
21.7.2013: Experimente bei den neuen "Grünen"
mit totaler sexueller Freiheit und Schutzalter 6, 8
oder 12 in den 1980er Jahren
aus: Welt online: Der alltägliche
Missbrauch in einer grünen Kommune;
www.welt.de/politik/deutschland/article118234356/Der-alltaegliche-Missbrauch-in-einer-gruenen-Kommune.html
<Matthias Griese wuchs in
den 80er-Jahren in einer Wohngemeinschaft auf, wo
Sex mit Kindern zum Alltag gehörte. Der Chef
dieser Kommune war Mitglied im NRW-Landesvorstand
der Grünen.
Von Freia Peters
Er habe
schon als Zwölfjähriger ein Gesicht gehabt, das
Pädophile mochten, sagt Matthias Griese*. "Kleiner
Mund, trauriger Blick." Wie der heute 46-Jährige am
Lenkrad eines Lieferwagens sitzt, erinnert er an
Marius Müller-Westernhagen als Fernfahrer in "Theo
gegen den Rest der Welt".
Grieses
Kampf hat ihm Furchen ins Gesicht gegraben, die
Backenknochen treten weit aus seinem mageren Hals
hervor, seine Statur aber ist die eines
Heranwachsenden, Jockey könnte er sein. Den
Lieferwagen leiht Griese sich aus, wenn er
Elektronikschrott entsorgt und damit seinen
Hartz-IV-Satz aufbessert.
Er steuert
den Wagen auf einen Parkplatz und zieht die
Handbremse. Seit er ausgezogen ist vor 29 Jahren,
ist er nicht mehr hier gewesen, auf dem Dachsberg in
Kamp-Lintfort, einem Städtchen am Niederrhein nahe
der holländischen Grenze. Wenn er anfängt, von
damals zu erzählen, muss er eine seiner
Selbstgedrehten rauchen, "Schwarzer Krauser", eine
von 30 am Tag, sagt er, das sei seit seinem 13.
Geburtstag konstant geblieben.
"So sah
ich aus, als ich befummelt wurde", sagt Griese und
schlägt ein Fotoalbum auf, das auf dem Beifahrersitz
liegt, die Seiten sind schon etwas vergilbt. Eine
Aufnahme zeigt ihn auf dem Vorhof eines großen
Anwesens, des ehemaligen Landschulheims auf dem
Dachsberg.
"Heute würde man von Prostitution
sprechen"
1979 bis
1984 lebte Griese mit seiner Mutter hier in einer
linksalternativen Lebensgemeinschaft, beim Einzug
war er zwölf Jahre alt. Die WG gehörte zur
Emmaus-Gemeinschaft, die sich den Prinzipien des
französischen Priesters und Wohltäters Abbé Pierre
verschrieb: immer zuerst an den zu denken, der
unglücklicher ist als man selbst. Jenem zu dienen,
der am meisten leidet.
Es sollte
eine andere Form des Zusammenlebens von 68ern
erprobt werden, ökologisch sollte es zugehen. Damals
kam die Bewegung der Grünen auf, die für die Leute
in der Lebensgemeinschaft wie eine Offenbarung war:
Was sie dachten und fühlten, bekam jetzt eine
politische Richtung.
"Wir waren
etwa 25, davon rund zehn Kinder, das Haus lag
abseits mitten im Wald. Wir hatten ein total freies
Leben, bekamen keinerlei Grenzen", sagt Griese.
"Nach außen hin waren wir der nach Abbé Pierre
lebende Emmaus-Verein. Aber wenn ich Schulkameraden
mitbrachte, wurden die angefummelt. Von daher ging
es natürlich schon rum: Da leben die Pädophilen."
Seine
Mutter habe die Mitbewohner ermahnt, die Finger von
den Kindern zu lassen. "Aber nützt es, dreimal im
Jahr etwas anzumahnen, was täglich passierte?",
fragt Griese. "Ich habe mich drauf eingelassen. Mein
Interesse war groß an Süßigkeiten, Pornoheften,
Bargeld, Zigaretten. Manchmal bekam ich 20 Mark. Mit
Pornoheften konnte ich in der Schule ganz groß
punkten. All diese Vorteile bekam man, wenn man sich
auf die Fummeleien einließ. Heute würde man von
Prostitution sprechen. Sex gegen Kohle."
Freiheitlich. Gewaltlos.
Antiautoritär.
Vereinsvorsitzender
der Lebensgemeinschaft war Hermann Meer, Architekt,
inzwischen verstorben, ab 1980 Mitglied des
NRW-Landesvorstandes der Grünen. Am 27. Oktober 1983
übertrug der WDR eine dreistündige "Hallo
Ü-Wagen"-Sendung live vom Dachsberg zum Thema
Überflussgesellschaft; darin vertrat Meer die
Lebensgemeinschaft der Emmaus-Brüder als Alternative
zur Ex-und-hopp-Mentalität.
Mit Kurt
Biedenkopf, damals für die CDU im Düsseldorfer
Landtag, diskutierte er über Wege aus der
Wegwerfgesellschaft. Die Emmaus-Brüder gingen
regelmäßig über den Markt und sammelten die Reste
ein, damit die Lebensmittel nicht weggeworfen
wurden. Außerhalb des Zusammenlebens ging keiner
einem Beruf nach; auf dem Gelände wurde ein
Tagungsbetrieb eingerichtet. Jeder zahlte einen
kleinen Obolus als Mietersatz, der Rest ging in die
Gemeinschaftskasse.
Prominente
Grünen-Politiker besuchten die Lebensgemeinschaft
auf dem Dachsberg, zum Beispiel auf dem Weg zu einer
großen Anti-Atom-Demo. 1983 war das Jahr der
Stationierung der Pershing-II-Raketen, die Grünen
forderten den Stopp der Nato-Nachrüstung und
sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke.
Die
Partei war damals eine Mischung aus Feministinnen,
Linksintellektuellen, Revoluzzern,
Atomkraft-Gegnern, liberalen Christen. Vor allem
eines war ihnen gemein – es anders zu machen als
bislang: Wir verändern jetzt die Welt. Freiheitlich.
Gewaltlos. Antiautoritär.
