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REM-Traumschlaf - Nicht-REM-Traumschlaf - Traumerinnerung

Das "Träumchen" - REM-Träume und Nicht-REM-Träume

von Michael Palomino (2006)

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aus:
-- Ann Faraday: Positive Kraft der Träume, Gondrom-Verlag, Bindlach 1996; orig.: Dream Power, Afar Publishers AG 1972

-- Ernst Aeppli: Der Traum und seine Bedeutung. Eigen Rentsch-Verlag, Zürich 1943; Taschenbuchausgabe: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1984



Das "Träumchen" steht am Anfang

Am Anfang der Schlafzeit erfolgt ein "Träumchen", ein schlafherbeiführender "hypnagogischer" Traum,

-- oft mit ungewöhnlichen körperlichen Empfindungen
-- oft mit merkwürdigen Zwiegesprächen und Halluzinationen (Faraday, S.47).

Gemäss Aeppli sind es erste "Einschlafbilder" beim Eindämmern:
-- Stimmungen und Erlebnisse des Tages werden erinnert
-- Phantasien und Erlebnisse des Tages gehen dabei durcheinander (Aeppli, S.17).

Manchmal geht das "Träumchen" direkt in einen REM-ähnlichen Traum über, aber ohne REM. Der REM-ähnliche Traum ist kürzer und weniger dramatisch als ein REM-Traum (Faraday, S.47).

Beim Einschlafen können Eindrücke vom Tag dominieren, z.B. Verkehrslichter oder Musik (Faraday, S.77).


Umstände beim REM-Schlaf

-- REM-Schlaf gilt als "aufgeregter Schlaf" (Faraday, S.30)

-- das autonome Nervensystem weist grosse Unregelmässigkeiten auf bezüglich Pulsfolge, Atemfolge und Blutdruck

-- das Gehirn hat einen höheren Sauerstoffverbrauch

-- die Schlafenden haben während des REM-Schlafs eine gesteigerte Durchblutung, bei Männern durch teilweise oder volle Erektionen [bei Frauen durch Anschwellen von Brustwarzen, Schamlippen und feuchter Vagina ablesbar; Patricia Garfield: Frauen träumen anders]

 -- die meisten Muskeln erschlaffen aber und verlieren die Reflexe ausser kleine Zuckungen oder Verziehen des Gesichts (Faraday, S.24)

-- vor den REM-Zeiten kommt es vermehrt zu Umdrehen oder Strecken des Körpers, während der REM-Zeiten kaum, dann nach den REM-Zeiten wieder

-- die Atmung ist beschleunigt, Herzklopfen (Faraday, S.25).

Gemäss Forschung ist der REM-Schlaf

-- wichtig für das Wachstum und die Erneuerung der Hirnzellen

-- Hirnzellgewebe in gutem Zustand ist Voraussetzung für optimales Denken, Lernen und Erinnern (Faraday, S.33).


Vergleich zwischen REM-Träumen und Nicht-REM-Träumen

Die Traumforschungen von Dr. Foulkes über REM-Träume (phantasievoll) und Nicht-REM-Träume (eher reale Szenen) ergeben folgendes Bild:

Tabelle: Traumforschungen von Dr. Foulkes über REM-Träume und Nicht-REM-Träume

 

REM-Traum

Nicht-REM-Traum

Länge

mehr

weniger (S.38)

gefühlsbetont

mehr

weniger (S.37)

physische Beteiligung

mehr

weniger (S.37)

kompliziert

mehr

weniger (S.37)

dramatisch

mehr

weniger (S.37)

Reflexion des Wachzustands

weniger

mehr (S.37)

verzerrt

mehr

weniger (S.37)

lebendig

mehr

weniger (S.38)

anschaulich

mehr

weniger (S.38)

detailliert

mehr

weniger (S.38)

aktiv

mehr

weniger (S.38)

plausibler

weniger

mehr (S.38)

rein konversationell

weniger

mehr (S.38)

gedankenähnlich

weniger

mehr (S.38)

 

 

(Faraday)


Dr. Foulkes folgert, der Mensch träumt während der gesamten Schlafzeit, nur nicht immer gleich. Zeiten ohne Traum gibt es kaum (Faraday, S.37). Gemäss anderen Forschern sind Nicht-REM-Träume "Intermezzi" (Faraday, S.40).

