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Archetypische Symbole der Familie: Kind - Vater - Mutter - Alte

von Michael Palomino (2006)

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aus: Ernst Aeppli: Der Traum und seine Bedeutung. Eugen Rentsch-Verlag, Zürich 1943; Taschenbuchausgabe: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1984

Tabelle: Archetypische Symbole der Familie im Traum

Familienmitglied im Traum

Deutung

Kind

Kind, Idee, Projekt, Erlöser (Aeppli, S.212)

Vater

Bewusstsein, Wissen, Intellekt (Aeppli, S.204,207)

Mutter: gütige Mutter

Liebe, Geborgenheit (Aeppli, S.205,206)

Mutter: primitiv, schreckliche raffende Mutter

Furie, die mit Terror die Kinder für sich vereinnahmt (Aeppli, S.205)

der Alte

Lebensweisheit, selten der "böse Alte" (Aeppli, S.213-215)

die Alte

drei Nornen, drei Parzen, die den Lebensfaden spinnen (Aeppli, S.204)



Archetypisches Symbol: Geburt eines Kindes im Traum

Kinder gab es immer in der Menschheitsgeschichte. Die Geburt eines Kindes im Traum verkörpert je nach Situation je nach Situation der träumenden Person nicht nur ein Kind, sondern auch das Leben generell und die Zukunftsmöglichkeiten. Wenn im Traum eine Schwangere mit einem Kind im Bauch vorkommt, verkörpert das Kind das tiefste Wesen der Frau (Aeppli, S.36).

Ein leidendes Kind im Traum stellt eine leidende Seite der träumenden Person dar (Aeppli, S.212).

Geburtstraum mit Geburt durch Vagina, Hals, Kopf oder Brust

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

Frau, ca. 20 Jahre alt
Die Frau sieht im Traum, wie sie ein Kind bekommt.
Die Frau soll ein Kind bekommen (Aeppli, S.155).
Frau, ca. 40 Jahre alt
Die Frau sieht im Traum, wie sie ein Kind bekommt, eventuell aus dem Hals, aus dem Kopf oder aus der Brust (Aeppli, S.155).
Die Persönlichkeit der Frau soll neu geboren werden (Aeppli, S.155).
oder:
Eine neue Idee oder ein neues Projekt sind geboren ("etwas Werdendes") und im Traum als "Kind" / "Baby" dargestellt (Aeppli, S.211-212).
Mann, ca. 40 Jahre alt
Der Mann sieht im Trum, wie er durch den Hals, aus dem Kopf oder aus der Brust ein Kind bekommt (Aeppli, S.155).
Eine neue Idee oder ein neues Projekt sind geboren ("etwas Werdendes") und im Traum als "Kind" / "Baby" dargestellt (Aeppli, S.211-212).



Das Wunderkind als "Überbringer"

Das Wunderkind im Traum, das eventuell sogar aus seinem Tod wiedererwacht, ist ohne Geschlecht. Die Deuter und Erzähler nehmen an, es sei ein ein Bub. Ein solches Baby im Traum bringt heilende Einigung:

"Es gibt manche Träume, in denen das tot geglaubte Kind wieder zum Leben erwacht (Aeppli, S.212-213). Solches geschieht allerdings nur in grossen, bedeutsamen Träumen. Dieses 'Kind' ist weder Knabe noch Mädchen; doch vermuten die meisten Erzähler solcher grossen Träume, (selbst noch eingespannt in den Gegensatz der Geschlechter), es sei ein Knabe. Das Kind ist aber als ein geistiges Wesen jenseits dieses Gegensatzes in die Natur hineinversetzt und bringt so heilende Einigung. In manchen Träumen sind es mehrere Kinder. Da ist diese Einung in der Seele des Träumers noch nicht vollzogen, da gehen die schöpferischen Kräfte noch auseinander." (Aeppli, S.213)


Das Kind im Traum will die Wandlung der Menschen bewirken

 
Gemäss C.G. Jung liegt bei solchen Kinderträumen, die zu einem neuen Lebenswandel anregen, eine Konfliktsituation vor, die eine Umkehr erfordert:

"In einer Untersuchung des Archetypus vom Kinde bemerkt Jung zur Deutung derartiger Träume: 'In der Psychologie des Individuums handelt es sich in einem solchen Moment immer um eine leidensvolle Konfliktsituation.' Die Begegnung mit diesem Kinde [...] vermag den Menschen zu wandeln, wenn er diesem seinem Werdenden beispringt." (Aeppli, S.212)

[Eigentlich handelt es sich dabei um Kindsmissbrauch im Traum, um die Erwachsenen auf neue Lebensinhalte aufmerksam zu machen. Die geldgierigen Erwachsenen merken es aber meist erst, wenn Kinder im Leben gefährdet sind, und so bleibt kein anderes Mittel übrig, als mit Kindern zu argumentieren].