"Meer trug seine Pädophilie offen
zur Schau"
Griese
ist nicht der Einzige, der heute das erste Mal über
seine Jugendzeit auf dem Dachsberg spricht. Auch
Anselm Rörig*, Lektor, wohnte fünf Jahre lang mit
seiner Mutter und seinen Geschwistern dort. "Es gab
durchaus liebevolle Ansätze, aber, das habe ich
schon damals als Jugendlicher erlebt, der Anspruch,
einen besseren Umgang miteinander zu pflegen als
,die da draußen', die Spießer, das Establishment,
wurde überhaupt nicht umgesetzt. Es gab böse
Gemeinheiten", sagt Rörig.
"Überwiegend
kamen esoterische Gruppen zu uns,
Selbsterfahrungsgruppen oder Anhänger der
Urschrei-Therapie; das waren für uns Kinder komische
Erfahrungen, da hörte man die Lustschreie quer durch
den Wald hallen."
Man käme
nicht so leicht auf die Idee, dass Rörig unter
Hippies aufwuchs. Vielmehr sieht er aus wie ein
Mitglied der Jungen Union, mit seinen 48 Jahren nur
ein wenig angegraut. Gestärkter Kragen, Hornbrille,
kariertes Sakko. Rörig machte nach seinem Auszug
eine kaufmännische Lehre und studierte BWL. Er
steckt sich eine Zigarette an. "Das ist wie eine
kleine Streicheleinheit für die Seele", sagt er.
"Wenn ich
ganz angespannt bin, mich nicht gut fühle, tut mir
das Rauchen gut, auch wenn es nur ein kurzer Kick
ist." An Hermann Meer kann sich Rörig gut erinnern.
"Meer trug seine Pädophilie offen zur Schau. Da
wurde kein Geheimnis draus, sondern vielmehr Werbung
für gemacht. Auch die griechischen Philosophen
hätten ihre Lustknaben und mit ihren Schülern
sexuellen Umgang gehabt. Das waren Sätze, die für
mich gang und gäbe waren, gewissermaßen Fakten, da
hat keiner widersprochen."
Meer habe nur auf Jungs gestanden
Rörig
hatte Glück. Als er einzog, war er schon 14 Jahre
alt. Meer fasste ihn nicht an. "Mich nahm er einmal
in seinem grünen alten Volvo auf eine Spazierfahrt
mit. Wir fuhren durch die Gegend, und irgendwann
setzte er mich wieder zu Hause ab. Fand ich einfach
nur schräg damals. Heute rückblickend ordne ich das
anders ein. Wahrscheinlich war ich entweder zu
verschlossen oder schon zu alt für ihn. Da muss ich
16 oder 17 Jahre gewesen sein. Er muss wohl
Absichten gehegt haben, sonst hätte diese Fahrt
keinen Sinn gehabt."
Meer habe
nur auf Jungs gestanden. "Ich erfuhr erst später,
dass Meer wohl mit einigen Kindern aus der
Lebensgemeinschaft Sex hatte. Ich weiß von
mindestens zwei, wahrscheinlich drei Jungs. Sie
bezeichnen es als sexuelle Übergriffe. Das war keine
liebevolle Freiwilligkeit, wie das dargestellt
wurde."
Matthias
Griese sagt, er habe zunächst einige Monate
versucht, Meers Übergriffe abzuwehren. Er hat noch
nie darüber geredet. Jetzt sprudeln die Worte in das
Führerhaus des Lastwagens. "Es dauerte, bis ich mich
drauf einließ. Ich versuchte, das zu blocken. Ich
war ja noch nicht in der Pubertät. Und dann ... Je
mehr mein sexuelles Interesse geweckt war, umso mehr
fragte ich mich, ob ich es mal ausprobiere."
Passende
Zeitungsartikel hätten immer auf den Toiletten
gelegen, es ging immer um das Thema Kinder und
Erotik, die Forderungen nach freiem Sex. David
Hamilton sei ein großes Vorbild gewesen mit seinem
Film "Bilitis" über die Ferienerfahrungen einer
13-Jährigen auf dem Land. "Es hingen große Bilder an
den Wänden von zwölf-, 13-jährigen Mädchen, nackt
oder halb nackt, mit Weichzeichner. Da waren alle
der Meinung, das ist gut, das ist genau das, was wir
wollen, unbefangen nackte Kinder."
"Er fummelte zwischen meinen
Beinen rum"
Vor dem
ersten Übergriff habe es eine Vorwarnung gegeben.
"Irgendjemand sagte, der Meer ist schwul, der
fummelt einen immer an. Dann ... das erste Mal ...
Er saß unten im Keller am Schreibtisch. Er fummelte
zwischen meinen Beinen rum und machte meinen
Hosenschlitz auf. Ich machte erst mal gar nichts
weiter. Ich war irritiert, sicher. Ich hoffte nur,
dass es keiner gesehen hat. Ich war zwölf oder 13
Jahre. Mir hat man damals eingeredet, ich könnte
alles selbst entscheiden mit zwölf Jahren. Das
endete natürlich komplett im Chaos. Ich war total
überfordert."
Griese
ist jetzt nicht mehr zu stoppen.
"Es gab
Tage, an denen ich sagte, ich will nicht. Das wurde
akzeptiert, aber Meer verstand es nicht. Wieso ließ
ich das Gefummel mal zu und mal nicht? Meistens fing
es in einem der öffentlichen Räume an. Dann sagte
ich halt nach zwei Minuten, lass mal stecken, will
ich heute nicht, ich habe kein Interesse, mit nach
oben zu kommen. Das führte zu schlechter Laune. Und
wenn ich mich dann weiter im selben Raum aufhielt,
wurde dann doch wieder gefummelt. Das müssen Sie
sich so nebenbei vorstellen, als wenn Ihnen einer
das Bein massiert, während der andere telefonierte,
ein Buch las, mit anderen diskutierte. Oder filmreif
unterm Tisch. Viel passierte beim Autofahren, so
weit es während des Fahrens technisch ging, bei
Spaziergängen, selbst auf dem Waldfriedhof wurde
dann mal kurz angehalten, das meiste ging im Stehen.
Penetration
fand nicht statt, gar nicht. Es wurde geblasen,
gewichst, gestreichelt. Gegenseitig. Hermann Meer
war schon über 60 Jahre. Er wirkte körperlich schon
sehr verbraucht. So viele Falten ... das war sehr
unappetitlich ... überhaupt nicht schön anzusehen.
Dünne Beine, dicker Bauch. Ich gucke mir alte Männer
nicht so oft an, aber ich glaube, die sehen alle so
aus.