Weitere Traumforschung an REM-Träumen und Nicht-REM-Träumen

Die weitere Traumforschung findet heraus:

 

Tabelle: REM-Träume

Nicht-REM-Träume

Im Schlaf bestehen die REM-Träume meist aus mehreren Szenen, bis 6 pro Traum (S.41).

oft nur eine Episode / ein Szenenort (S.41)

konkrete Szenen mit erkennbaren Personen

oft nur schwammhafte Impressionen wie graue Strassen, fremde Gestalten, Niemandsland, schweben (S.42)

REM-Träume sind eine Welt der reinen Phantasie (S.43), die Szenen sind weit entfernt von der Realität (S.43-44).

In Nicht-REM-Träumen kommen Schuld- und Bussgefühle auf, das Gefühl, etwas erklären oder wiedergutmachen zu wollen, aber in einem Schattenland ohne Erkennen der Bewohner, in gespenstischem Nebel. Manchmal zeigt die Szene den Träumenden sitzend in einem Bett (S.43).

REM-Träume zeigen deutliche Bilder von Aktionen mit aktivem Eingreifen von Personen, konkrete Dialoge mit Inhalten (S.44)

Nicht-REM-Träume zeigen oft nur Gedanken oder Grübeleien, vage Dialoge (S.44).

In REM-Träumen wird konkret gelesen (S.45).

In Nicht-REM-Träumen in Szenen, wo gelesen wird, erscheinen umherschwebende Wörter und Buchstaben (S.45).

 

(Faraday)

 

Wecken

aus dem REM-Schlaf schwieriger

aus dem Nicht-REM-Schlaf leichter (S.44)

Auswertung

Eine Auswertung bringt viel Neues (S.45).

Eine Auswertung bringt nicht viel Neues, aber kennen muss man die Nicht-REM-Träume schon (S.45).

 

 

(Faraday)


Das Aufwachen

Der Übergang zwischen Nicht-REM-Traum zum Wachzustand vor dem Wachwerden ist fliessend (Faraday, S.43). Der REM-Schlaf vor dem Aufwachen ist der längste des ganzen Schlafs und kann bis zu einer Stunde dauern. Meist erwacht man direkt aus dem REM-Traum (Faraday, S.48).

Die Auswertung

-- beide Traumarten werden im Verlauf des Schlafs länger, so dass am Ende ein Nicht-REM-Traum ähnlich lang wie ein REM-Traum am Anfang des Schlafs ist und man sie nur schwierig unterscheiden kann (Faraday, S.46)

-- leichte Schläfer erinnern sich an viel Traummaterial aus den Nicht-REM-Perioden, Tiefschläfer dagegen an viel Traummaterial aus den REM-Perioden (Faraday, S.46-47).

-- die Forschung stellt fest, REM-Bewegungen sind dafür da, vor bedrohlichen Inhalten wegzuschauen. Die Tiefschläfer erleben intensivste REM-Träume (Faraday, S.49).

Die Erinnerungsfähigkeit an die Träume

Alle Menschen träumen gleich viel, nur mit mehr oder weniger Erinnerung (Faraday, S.48). Träume, die die Menschen behalten, kommen nur am Schluss des Schlafs, alle anderen Träume im Schlaf gehen normalerweise verloren (Aeppli, S.19). Leute, die überarbeitet oder mit Stress überlastet sind, können sich gar nicht an Träume erinnern (Faraday, S.150-151). Paradox erscheint, dass ein lautes Weckergeräusch zum Aufwachen mehr Erinnerung bindet als ein leises (Faraday, S.48).

Die Untersuchungen zeigen, dass Leute, die leichter schlafen, sich mehr erinnern, und dass Leute, die tiefer schlafen, weniger Erinnerungen haben (Nicht-Erinnerer mit weniger als einem erinnerten Traum pro Monat) (Faraday, S.49).

Es kommt sogar vor, dass einem am Tag plötzlich wieder ein Traum einfällt, oder auch nur ein Teil, so dass der ganze Traum rückverfolgbar wird (Aeppli, S.25).