Beispiel: Das Kind in der Hundehütte - von Tieren beschützt

Komischerweise haben die Kinder in Träumen dadurch starke Wirkung. In Träumen werden die kleinen Babys und Kinder an allen möglichen Orten entdeckt, z.B. in Hundehütten, und Tiere, die die Instinkte symbolisieren, bewachen es. Aeppli:

"Die vom Träumer fast immer als ausserordentliches 'Kind' erlebte kleine Traumgestalt ist ein Anfang und enthält zugleich schon alle Reife in sich. Ihm huldigen in manchen Religionen die Fürsten und die Weisen. In den Träumen unserer Tage kann es an dem vom hochmütigen Menschengeiste verachtetsten Orte liegen. An anderer Stelle wird auf den Traum eines sehr gescheiten Mannes hingewiesen, der sich fürchtet, am Hundehaus vor einem Bauerngehöfte vorbeizugehen. Ein Unbekannter heisst ihn, in das Hundehaus hineinzuschauen. Da liegt im engen, reinlichen Häuschen ein grossäugiges, wohlgeformtes Kind - eben am Wege zu einem naturnaheren Leben des Träumers. Es ist ein Kind des Heils, beschützt, wie so oft in den Legenden der kleine Held, durch Tiere, durch die Instinkte. Am allerbedrohtesten ist das Kind bekanntlich durch ein traditionelles Wissen, durch einen Hochmut der Macht, wie es schon die Weihnachtsgeschichte erzählt." (Aeppli, S.212)

Also ist der "Jesus" ein solcher Kindertraum bzw. Baby-Traum (Aeppli, S.211).

Die geistigen Kinder sind also dauernd durch den Hochmut der Macht am meisten bedroht (Aeppli, S.212),

[z.B. durch die Politik der Macht, durch den Hochmut der Kirche oder des Islam, der Auto-Lobby, der Börsen-Lobby etc.].


Archetypisches Symbol: Der Vater im Traum

Der Vater ist die Urfigur für die geistigen Inhalte des Lebens (Aeppli, S.207). Er steht symbolisch für die intellektuellen Beziehungen und die Auseinandersetzungen mit der Umwelt (Aeppli, S.204). Er vertritt die Aussenwelt, das Rationale, das tätige Bewusstsein, den Willen. Von der Vaterfigur wird die Übersicht über das Familiengeschehen und die Einsicht in die Welt ausserhalb der Familie erwartet (Aeppli, S.207).

 Archetypisches Symbol: Die Mutter im Traum

Die Mutter ist eines der mächtigsten archetypischen Bilder überhaupt (Aeppli, S.204). Gemäss Jung ist eine Mutter in folgenden Traumbildern zu sehen: Kirche, Schule, Universität, Stadt, Land, Himmel, Erde, Wald, Meer, See, Materie, Unterwelt, Geburtsort, Zeugungsort, Acker, Garten, Fels, Höhle, Baum, Quelle, Gebärmutter, jede Hohlform, Backofen, Kochtopf, Schicksalsgöttin, Hexe, Grab, Wassertiefe, der Nachtmahr [ein Spuktier: aufrechter Saurier mit Flügeln], der weibliche Kinderschreck  (Aeppli, S.205).

Muttertraum: Die Kirche ist geschlossen

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

Eine Person war oft in der Kirche.

Die Person sieht im Traum, wie sie in die Kirche will, die Kirche aber geschlossen ist.

Die Kirche symbolisiert die Mutter. Die Person soll Probleme in Zukunft ohne Kirche lösen (Aeppli, S.347), also ohne Mutter lösen (Aeppli, S.205).


Zur Mutter assoziiert sich als Tier jedes hilfreiche Tier, insbesondere die Kuh, der Drache, jedes umschlingende Tier (Aeppli, S.205).