Die
Übergriffe haben regelmäßig stattgefunden, manchmal
täglich. Insgesamt bin ich von ein paar Männern
angegrapscht worden ... vielleicht zehn. Die meisten
waren Tagungsgäste. Konstant außer Meer gab es noch
einen zweiten Bewohner, Moritz H.* Er wurde
polizeilich gesucht und versteckte sich auf dem
Dachsberg. Wenn er rausging, setzte er sich eine
blonde Perücke auf, damit er nicht erkannt wurde.
Seine Pädophilie war aktenkundig geworden, außerdem
war er ein RAF-Sympathisant. Er lud mich häufig zu
sich aufs Zimmer.
Bei
Moritz war es so, dass man sich direkt auf seinem
Zimmer traf, der hat das fast nicht verlassen. Der
stand auf Kinder, je jünger, desto besser, da war er
der Einzige. Manches Mal musste ich spazierende
Kinder aus seinem Zimmer entfernen. Kinder, die hier
im Sommer im Wald zelten wollten. Die lud er in sein
Zimmer ein, und ich schickte sie wieder raus in den
Wald. Die waren vielleicht zehn, elf Jahre, maximal,
das ging gar nicht. Das war, kurz bevor sie ihn
geschnappt haben. Ich find's für mein Leben nicht
dolle, aber die Zeit mit dem Moritz ... Da gibt es
für mich nichts zu verurteilen. Er war ein
charismatischer Mensch, der seine Ausstrahlung
leider dazu nutzte, um Kinder zu verführen."
Griese
verstummt. Das Reden habe ihn sehr angestrengt.
"Es sind die gleichen Typen,
Künstler"
Er wolle
jetzt spazieren gehen, sagt er, steigt aus dem
Laster und betritt das Gelände des Waldfriedhofes in
Kamp-Lintfort. Er will den alten Trampelpfad nehmen,
quer durch den Wald, den Hügel rauf, wie früher. Der
Weg ist längst zugewachsen, er schlägt sich durch
die Büsche, ein paar Dornen ratschen die Haut auf.
Dann
steht er schließlich im Garten des Anwesens, ein
großes Gebäude, das heute der Hochschulverein
Novalis pachtet; Studenten aus Polen können hier
günstig Zimmer mieten. Ein paar Fenster sind
geöffnet, unten gibt es eine Werkstatt, einige
Bilder lehnen von außen an der Hauswand. Ab und zu
geht jemand über den Kiesweg zum Parkplatz. "Kann
ich helfen?", fragt einer. "Nee, danke, ich hab hier
mal gewohnt", sagt Griese. "Ach so, fühl dich
frei!", erwidert ein Mann mit grauem Bart.
"Wenn ich
mir die Menschen angucke, sehe ich die Leute von
damals, sagt Griese leise. Es sind die gleichen
Typen, Künstler." Es tue ihm nicht gut, hier zu
sein, sagt er nach ein paar Minuten.
Die Opfer
vom Dachsberg waren nicht nur Jungen. Die Jungen,
die unter Meer und H. litten, vergriffen sich
wiederum an einem kleineren Mädchen aus der
Wohngemeinschaft, zehn Jahre. Es gab kein
Bewusstsein, dass irgendetwas falsch daran wäre.
"Ich war ein Jugendlicher, etwa 15 Jahre alt", sagt
Rörig.
"Jetzt bist du zu alt, was soll
ich mit dir?"
"Ich hab
nicht kapiert, dass das etwas Falsches ist. Wenn ich
mir die Folgen anschaue, wie traumatisiert diese
Frau bis heute ist ... Wie soll ich sagen, es war
ein Klima, das kein Unrechtsbewusstsein aufkommen
ließ. Es hörte sofort auf, als wir darauf
angesprochen wurden. Das Mädchen wandte sich
irgendwann an seine Mutter und sagte, ,das nervt
mich, das will ich nicht'. Da war dann
Riesenaufregung. Zwar wusste die Mutter, dass ihre
WG-Bewohner für freien Sex mit allen waren. Aber die
Toleranz hielt nur so lange, bis die Sache im
eigenen Haus aufschlug. In dem Moment, wo uns
klargemacht wurde, das geht nicht, setzte ein
Erkennen ein, dass das falsch ist. Es ging nicht um
Gewalt, es ging um ein gemeinsames Spiel, und mit
sanfter Überredung überschritten wir ... na ja. Das
kommt mir bis heute nicht über die Lippen."
Das
Mädchen sei heute eine Frau Anfang 40. Sie leide so
stark unter Angststörungen, dass sie ihre Wohnung
kaum verlassen könne. "Sie hat mir von einem Dutzend
Jugendlichen und Männern erzählt, die damals
übergriffig geworden sein sollen", sagt Rörig. "Sie
machte das wahrscheinlich in dem Bewusstsein, das
muss ja irgendwie okay sein. Aber irgendwann
realisierte sie: Das will ich gar nicht! Das gefällt
mir eigentlich gar nicht! Das waren ja alles
Menschen, die ihr bekannt waren, zu denen sie
teilweise ein enges Vertrauensverhältnis hatte. Sie
hat das dann mitgemacht."
Ein
älterer Mitbewohner über 20 sei mit dem Mädchen eine
Beziehung eingegangen, da war es zwölf Jahre alt.
"Mit 15 Jahren ließ er sie mit den Worten fallen:
Jetzt bist du zu alt, was soll ich mit dir?",
erzählt Griese.
Legalisierung von Sex mit Kindern
Es ist
nicht so, dass die Pädophilen ihre Neigung damals zu
verbergen suchten. Am 24. und 25. September 1983
richteten die Grünen im Tagungszentrum auf dem
Dachsberg einen vom Parteivorstand finanzierten
Kinder- und Jugendkongress aus. Sex mit Kindern war
das zentrale Thema. "Nicht nur im Plenum, auch im
Hof, beim Kaffee", sagt Rörig.
Teilnehmer
waren auch die "Stadtindianer", eine Kommune aus
Nürnberg, eine anarchistische Gruppe, deren
Hauptforderung die Legalisierung von Sex mit Kindern
war. "Angeblich sollen die ja die ungewollten Exoten
gewesen sein. Da war meine Wahrnehmung eine völlig
andere", sagt Rörig.
"Es war
auf diesem Kongress eine völlig offene Diskussion
mit den Pädophilie-Befürwortern, bei denen die
,Stadtindianer' die aggressive Speerspitze bildeten,
die aber eine große Zahl von Unterstützern hatten.
