun heiss gepresst." (S.80)

Europäische flüssige Tusche: Pelikan-Perltusche

wird auch "chinesische Tusche", engl. "Indian Ink" genannt. Die Trocknung der Masse dauert 6-7 Monate. Die Tusche wird gebrauchsfertig verdünnt geliefert.

-- man löst Schelllack in wässriger Boraxlösung auf, so dass eine wässrige Schelllacklösung entsteht (ist das Bindemittel)
-- das Schelllack-Harz ist entscheidend für die Qualität der Tusche
-- man fügt Russ hinzu
-- gegebenenfalls fügt man noch Leim hinzu
-- man konserviert und reibt die Tusche auf einem Walzenstuhl oder einer Kugelmühle an (S.80).

Perltusche ist fast unbegrenzt lagerfähig. Schlechte Perltusche setzt sich leicht ab und verstopft die Zeichenfedern. Gute Perltusche setzt nie ab, wie sich auch Zucker in einer Zuckerlösung nie absetzt (S.80).

Europäische farbige Tuschen

Europas Tuscheproduzenten haben flüssige, farbige Tuschen erfunden. "Es sind klare Lösungen von Farbstoffen in alkalischer Schelllacklösung. Die Herstellung erfolgt im Wesentlichen durch einen Kochprozess. Doch verlangen auch bunte Tuschen präzise Arbeitsvorschriften und deren peinlichst genaue Befolgung. Nur wenige Farbstoffe sind für bunte Tuschen brauchbar, denn sie müssen mit alkalischer Schelllacklösung verträglich sein und mit ihr zu einem wasserwiderstandsfähigen Film auftrocknen", also chemisch-physikalisch bindungsfähig sein (S.80).


Herstellung von Tusche

Die Herstellung von Tusche ist jahreszeitenabhängig. Man kann nicht das ganze Jahr hindurch optimale Tusche produzieren (S.74).

Der Grundstoff ist der Russ bestimmter Hölzer. Die Qualität der Tusche hängt ab
-- von der Art der verfügbaren Kiefern, die auf Fels gewachsen sein müssen und nicht zu jung sein dürfen
-- vom Leim
-- von der Sorgfalt der Herstellung zur rechten Jahreszeit
-- von der richtigen Temperatur
-- vom Aufwand an Arbeitszeit
-- von der Lagerung (S.73).

Die Herstellung von Russ für die Tusche

Die Russherstellung: Den Fichtenstamm aussuchen - das Harz vom Stamm entfernen

Zuerst wird die Fichte ausgesucht, von der man den Russ haben will. Die Fichte wird von allen Harzen befreit und dann gefällt. Harz behindert die Löslichkeit des Russes im Wasser und würde den Pinsel schmierig machen und muss also restlos weg. "Will man eine Fichte von ihrem Harz befreien, so macht man an dem Fusse des Baumes ein konkaves Loch und stellt eine Lampe hinein. Das Holz erhitzt sich allmählich und bald läuft alles Harz des Baumes durch einen Einschnitt, den man machte, ab." (S.77)

Je nach Kaiserdynastie werden Kiefern von verschiedenen Regionen definiert, die für die Herstellung der chinesischen Tuschen die besten sein sollen:
-- in der T'ang-Zeit die Kiefern vom Berg Anhui und vom Berg Lu-shan
-- in der Sung-Zeit die Kiefern von Shantung (S.73).

Die Russherstellung: Das Verbrennen des Holzes und der Russ am Kamin

Die Öfen sind verschieden, und der Qualität des Russ hängt vom Mass der Äste ab, die man hineinsteckt. Der Arbeitsgang im Ofen geht 7 Tage. Früher nahm man hochstehende Öfen, in der Sung-Zeit liegende Öfen (S.73). Die zu verbrennenden Fichtenstücke "müssen dünn und ungefähr Fuss lang sein" (S.77).

Die Russherstellung: Das Sammeln des Russes
Erst nach dem guten Auskühlen der Öfen sammelt man den Russ. Der Russ vom Kaminende ist gewöhnlich der beste, der am Kaminhals schon weniger gut bzw. weniger leicht und weniger gleichmässig, und der Russ im Ofen selbst ist unbrauchbar. Der Russ wird in Krügen gesammelt (S.73).

oder:

"Die zum Aufsammeln des Russes bestimmte Stelle ist ein langer Käfig von geflochtenem Bambusrohr, ähnlich der Koje, worin sich die Seeleute in ihren Fahrzeugen gegen Regen schützen... Man überzieht ihn innen und aussen mit Blättern von geleimtem Papier. Wenn diese Arbeit beendigt ist, bringt man mehrere mit kleinen Löchern versehene Scheidewände an, damit der Rauch austreten kann ... Der Russ, welcher sich an die Seiten der ersten und zweiten Scheidewand anlegt, ist der leichteste und zarteste. Man verfertigt daraus die beste Fichtenruss-Tusche." (S.77)

Der Russ wird geprüft. "Gibt er beim Anfassen der Hand leicht nach, und wenn er, mit einem Messer geschnitten, einen natürlichen Glanz zeigt, ist er gut. Man siebt in sorgfältig in unbewegter Luft und dann wird er mit Leim versetzt (S.73).