Tabelle: Traumerinnerungen

 Schlaftyp

Traumerinnerungen

Leichtschläfer

mehr (S.49)

Tiefschläfer

weniger (S.49)

Verhältnis Arbeit-Freizeit ausgeglichen

mehr (S.150-151)

nur noch Stress und mit Arbeit überlastet

keine (S.150-151)

 

(Faraday)


REM-Augenbewegungen schauen weg statt zu

Die Augenbewegungen der REM-Träume dienen nicht, der Traumhandlung zuzusehen, sondern wegzusehen. Die Tiefschläfer, die intensivste Träume mit vielen REM-Bewegungen erleben (Faraday, S.49), sind auch im täglichen Leben dazu geneigt, vom Traum wegzuschauen und wollen ihn gar nicht erinnern (Faraday, S.50). Ein gewisser Verdrängungsmechanismus verdrängt da automatisch, meinen die Psychologen, um die intensiven Träume nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen, so die Psychologen (Faraday, S.51).

Faktor Medikamente und Traumerinnerung

Experimente zeigen:
-- Schlaftabletten produzieren Tiefschlaf und vermindern das Erinnerungsvermögen
-- Barbiturate reduzieren die Anzahl REM-Bewegungen, die Träume werden passiver und sind schwerer zu erinnern (Faraday, S.52).

Oft "entschlüpft" der Traum

Die vielen Experimente zeigen auch, dass viele Leute intensive Träume haben, die beim Aufwachen "entschlüpfen". Dumme Psychologen meinen diesbezüglich, das Unterbewusste wolle sich gegen die Träume wehren (Faraday, S.53).

Das Traumvergessen verringern - Erinnerungsspuren - die Traumerinnerung fördern


Oswald und Kleitman meinen, Traumvergessen sei keine Verdrängung, sondern sie meinen, das Gehirn sei während des Schlafs wahrscheinlich nicht in der Lage, Erinnerungen festzuhalten (Faraday, S.58).

REM-Schlaf

-- ist wichtig für die Konsolidierung von Erinnerungsspuren, die im Laufe des Tages entstanden sind [so kommt es, dass Menschen etwas "im Schlaf" lernen, ohne gross zu üben]

-- der Traum selbst aber geht dabei ohne Traumbewusstsein meist verloren, denn zur Bildung einer neuen Erinnerungsspur für den Traum kommt es kaum (Faraday, S.58).

Die Erinnerung an den REM-Schlaf geht innerhalb von 10 Minuten nach dem REM-Schlaf verloren. Experimente zeigen:

Wird die träumende Person im REM-Schlaf geweckt, erzählt die Versuchsperson einen lebhaften, zusammenhängenden Traum.

Wird die träumende Person 5 Minuten nach der REM-Periode geweckt, dann sind nur noch Bruchstücke des REM-Traums in der Erinnerung.

Wird die träumende Person 10 Minuten nach der REM-Periode geweckt, dann ist der Trauminhalt praktisch ganz verloren (Faraday, S.58).

Oswald und Kleitman schlussfolgern, dass der Nicht-REM-Schlaf den REM-Traum auslöscht (Faraday, S.58-59).

Wird dagegen die Versuchsperson 10 Minuten wachgehalten und ein grosses Wort angezeigt, bilden sich genug Erinnerungsspuren, um das Wort zu behalten und am nächsten Tag zu erinnern (Faraday, S.59).

Dasselbe passiert mit den Leichtschläfern, die zwischendurch wach sind: Sie bilden mehr Erinnerungsspuren durch die Wachzustände (Faraday, S.60).

Die REM-Träume werden besser erinnert, weil sie lebendiger und intensiver sind. Entscheidend ist die emotionale Intensität, egal, ob der Traum für die träumende Person unangenehm oder angenehm ist (Faraday, S.60).

Aktivierung der Traumerinnerung

Das aktiv ausgesprochene Vorhaben bzw. die Ermahnung vor dem Einschlafen, sich Träume zu merken, löst bei überwachten Experimenten mit Kontrollgruppe tatsächlich viel mehr Traumerinnerungen aus als bei der Kontrollgruppe. Auf mysteriöse Art und Weise kann so ein "Erinnerungswille" aktiviert werden (Faraday, S.61).

Ausserdem schärft jeder Gedanke über Träume das Bewusstsein für Träume und das Erinnerungsvermögen an Träume (Faraday, S.61).

Das eigene Weckexperiment

Den Inhalt des "Träumchens" feststellen

Wenn man einschlafen will, kann man einen Arm halb ausgestreckt haben und den Unterarm hochstellen. Wenn man einschläft, fällt der Unterarm. Dann soll man gleich aufschreiben, was man geträumt hat: Das war das "Träumchen" (Faraday, S.47).