Die Hauptforderung war, sexuellen Verkehr ab dem
Alter von sechs Jahren grundsätzlich freizugeben,
sofern der Sex in Übereinkunft stattfindet. Sechs
oder acht Jahre, das war auf jeden Fall eine
einstellige Zahl. Andere nahmen eine "gemäßigtere"
Position ein und argumentierten für eine
Altersgrenze von zwölf Jahren. Die Zahl derer, die
dafür waren, war auf jeden Fall groß genug, dass
diese ,Stadtindianer' sich halten konnten. Wenn ich
mich dazustellte, hörte ich Rede und Gegenrede, da
war keine Gruppe in der eindeutigen Überzahl. Die
Meinungen hielten sich die Waage."
"Meer sagte mir, Vogel sei
schwul"
Organisiert
wurde der Kongress von Werner Vogel, einem
75-jährigen Pensionär aus Mettmann bei Düsseldorf.
1983 zogen die Grünen das erste Mal in den Bundestag
ein, mit ihnen Vogel, bereits seit 1980 Mitglied im
NRW-Landesvorstand. Als Senior hatte er als
Alterspräsident die Eröffnungsrede und damit die
erste grüne Rede im Bundestag halten sollen.
Kurz
zuvor wurde seine NS-Vergangenheit bekannt. Er war
Mitglied der Sturmabteilung der NSDAP gewesen. Vogel
trat zurück, engagierte sich aber weiter für die
Grünen und das Thema Kinder und Jugendliche.
"Hermann
Meer sagte mir, Vogel sei schwul", sagt Matthias
Griese. "Er sagte mir das, keine Ahnung, aus welchem
Grund. Aber ich hatte keine Ambitionen, einen noch
älteren Mann anzufassen. Er hat mich nicht so wie
Meer befummelt. Der Händedruck war schon überflüssig
lange. Er hat mich auch in den Arm genommen. Ich
vermute, er hatte Interesse. Aber es ist nicht dazu
gekommen."
Eva
Quistorp, Mitbegründerin der Grünen, engagierte sich
in den 80er-Jahren vor allem in der Frauen- und
Friedensbewegung. "Eine klare Linie war damals:
Keine Nazis, keine Rechten. Aber bei Linksextremen,
der gewaltbereiten Protestszene, Pädophilen war man
nicht klar genug", sagt die 67-Jährige.
"Die
antireformerischen Kräfte, die das radikale Milieu,
die Minderheitenszenen überbetonten, die waren
empfänglicher, nicht genau hinzuschauen bei der
,Indianerkommune' und den Pädophilen. Das Ideal
einer verständnisvollen Gesellschaft, einer
weicheren Pädagogik, über alles erst mal zu reden,
das brachte man auch der Schwup entgegen."
"Wir-machen-alles-anders-Milieu"
Die
Schwup, die grüne Arbeitsgruppe Schwule und
Päderasten, erstellte ein Diskussionspapier unter
dem Titel "Sexualität und Herrschaft", in dem sie
die Abschaffung des Sexualstrafrechts forderte. Der
NRW-Landesverband beschloss die Kernforderung des
Papiers: die Streichung des Paragrafen 176 StGB, der
den sexuellen Missbrauch von Kindern unter Strafe
stellt. Am 9. März 1985 wurde dies ins Wahlprogramm
der NRW-Grünen aufgenommen.
Es
hagelte Proteste aus Basis und Bevölkerung, die
Grünen verloren die Landtagswahl. Wenig später wurde
eine revidierte Fassung beschlossen, in der diese
Forderung nicht mehr auftauchte. Und doch dauerte es
noch einige Jahre, bis sich die grünen
Landesverbände zum Ausschluss der Pädophilengruppen
durchringen konnten.
"Einige
hatten kein klares politisches Urteil", sagt
Quistorp. "Und einige dachten, das
Pädophilie-Problem wird sich schon legen, es wird
schon nicht auffallen. Ich muss mich jetzt um meine
Karriere kümmern. Schließlich wollte man nicht, dass
ein schlechtes Licht auf die Partei insgesamt
geworfen wird. Und wieder andere dachten, Freiheit
per se löst alle Probleme. Man wollte sich mit dem
,Wir-machen-alles-anders-Milieu' profilieren und
erkannte die Problemlage vor lauter
Tolerant-sein-Wollen nicht."
Kinder hätten ein Recht auf
Sexualität
Was
Kinder anging, hieß das: "Frieden ist nur möglich
ohne Erziehung." So steht es 1984 im
Europa-Programmentwurf "Kinder und Jugendliche" der
Grünen, zu finden im "Archiv Grünes Gedächtnis":
"Die das menschliche Zusammenleben, Überleben und
Glück stark gefährdenden Sexualtabus und
Sexualstrafgesetze müssen endlich als schwerwiegende
Bedingung für die herrschenden, zerstörerischen
Wirtschaftsformen und Militärstrategien erkannt
werden."
Eine der
sechs Hauptforderungen im Europaparlament sei daher:
"Schrittweise Angleichung und Abschaffung aller
sogenannten ,Schutzalter' für sexuelle Beziehungen.
... Jede einverständliche (freiwillige) sexuelle
Beziehung hat in den Strafgesetzbüchern der
europäischen Länder nichts zu suchen. Die
Sexualparagrafen schützen nicht das sexuelle
Selbstbestimmungsrecht, sondern zerstören es."
Die
Pädophilen verkehrten die Sache ins Gegenteil. Auch
Kinder hätten ein Recht auf Sexualität. Sie
erklärten sich zu Befreiern der unterdrückten Kinder
und ernannten sich zu den wahren Kinderfreunden. So
erklärt der Psychotherapeut Jürgen Lemke den
Zeitgeist der 68er. "Viele sexuelle Tabus wurden
gekippt und die Pädophilie gleich mit. So einen
radikalen Bruch mit dem Althergebrachten gab es
davor noch nicht. Sodass die Pädophilen sich als
,Revolutionäre' erlebten und dementsprechend
auftraten. Den Umbruch 1968 nutzten die Pädophilen
und sprangen im Windschatten der sexuellen
Revolution auf den fahrenden Zug."
Lemke
therapiert seit Jahren Pädophile und
Missbrauchsopfer. Ein beliebtes Argument sei oft,
dass ein Kind doch Nein hätte sagen können, wenn es
nicht mitmachen wolle.