Die verschiedenen Arten von Müttern

-- die liebende und die schreckliche Mutter (Aeppli, S.205) haben alle Mütter in sich (Aeppli, S.206)
-- die Mutter stellt das "Mütterliche" schlechthin dar, eine magische Autorität des Weiblichen
-- die Mutter stellt auch die Weisheit und eine geistige Höhe jenseits des Verstands dar, das Gütige, Hegende, Tragende, Wachstumspendende, Fruchtbarkeitsspendende, Nahrungsspendende
-- die Mutter ist auch die Stätte der magischen Verwandlung, der Wiedergeburt, auch das Geheime, das Verborgene, das Finstere, der Abgrund, die belebte Unterwelt, das Verschlingende und Vergiftende, das Angsterregende und Unentrinnbare (Aeppli, S.205).


Die liebende, gütige Mutter

Die liebende, gütige Mutter ist bescheiden (Aeppli, S.205-206). Sie lässt die Kinder los, wenn sie Entwicklung brauchen, sie sucht nicht das Ihre in den Kindern (Aeppli, S.206).

Die liebende, gütige Mutter entwickelt sich auch selber weiter und reift zur persönlichen Menschlichkeit (Aeppli, S.206).


Die primitive, schreckliche, raffende Mutter [die Furie]

Die schreckliche Mutter ist primitiv, egoistisch, ohne jegliche Weisheit, sondern raffend, presst die Kinder und deren Seelen an sich [und missbraucht die Kinder für Manöver innerhalb der Familie]. Die primitive, schreckliche, raffende Mutter ist dauernd fordernd und entfremdet sich so den Mann und die Kinder (Aeppli, S.205).

 Die primitive, schreckliche Mutter fordert von den Kindern z.B. die Karriere, die der Mutter nicht möglich war, um vom Lob an die Kinder selber noch Lob abzubekommen, so dass der Kindertraum der Mutter "in den Kindern" erfüllt ist. Dieser Terror verhindert bei den Kindern die eigene Entwicklung und macht sie lebenslänglich von der Mutter abhängig (Patricia Garfield: Frauen träumen anders, 1989, S.215).

[Die primitive, schreckliche Mutter kann oft auch nicht zwischen Sohn und Vater differenzieren. Wenn der Vater die Familie verlassen hat, dann projiziert die Mutter alles Schlechte in den Sohn und terrorisiert ihn oder verhätschelt ihn als Mann-Ersatz, oder noch schlimmer beides gleichzeitig als Zuckerbrot und Peitsche. Wenn dann noch der Zwang zur Karriere dazukommt, sind die Söhne in einer dreifachen Manipulation drin, die in die Orientierungslosigkeit mündet].


Die Träume der erwachsenen Kinder bringen das Wesen der Mutter an den Tag

Welcher Teil der Mutter im Leben dominiert hat, das sagen später die Träume der Kinder:

"Jede Frau enthält in einem individuell eingeschränkten Umfange in sich beide Wesensformen der 'Mutter' [gütige und primitiv-raffende Mutter]. Welche Form gewählt wurde, gewählt werden konnte, darüber geben die Träume der erwachsenen Kinder später ergreifend Auskunft." (Aeppli, S.206)


Archetypisches Symbol: Der Alte

Ein alter Mann im Traum symbolisiert gemäss Aeppli meist den "guten Alten". Die Alten verkörpern Erfahrung. Der Alte im Traum hat beratende Funktion für Leute, die "Boden" suchen (Aeppli, S.213).

Der "Alte" ist weisshaarig. Mit unbewegtem Gesicht verkündet er die "ernste Weisheit des Lebens selbst" (Aeppli, S.214).

Der "Alte" stellt auch die Vollendung männlicher Kraft und männlichen Geistes dar, der Geist vom Ahnengeist. In diesem Fall ist die träumende Person in der Nähe einer grossen, reinen Kraft. Eventuell ist der Alte dann als Häuptling oder magisch agierender, faszinierender, eventuell gefährlicher Zauberer dargestellt (Aeppli, S.214).

Eventuell ist der "Alte" auch Symbol für das uralte Böse, oder symbolisiert eine Warnung vor einem destruktiven Menschen in der Umwelt. Häufiger steht der "böse Alte" aber für ein Element im träumenden Menschen selbst (Aeppli, S.215).


Archetypisches Symbol: Die Alte

Oft erscheinen im Traum drei alte Frauen, in der Mythologie die drei Nornen, die Parzen. Sie spinnen still und leise den Schicksalsfaden (Aeppli, S.204).


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