Weckexperiment: Die REM-Träume und Nicht-REM-Träume feststellen

-- sich alle 90 Minuten wecken lassen und (Faraday, S.45), sofort die Träume aufschreiben (Faraday, S.60)

-- Traumtagebuch führen (Faraday, S.54).

Das Traumtagebuch kann dann eventuell sehr umfangreich werden (Faraday, S.54). Freud vernichtete sein eigenes Traumtagebuch mit der Begründung, es habe ihn mit dem ganzen Traummaterial förmlich erstickt (Faraday, S.54-55).


12 Tips für das Erinnern und Festhalten von Träumen

aus: Ann Faraday: Positive Kraft der Träume, Gondrom-Verlag, Bindlach 1996; orig.: Dream Power, Afar Publishers AG 1972


1. Papier und Bleistift, oder ein Tonbandgerät mit Mikrophon neben dem Bett stehen haben

2. ein nicht zu grelles Licht neben dem Bett

3. Vor dem Einschlafen soll man sich sagen: "Ich werde aus einem Traum erwachen" - "Ich werde heue nacht einen Traum erwischen" etc.

4. Chronische Nichterinnerer sollen sich von einem Wecker alle 2 Stunden wecken lassen, oder wenigstens einmal pro Nacht in der zweiten Hälfte des Schlafs, um einen Traum während einer REM-Zeit zu erwischen

5. Beim Wecken soll man sich ganz vorsichtig im Bett aufrichten und das matte Licht anschalten. Zu abruptes Aufwachen kann die Traumerinnerung auslöschen. Manche Leute behalten den Traum am besten im Gedächtnis, wenn sie sich im Bett aufsetzen und ihn mit geschlossenen Augen rekapitulieren, bevor sie das Licht anknipsen.

6. den Traum sofort und so detailliert wie möglich notieren oder auf Tonband sprechen, ohne wieder einzuschlafen (S.305)

7. die ersten Deutungen gleich mitnotieren, Parallelen zum vorhergehenden Tag, die einem einfallen, gleich mitnotieren, die Empfindungen während und unmittelbar nach dem Traum aufnotieren, und alles, was man sonst noch für wichtig hält, denn am nächsten Tag bei der Analyse ist alles wichtig (S.305-306)


8. Beim Erwachen aus dem Schlaf am Morgen den Traum im Liegen aufschreiben oder auf Tonband sprechen, mit allen Assoziationen etc.

9. den Traum nach allen Kriterien durcharbeiten, am besten noch am selben Tag:
-- zuerst objektive Fakten prüfen, Parallelen zum realen Leben prüfen
-- den Traum dann als Spiegel betrachten als Reflexion der Persönlichkeit und der gegenwärtigen Lebenssituation
-- den Traum nach Gestaltrichtlinien ausagieren, um widersprüchliche Züge der Persönlichkeit aufzudecken und zu integrieren.

10. die Träume genau datieren und in einer Mappe oder in einem Ordner aufbewahren, weil Traumserien sehr nützlich sein können, um doppelsinnige Träume zu erhellen und psychische Fortschritte festzustellen

11. Wenn immer noch keine Träume kommen, dann kann man mit Gestalttherapie die Träume selber ansprechen, wieso sie wohl nicht kommen.

12. Wenn auch nach der Befragung durch die Gestalttherapie keine Träume kommen, versuche man es mit der Wachphantasie-Methode, um wenigstens das zu erfahren, was unterhalb der Bewusstseinsoberfläche vor sich geht. Bei beharrlicher Durchführung werden die inneren Kräfte stimuliert, die uns unsere verlorenen Träume allmählich wiedergeben (S.306).

Die Wachphantasie-Methode braucht ca. 30 Minuten täglich, in der man nicht gestört werden sollte. Man entspanne sich in einem Sessel oder im Bett und lasse seine Gedanken beliebig schweifen. Man denke dabei an irgend etwas - an eine Person oder eine Situation, in der man sich während des Tages befand -, und sobald ein lebhaftes Bild oder eine Phantasievorstellung vor dem inneren Auge entsteht, so schildere man diese dem Tonband oder schreibe sie auf. Das erste Bild, das man sieht, ist im Hinblick auf irgendeinen laufenden Konflikt oft besonders interessant. Man kann dann sofort in die Gestalttherapie gehen und einzelne Figuren und Gegenstände fragen, was für Motive sie haben (S.308-312).

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