"Kindheit von Unsicherheit und
Angst bestimmt"
Der
Göttinger Parteienforscher Franz Walter soll im
Auftrag vom Bundesvorstand der Grünen nun die
Geschichte der Pädophilie-Befürworter in der Partei
während der 80er-Jahre wissenschaftlich aufarbeiten. Griese
und Rörig sind bereit, Walter Auskunft zu geben.
"Nur wenn die Aufarbeitung als Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft begriffen und gehandhabt wird,
ist sie erfolgreich", sagt Lemke.
"Es ist
kein Problem der 70er- und 80er-Jahre – Missbrauch
gibt es heute und wird es geben, auch weiterhin in
Institutionen. Pädophile sind Mitglieder der
Gesellschaft, und es gibt sie in allen Schichten."
Anselm
Rörig prägen die Erfahrungen von damals bis heute.
"Unsere Kindheit war bestimmt von Unsicherheit und
Angst. Dazu noch das dauernde Bewusstsein, anders zu
sein, anders zu leben. Die Kinder von damals haben
alle mit den Folgen zu kämpfen. Einige kommen
halbwegs gut damit zurecht, andere überleben bis
heute nur mithilfe von Psychopharmaka. Für mich ist
das Folge eines völlig überzogenen und
realitätsfernen Verständnisses von Freiheit."
Viele der
damals Erwachsenen seien selbst damit überfordert
gewesen und demzufolge überhaupt nicht in der Lage,
ihren Kindern die für ein gelingendes Leben
notwendige Sicherheit und Nestwärme zu geben.
"Ich
würde gerne einen Ort finden, an dem ich meinen
Frieden habe", sagt Matthias Griese. "Ich schiebe es
nicht nur auf die Zeit auf dem Dachsberg, aber ich
halte mich nicht für gesund im medizinischen Sinn,
schon gar nicht im psychologischen. Das Einzige ...
ich bin bis hierher gekommen. Hätte vielleicht nicht
jeder geschafft."
* Die
Namen wurden von der Redaktion geändert>
*****
28.7.2013: Die "Stadtindianer" wollten die
Grünen "kapern"
aus: Welt online: Skandal bei Grünen: "Die spielten mit
Kindern, da wurde mir mulmig";
http://www.welt.de/politik/deutschland/article118442857/Die-spielten-mit-Kindern-da-wurde-mir-mulmig.html
<Der Einfluss von Pädophilen
bei den Grünen war größer als bisher angenommen. In
einen Text von Bahros Kommunen-Arbeitsgruppe flossen
Ideen ein, mit denen die Täter ihre Opfer manipuliert
hatten.
Von Claudia Kade, Matthias
Kamann und Laura Réthy
Es wurde
gespuckt und geschrien. Diskussionen endeten in
Tumulten. Überliefert ist der Satz "Fangt endlich an,
vom Ficken verstehe ich genug". Und dennoch: Was sich
Mitte Juni 1984 auf der Burg Stettenfels bei Heilbronn
zutrug, wirkt zunächst nur wie eines von vielen
Beispielen für die Versuche von Pädophilen, die Grünen
zu kapern.
Den Anstoß zu
dem Treffen hatte der ehemalige DDR-Dissident Rudolf
Bahro (1935–1997) gegeben, der bei den Grünen zum
esoterischen Utopisten geworden war. Bahro rief 1983
eine "Bundesarbeitsgemeinschaft Kommune-Bewegung der
Grünen" ins Leben, die im Juni 1984 diverse Kommunarden
zur Strategiedebatte auf die Burg einlud.
Es kamen auch
Leute aus der berüchtigten Indianerkommune Nürnberg.
Dazu gehörte ein Mann, der auf der Burg Bahro bespuckt
und ansonsten propagiert haben soll, was Stadtindianer
auch auf Grünen-Parteitagen forderten, Sex mit Kindern.
Meer war nach 1980 weiter aktiv
Doch was das
Treffen brisant macht, ist die Anwesenheit eines anderen
Mannes: Hermann Meer. Wie die "Welt am Sonntag" berichtete, war der
mittlerweile verstorbene Meer während der 80er-Jahre
Oberhaupt einer Landkommune im nordrhein-westfälischen
Kamp-Lintfort. Zwei Männer, die damals in Meers
Emmaus-Gemeinschaft auf dem Dachsberg in der
niederrheinischen Stadt lebten, berichteten, dass Meer
dort immer wieder Jungen "befummelte" und dass dort auch
andere Männer Kinder missbrauchten.
"In der
Kommune gab es die älteren Männer ab 50, die auf kleine
Jungs standen", berichtet Matthias Griese (Name
geändert), "und die mittelalten Männer, die auf junge
Mädels standen". Oft seien Gäste gekommen, etwa
Schulklassen. "Die Kinder waren ab zehn Jahre, vierte,
fünfte Klasse. Es gab mehrere Männer unter 50 Jahren,
die versuchten, unter den Tagungsgästen Mädchen für eine
Nacht oder ein paar Nächte ins Bett zu kriegen. Wenn die
Mädchen dem Beuteschema der Männer entsprachen, hatten
wir Jungs keinen Zugang zum Haupthaus."
Meer,
Vereinsvorsitzender der Gemeinschaft, war Mitglied der
Grünen und hatte dort Posten. Bisher war nur bekannt,
dass er 1979 und 1980 dem NRW-Landesvorstand angehörte.
Jetzt haben Recherchen der "Welt am Sonntag" ergeben,
dass Meer sich nach 1980 nicht aus der Partei zurückzog,
sondern dort weiter aktiv war.
Chaos-Tage auf der Burg
Zum einen fand
in seiner Kommune 1983 ein Kinder- und Jugendkongress
der Grünen statt, zum anderen hatte Meer auch später
noch eine Funktion inne – in Bahros
Kommunen-Arbeitsgemeinschaft der Grünen. Dies geht aus
einem "taz"-Interview mit Bahro vom 24. April 1984
hervor, wo Bahro über jene Arbeitsgemeinschaft (BAG)
sagte: "Sprecher der BAG ist Hermann Meer, der sich sehr
engagiert."