Die Herstellung des Leims für die Tusche

Auch die Produktion des Leims für die Tusche ist von der Jahreszeit abhängig. Man kann nicht das ganze Jahr hindurch guten Tuschenleim produzieren (S.74).

Es heisst, dass bester Leim auch noch zweitklassigen Russ zu guter Tusche werden lässt. Dagegen ergibt guter Russ mit schlechtem Leim keine gute Tusche mehr (S.73).

Leim zur Tuscheherstellung muss genügend gekocht sein und darf nicht mehr zu frisch sein. Zu frischer Leim wirkt bei der Tuschefabrikation negativ (S.73).

Als bester Leim gilt der aus Hirschhörnern:
-- Hirschhörner 7 Tage lang in einer Reisbrühe einweichen
-- zerkleinern
-- bei mässigem Feuer kochen, meist zweimal, am günstigsten im November (S.74).

oder:

Der Leim ist aus Hirschhornhaut oder gewöhnlicher Leim aus Eselshaut, Hausenblase und Knochengallerte, mit Honig, mit schleimigen Lösungen aromatischer Gummisorten, Tragant etc. (Merck 1884: Tusche)

Mischung von Russ und Leim = Tusche

In der Regel wird im Verhältnis 1:1 gemischt, aber mit zahlreichen Ausnahmen:
-- der Leim wird vorsichtig in den Russ hineingetan
-- abwarten, bis der Leim zu erstarren beginnt
-- erst jetzt verrühren
-- dann stampft man das Gemisch mit eisernen Stösseln in eisernen Mörsern. 30.000 Stösselschläge gelten als das gewöhnliche Mass
-- nun ist die Tusche im Wesentlichen fertig wird in transportfähige Formen geformt: Kugeln, Rundstäbe oder flache Steine ("Tuschsteine")
-- langsam und unter Beobachtung trocknen lassen, vor allem darf die Tusche nicht reissen.

Der Russ und der Leim werden anhaltend geknetet. Die ziemlich steif gewordene Masse wird in Formen gedrückt. Jede Qualität der Tusche hat ihre entsprechenden Formen. Die Tuschsteine werden dann mit Farben, Silber oder Gold verziert (Merck 1884: Tusche).

Die Variationen der Tusche je nach Herstellung

-- die Produktion ist abhängig vom Material und der Sorgfalt der Behandlung
-- Herstellung des Russes mit Kiefernreisig oder Fichtenreisig
-- Zusätze feinster Öle und Kampfer
-- zwei- bis dreimalige Siebung und Wiederbrennung des Russes ergibt eine gesteigerte Feinheit
-- die Feinheit kann weiter gesteigert werden durch Zusätze von Aloe, Kampfer, Balsam, Moschus etc., die eine Gärung verhindern und den Schutz vor Insekten bewirken (Merck 1884: Tusche)


Verschiedene Tuschsteine und Tuschekästen

In China wird mit den Formen der Tuschsteine ein Kult betrieben. "Man presste sie in Holzformen, in die man Schriften, Gedichte, Bilder, ja ganze Landschaften eingeschnitten hatte. Man nahm nicht allein berühmte Gemälde zum Vorbild, sondern bat bekannte Maler um Vorlagen (S.74). [...] Auch presste man diesen Darstellungen gleich ein paar Farben oder Goldfolien auf, so dass die Steine wirklich zu kleinen Kunstwerken wurden." (S.75) Diese farbigen Reliefs wurden auch begehrte Sammlerobjekte. Auch mit den Reibsteinen wird ein Kult getrieben, mit feinen und oft künstlerischen Reliefs (S.75).

Je nach Projekt werden verschiedene Arten von Tuschen und Reibsteinen benötigt. In Japan wurde der Schreibkasten "Suzuribako" entwickelt, mit Reibstein, Wassertropfen und Platz für mehrere Pinsel und Tuschsteine, ein meist 25 cm quadratischer, flacher Kasten, der in Japan zum Statussymbol wurde. Auch die Kästen wurden Kult, wurden bemalt, lackiert und dekoriert, oder mit Bildern mit pulverisiertem Gold oder Silber eingestäubt. (S.75).

Zu alte oder zu neue Tusche

Bei zu alter Tusche verschwindet der tierische Leim gänzlich und die Züge haben dann keinen Glanz. Bei zu neuer Tusche dominiert der Leim und verunreinigt den Pinsel. Am besten ist Tusche 3 bis 10 Jahre alt (S.76).

Lagerung der Tuschsteine

"Ehemals bewahrten die Tuschfabrikanten die Tusche in Säckchen aus Leopardhäuten auf, um sie gegen Feuchtigkeit zu verwahren; auch in gefirnisten und luftdichten Kästchen, um ihren Glanz zu erhöhen." (S.76)

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Quellen
[web01] E-Mail von ulrich.wittstadt@gmx.de vom 12.8.2011

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