Verschickungsheim: Ev. Kindererholungsheim
Schloßmacher, Spiekeroog -Zeitraum (Jahr): 8. Juli
bis 5. August 1964 [Regierung Erhard]
Das Versprechen: Heilende Wirkung auf einer
Nordseeinsel "Spiekeroog"
-- das Heim auf der Nordseeinsel sollte Leute mit
Atemwegsproblemen heilen, z.B. Kinder mit
Keuchhusten
-- der evangelische Pfarrer hatte gemeint, das
Kinderheim habe eine "gute Führung" und einen "guten
Ruf"
Zitat:
"Ich war sehr dünn und kränklich, der
evangelische Pfarrer in meinem Heimatort hatte
meinen Eltern das Heim besonders für Kinder, die
vorher an Keuchhusten erkrankt waren, ans Herz
gelegt. Er betonte vor allem die gute Führung und
den guten Ruf des Heimes. Meine Eltern waren
überzeugt, uns etwas Gutes zu tun."
Die Kinderfolter: In Unterwäsche im Speisesaal
sitzen - Kinder organisieren, um andere Kinder
auszulachen
-- die kriminellen Schwestern werden "Tanten"
genannt
-- Geschwister werden getrennt
-- der Speisesaal ist gross und kalt
-- zur Strafe müssen Kinder in Unterwäsche im
Speisesaal sitzen, einen ganzen Nachmittag lang
Zitat:
"Gleich am Anfang wurde ich (7 Jahre) von
meiner 9-jährigen Schwester getrennt. Ich kam in die
Gruppe der Jüngsten, Buben und Mädchen waren
zusammen. Einmal musste ich im kalten großen
Speisesaal den ganzen Nachmittag in Unterwäsche
sitzen, "zur Strafe" (wofür?) . Jeder, der
hereinkam, konnte mich dort sitzen sehen. Ich wurde
ausgelacht und verspottet, besonders von den älteren
Buben."
-- grauenhaftes Essen auf der Nordseeinsel Spiekeroog,
manchmal erbrechen viele Kinder in der Nacht, oder
machen ins Bett
Zitat:
"Das Essen war grauenhaft, einmal brach
Brechdurchfall aus. Viele Kinder in meinem
Schlafsaal erbrachen sich oder machten ins Bett. Da
es Nacht war, trauten wir uns nicht, die "Tanten" zu
wecken. Die sahen dann am Morgen die Bescherung, die
ich ihnen heute noch gönne..."
[Man kann annehmen, dass die "Tanten" sich Geld vom
Essensgeld der Kinder abgezweigt haben und den
Kindern nur den letzten Frass serviert haben].
Kinderfolter: Kontaktverbote über alles
-- Geschwister dürfen sich nicht austauschen, und
Freundschaften sind verboten
Zitat:
"Ich durfte meine ältere Schwester nur
einmal, an einem Sonntag, als wir in die Kirche
mussten, sehen. Sich mit anderen Kindern
anzufreunden, wurde unterbunden."
Kinderfolter: Kein Trost
-- kein Trost auf der Nordseeinsel:
"Ich fühlte mich immer sehr allen und
hatte Heimweh. Getröstet hat einen niemand. Ich war
ein stolzes Kind und zeigte meine Gefühle nicht. Ich
hatte 4 Wochen ständig einen Kloß im Hals, aber rein
instinktiv zeigte ich mein Weh den Tanten nicht, da
es dann noch schlimmer werden würde für mich."
Kinderfolter: Keine Spielsachen
-- keine Spielsachen - kein Ball - rennen am Strand
verboten - absolut kinderfeindlich:
Zitat:
"Spielsachen gab es gar keine, nicht
einmal einen Ball. Ab und zu wurde ein Ausflug an
den Strand gemacht. Wir mussten in dem eiskalten
Nordseewasser badenund saßen den restlichen Tag in
unseren nassen Badanzügen schlotternd am Strand.
Getobt werden zum Aufwärmen war strikt verboten."
Kindsmissbrauch: Die "Tanten" fummeln
-- die "Tanten" fummeln an Buben rum:
Zitat:
"Was mich sehr erstaunt hat war, dass die
beiden Tanten (eine davon hieß Ursula) ständig an
den kleinen Buben in meiner Gruppe herumfummelten."
Manipulation der Eltern mit hübschen
Fantasie-Berichten auf Postkarten
-- die Heimleitung verschickt Postkarten mit
Fantasie-Berichten, wie gut es den Kindern gehe
Zitat:
"Meine Eltern bekamen per Postkarten
mitgeteilt, wie gut sich ihre Kinder erholten und
wie fröhlich wir waren."
Kinderfolter: Heimleitung klaut Päckchen
-- die Heimleitung klaut den Kindern ganze Päckchen
weg:
Zitat:
"Meine Eltern schickten mir mindestens
zwei Mal Päckchen mit Süßigkeiten, von denen ich
nichts bekommen habe. Die Tanten haben die Sachen
wohl selbst gegessen."
Kinderfolter: Nur EINE Dusche und Schlangestehen
-- das Waschen im Waschraum geschah mit nur EINER
Dusche und Schlangestehen:
Zitat:
"Zum Waschen im Waschraum (es gab dort
eine Dusche, höchstens drei Waschbecken und
Toiletten) mussten wir nackt mit Handtuch und Seife
anstehen, bis wir an der Reihe waren. Es war dort
immer kalt, ich habe ständig gefroren, weil ich so
dünn war. Im Nachhinein bin ich erstaunt, dass ich
mir dort nicht noch eine Lungenentzündung zum
Keuchhusten geholt habe. Ich hatte wohl eine stabile
Konstitution..."
Die Eltern ziehen Konsequenzen und schweigen
-- die Eltern leiten die Berichte dem evangelischen
Pfarrer weiter
Zitat:
"Meinen Eltern habe ich zu Hause von
alldem erzählt, und mein Vater hat die Geschichten
dem evang. Pfarrer, der ihm zu der Kur geraten
hatte, berichtet. Er wollte das wohl nicht glauben,
aber meine Eltern sagten, sie hätten keine Zweifel
an unseren Berichten. Ob es daraufhin Kosequenzen in
dem Heim gab, weiss ich nicht, ich glaube aber
nicht. Das Heim ist heute ein Jugenderholungsheim
und heisst anders."
Kinderfolter in Deutschland: Kinder sollten
Maschinen und Roboter sein
-- drakonische Kinderfolter: Kinder sollten Maschinen
und Roboter sein - die Eltern ziehen Konsequenzen:
Zitat:
"Die "Erziehung" zu dieser Zeit war
drakonisch, Kinder mussten funktionieren und
gehorchen. Ich musste nie wieder in eine solche
Einrichtung, meine Eltern waren tief betroffen von
den Vorkommnissen und machten sich Vorwürfe, uns das
angetan zu haben."