Welch große
Rolle Meers Emmaus-Gemeinschaft auf dem Dachsberg in
jener BAG spielte, belegt ein Reader mit
Vorbereitungstexten zu jenem Treffen auf Burg
Stettenfels. Der von der Soziologin Michaela von
Freyhold verfasste und 1984 veröffentlichte Reader trägt
die Autorenzeile "Michaela von Freyhold, Die Grünen" und
die Ortsangabe "Dachsberg". Meers Kommune war also mit
Aktivitäten verbunden, die unter dem Dach der Grünen
stattfanden.
Zwar scheint
Meer sich dann auf der Burg über die Radikal-Pädophilen
aus Nürnberg geärgert zu haben. In einem "taz"-Bericht
vom 9. Juli 1984 über die Chaos-Tage auf der Burg wird
Meer so zitiert: "Ich kann es nicht mittragen, dass sie"
– die Indianer – "es wieder geschafft haben, diesen
Kongress zu ihrem Kongress zu machen."
Aus heutiger Sicht muss noch etwas
auffallen
Doch spricht
nichts dafür, dass sich hierin eine Distanzierung Meers
von Pädophilen ausdrückte. Denn ein Jahr später, 1985,
verteidigte Meer solche Haltungen auf dem
Sonderparteitag der NRW-Grünen am 30. März 1985 in Bad
Godesberg. Dort versuchten die Grünen – erfolgreich –,
eine Programmpassage zu tilgen, die sie zuvor auf dem
Landesparteitag in Lüdenscheid durchgewinkt hatten:
Sexualkontakte zwischen Erwachsenen und Kindern sollten,
sofern gewaltlos, straffrei bleiben.
Als in Bad
Godesberg die Streichung der Passage diskutiert wurde,
meldete sich Meer und empörte sich laut einem
"taz"-Leserbrief vom 10. April 1985, dass es in seinem
Grünen-Kreisverband Wesel Leute gäbe, die mit dem
Staatsanwalt drohten, wenn jemand zum Thema "Sexualität
und Herrschaft" Anträge stelle. Meer also wandte sich
gegen jene, die Pädophilie für strafrechtlich relevant
hielten.
Mithin hätte
man ahnen können, wie er dachte. Von da aus hätten Grüne
– auch wenn sie nichts vom Missbrauch in Kamp-Lintfort
wussten – fragen können, warum Meer in der Kommunen-BAG
eine Rolle spielte.
Aus heutiger
Sicht muss noch etwas auffallen: Es gab bei den Grünen
eine zweite BAG, in der Pädophile aktiv waren. Nicht nur
die oft thematisierte, bis 1987 bestehende BAG Schwule,
Päderasten und Transsexuelle ("SchwuP"), sondern eben
auch die Kommunen-BAG mit dem Sprecher Meer. In diese
BAG sind Pädophilen-Thesen aus Kamp-Lintfort
eingeflossen – auf widerliche Weise.
Übergriffe verbal bemäntelt
Einer der
Männer, die über ihre damaligen Missbrauchserlebnisse
bei Meer berichteten, beschrieb, wie Meer die Übergriffe
verbal bemäntelte. Er habe oft gesagt, "auch die
griechischen Philosophen hätten ihre Lustknaben und mit
ihren Schülern sexuellen Umgang gehabt". Dieser Gedanke
findet sich in jenem Kommunen-BAG-Reader, der der "Welt
am Sonntag" vorliegt.
Dort heißt es
über antike Kulturen: "Ebenso wurde in diesen Kulturen
Päderastie nicht tabuisiert, sondern war, wie wir aus
der griechischen Antike wissen, anerkannter Bestandteil
der Kultur." So wurde in den Text mit Grünen-Logo
hineingeschrieben, was in Kamp-Lintfort der Manipulation
von Opfern diente.
Grüne in
herausgehobenen Positionen scheinen Meer keine größere
Aufmerksamkeit gewidmet zu haben. So können sich die
ersten Grünen-Bundestagsabgeordneten aus NRW, Ludger
Volmer, Marita Wagner, Norbert Mann, Stefan Schulte und
Hans-Werner Senfft, nur dunkel an ihn erinnern.
Ähnlich
Michael Vesper, 61, Grünen-Mitbegründer, 1982/83
NRW-Landesvorstandssprecher der Partei, heute
Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbunds:
"Ich erinnere mich dunkel an Hermann Meer, er war 1980
im ersten Jahr der Grünen in NRW mit dabei. Wir Aktiven
waren ja damals meist Ende 20, er gehörte zu den
Älteren. Persönlich hatte ich nichts mit ihm zu tun. Ich
hatte keine Ahnung, dass er ein Pädophiler gewesen sein
sollte."
"Im Grünen-Umfeld eher positiv
besetzt"
Die
Emmaus-Kommune, sagte Vesper der "Welt am Sonntag", sei
ihm "dem Namen nach bekannt", wobei er hinzufügt: "Sie
war im Grünen-Umfeld eher positiv besetzt. Nicht wegen
Pädophilie, davon wusste man gar nichts, sondern weil
man solch eine Kommunen-Lebensform an sich begrüßte." Er
selbst, sagt Vesper, könne sich "nicht daran erinnern,
persönlich dort gewesen zu sein".
Wenn Grüne
von damals im Gedächtnis nach seltsamen Szenen zwischen
Erwachsenen und Kindern suchen, fallen den meisten die
Stadtindianer ein. Diese Sponti-Gruppen, zu denen Kinder
gehörten, kaperten Parteitagspodien und propagierten
sexuelle Freizügigkeit. Die Grünen wollten sie nicht
rausschmeißen.
"Das waren
Störenfriede, aber wir wollten unbedingt selbst mit
denen klarkommen, ohne die Polizei zu rufen", erzählt
einer. "Es waren auch 30-Jährige dabei, die spielten mit
Kindern, da wurde mir manchmal mulmig."
Mehr als das
ungute Gefühl habe er nicht zulassen wollen. Aus falsch
verstandener Liberalität, wie er sagt. "Es gab Personen,
die entsprechende Neigungen gehabt haben können."
Deutlicher wird Eckhard Stratmann-Mertens,
Ex-Bundestagsabgeordneter der Grünen.
Er sagte im
WDR: "Auf Parteitagen lagen teilweise Erwachsene rum,
die mit Jugendlichen knutschten. Es war zum Kotzen." Ein
Alt-Grüner, der die Partei vor 20 Jahren verließ, sieht
in der Liberalität etwas Illiberales: "Wir wollten total
nonkonformistisch sein. Genau das erzeugte einen großen
Konformitätsdruck." Konfliktscheu habe man "vielleicht
zu viel durchgehen lassen".
"Niemand hat das Jugendamt gerufen"
Ebenfalls
"zum Kotzen" fand Michael Vesper das Agieren der
Stadtindianer. Heute reut es ihn, nicht mehr dagegen
unternommen zu haben. "Denen gegenüber hat bei uns
damals eine falsch verstandene Toleranz geherrscht",
sagt Vesper. "Zu lange" habe man diese Gruppen bei deren
Aktionen auf grünen Parteitagen gewähren lassen.
"Niemand hat
das Jugendamt gerufen oder die Erwachsenen wegen
Kindesmissbrauchs angezeigt. Gewiss haben manche daran
gedacht, diese Leute aus dem Saal werfen zu lassen, um
den Parteitag geordnet ablaufen zu lassen. Aber noch
nicht einmal das wurde anfangs gemacht."
Vesper
gesteht das Fehlverhalten offen ein: "Diese Versäumnisse
betrachte ich heute als schwere Fehler, die zwar aus der
Zeit heraus erklärt werden können, aber doch Fehler
waren. Und falsch war auch, dass damals nicht klar genug
unterschieden wurde zwischen der legitimen und
überfälligen Forderung nach Gleichstellung der
Homosexuellen einerseits und der inakzeptablen
Verharmlosung von Pädophilie andererseits." Vesper aber
betont: "Die Grünen waren damals und sind heute keine
Partei, die irgendetwas mit Pädophilie am Hut gehabt
hätte."
Einblick in die damalige
Befindlichkeit
Festzuhalten
jedoch bleibt, dass mittlerweile einiges
zusammengekommen ist, was ein sehr schlechtes Licht auf
die Grünen in den 80er-Jahren wirft: Kamp-Lintfort mit
Meer, die "BAG SchwuP", mehrere Beschlüsse zur Lockerung
oder Abschaffung strafrechtlicher Verbote bei
Sexualkontakten mit Kindern. Es geht weiter mit Daniel
Cohn-Bendit, der seine Schilderungen von sexuellen
Spielen mit Kleinkindern in einem Kinderladen der
70er-Jahre nur rhetorisch gemeint haben will.
Dann ist da
der heutige Fraktionsgeschäftsführer und
menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen im
Bundestag, Volker Beck, der in den 80er-Jahren, wie er
heute sagt, meinte, "dass man theoretisch zwischen
gewaltlosen, angeblich 'harmlosen' Sexualkontakten und
gewaltförmigen, schädlichen Sexualkontakten zwischen
Erwachsenen und Kindern unterscheiden könne".
Einen
Einblick in die damalige Befindlichkeit gibt eine Frau,
die nicht namentlich genannt werden will und erzählt, es
habe in ihrem grünen Kreisverband in den frühen
80er-Jahren einen bekennenden Päderasten gegeben.
Zuweilen habe dieser Mann zu den Kreisverbandstreffen
einen Jungen mitgebracht. "Der dürfte damals so um die
15 Jahre alt gewesen sein, ging noch zur Schule und
bezeichnete sich ganz offen als Partner jenes Mannes",
erzählt die Frau.
"Ich habe
mich mal mit diesem Jungen unterhalten, der wirkte ganz
entspannt. Er sagte, es sei sein Recht, einen älteren
Mann zu lieben, ihre Beziehung könne doch nicht illegal
sein." Sie habe das "ein wenig befremdlich gefunden",
aber an Missbrauch habe sie nicht gedacht. Zumal der
Junge "keineswegs untertänig gegenüber dem Mann" gewirkt
habe.
Weil die Grünen nicht genau hingucken
wollten
Den
Päderasten selbst allerdings habe "niemand gemocht" im
Kreisverband. "Der war schon recht hartnäckig mit seinem
Thema und hat immer wieder verlangt, dass man seine
Anträge zur Forderung nach Freigabe von Sexualkontakten
zwischen Erwachsenen und Kindern auf die Tagesordnung
setzt." Meist sei das dann der letzte Punkt der
Sitzungen geworden, als keiner mehr Lust hatte. "Man war
nur genervt und hat den irgendwie ausgesessen." Sie habe
jetzt noch einmal in ihren Unterlagen von damals
nachgeschaut und festgestellt: "Die Forderungen dieses
Päderasten wurden nicht in das Kommunalwahl-Programm des
Kreisverbandes aufgenommen."
Was diese
Frau erzählt, lässt sich als typisch auffassen: Es gab
Päderasten, die mit großer Entschlossenheit ihre
Forderungen nach allgemeiner Legalisierung sexueller
Handlungen an Minderjährigen durchsetzen wollten.
Viele Grüne
wussten oder ahnten zumindest, dass jene Männer es nicht
bei Forderungen beließen, sondern die Pädosexualität
auch lebten. Doch sei es, weil die betroffenen
Minderjährigen solche Beziehungen selbst zu begrüßen
schienen, sei es, weil die Grünen nicht genau hingucken
wollten – man kam nicht auf die Idee, es handele sich um
strafbaren und anzuzeigenden Missbrauch.
"Auf alles
Sexuelle", so die Frau, "hat man vor allem aus einer
Perspektive der Befreiung geblickt, und zugleich gab es
das Gefühl, wir zögen gesellschaftspolitisch alle an
einem Strang, müssten freundschaftlich zusammenhalten
und dürften Leute nicht einfach ausschließen."
Nebenwirkung der grünen
Professionalisierung
Deshalb sei
es nicht zu harten Kämpfen gegen Päderasten gekommen,
schon gar nicht zu Ausschlussanträgen. Dass Mitte der
80er-Jahre die Pädophilie-Befürworter an Einfluss
verloren und die Partei verließen, sei eher ein
informeller Prozess gewesen, gleichsam eine Nebenwirkung
der grünen Professionalisierung, als seriöse
Berufspolitiker den Ton angaben und man realistisch aufs
Erscheinungsbild der Partei zu achten begann. "Da ergab
es sich quasi von selbst, dass nervige Päderasten mit
ihren immer gleichen Forderungen keinen Platz mehr bei
den Grünen hatten."
Die Grünen
wollen den Komplex nun aufklären lassen und haben dazu
einen Forschungsauftrag an den Politologen Franz Walter
vergeben. Der Union reicht das nicht. Es müsse deutliche
Zeichen geben, fordert die CDU-Bundestagsabgeordnete
Erika Steinbach und hat Volker Beck im Blick: "Es darf
nicht sein, dass eine Partei als
menschenrechtspolitischen Sprecher einen Mann einsetzt,
der offen für Pädophilie geworben hat", sagte Steinbach
der "Welt am Sonntag".
"So jemanden
darf man nicht in seinen Ämtern belassen." Steinbach
weiter: "Wenn es die Grünen mit der Aufarbeitung der
Pädophilie ernst meinen, dann müssen sie sich von jenen
Personen befreien, die dafür geworben haben. Diese Leute
müssen zurücktreten.">
*****

11.8.2013: <Früheres
Parteiprogramm: Grüne
und FDP-Jugend wollten Pädophilie legalisieren>
aus: Die Zeit online; 11.8.2013;
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-08/gruene-fdp-paedophilie-legalisierung
<Die Grünen wollten in den
achtziger Jahren sexuelle Beziehungen zu Kindern
erlauben und schrieben das in ihr Grundsatzprogramm.
Dieselbe Haltung hatte der FDP-Nachwuchs.
Die Grünen haben sich 1980 in ihrem ersten
Grundsatzprogramm für eine weitgehende Legalisierung
sexueller Beziehungen von Erwachsenen mit Kindern und
Schutzbefohlenen ausgesprochen. Das schreiben die
Göttinger Parteienforscher Franz Walter und Stephan
Klecha in einem Beitrag für die Frankfurter
Allgemeinen Zeitung, der am Montag erscheinen
soll. Das von Walter geleitete Institut für
Demokratieforschung untersucht zurzeit im Auftrag der Grünen das
Wirken von Pädophilen in den Anfangsjahren der
Partei. Angestoßen wurde die Debatte durch frühere Äußerungen des Grünen-Politikers
Daniel Cohn-Bendit, der dafür heftig kritisiert
wurde.
Auch die grünen Landesverbände
Rheinland-Pfalz, Bremen, Hamburg und Berlin vertraten
in den frühen achtziger Jahren die Forderung einiger
Homosexuellengruppen und Pädophilenvereinigungen, die
Paragraphen 174 und 176 des Strafgesetzbuchs
aufzuheben. Ein Sinneswandel trat den
Parteienforschern zufolge erst nach 1985 ein. Unter
dem Einfluss von Feministinnen wie Alice Schwarzer
sowie der Distanzierung Homosexueller von der
Pädophilenszene traten die Beschlüsse in den
Hintergrund. Formell aufgehoben wurde die Forderung
nach Legalisierung von Pädophilie allerdings erst 1993
während des Zusammenschlusses der Grünen mit dem
ostdeutschen Bündnis 90, schreiben die Forscher.
Dem Bericht zufolge standen die Grünen mit ihren
Forderungen aber nicht allein da, denn diese hätten
auch beim FDP-Nachwuchs Zustimmung gefunden. Die
damalige FDP-Jugendorganisation Deutsche Junge
Demokraten habe 1980 ebenfalls für die
Entkriminalisierung sexueller Beziehungen zwischen
Erwachsenen und Kindern oder Schutzbefohlenen votiert,
schreiben die Forscher.
Bereits am Samstag hatte die FDP-Politikerin Dagmar
Döring ihre Kandidatur zur Bundestagswahl wegen eines in
den achtziger Jahren veröffentlichten Aufsatzes über
Pädophilie zurückgezogen. Anlass dafür war
offensichtlich, dass Dörings damaliger Aufsatz im
Rahmen des Göttinger Forschungsprojekts in den Fokus
gerückt war. Die Landesvorsitzende der Liberalen
Frauen Hessen bezeichnete ihre einstigen Äußerungen
über vermeintlich einvernehmliche Sexualbeziehungen
zwischen Kindern und Erwachsenen als aus heutiger
Sicht "völlig inakzeptabel". Sie distanziere sich von
früheren Schriften und Aktionen "in aller
Deutlichkeit" und nannte ihre früheren Gedanken
"peinlich".
CDU und CSU werfen den Grünen mangelnde Aufklärungsbereitschaft beim Thema
Pädophilie vor. "Die Weigerung der Grünen, eine
Anlaufstelle für die Missbrauchsopfer einzurichten,
unterstreicht den mangelnden Willen der Grünen, echte
Aufklärung zu betreiben", sagte CSU-Generalsekretär
Alexander Dobrindt der Welt. Ähnlich äußerte
sich der stellvertretende CDU-Vorsitzende Armin
Laschet.>

13.8.2013: <Pädophilie-Studie: Forscher:
So kämpften Grüne jahrelang für freien Kinder-Sex>
aus: Focus online; 13.8.2013;
http://www.focus.de/politik/deutschland/tid-32897/erste-ergebnisse-zu-paedophilie-studie-gruene-kaempften-jahrelang-fuer-liberalisierung-von-sex-mit-kindern_aid_1069856.html
<Die Grünen und Pädophilie – die
Bestrebungen, Sex mit Kindern zu legalisieren, waren
größer als bislang bekannt. Das Grundsatzprogramm von
1980 sah eine weitgehende Legalisierung vor, fünf
Landesverbände fassten entsprechende Beschlüsse. Mit
diesen Forschungserkenntnissen widerlegen
Sozialforscher Aussagen des
Grünen-Bundestagsabgeordneten Beck.
„Es gab fünf
Beschlüsse der Grünen zu Bundes- und Landtagswahlen, in
denen sie eine Abschaffung der entsprechenden
Strafrechts-Paragrafen forderten“, sagte der
Sozialforscher Stephan Klecha vom Göttinger Institut für
Demokratieforschung der „Bild“-Zeitung vom Dienstag.
Klecha ist Ko-Autor einer Studie über „Umfang, Kontext
und Auswirkungen pädophiler Forderungen in den Milieus
der Neuen Sozialen Bewegung sowie der Grünen“.
Bei der Landtagswahl 1985 habe dieser Beschluss sogar
den Einzug ins Parlament gekostet, so Klecha weiter.
„Das kollektive Gedächtnis“ der Partei scheine bei
diesem Thema „nicht gut zu funktionieren“, sagte der
Forscher. Beck hatte behauptet, es habe nie einen
Beschluss gegeben, der Kindersex straffrei stellen
sollte.
Klecha führt verharmlosende Deutung auf 68er-Zeit
zurück
Klecha kritisierte er die verharmlosende Deutung von Sex
mit Kindern in den 70er-Jahren. „Erwachsene haben damals
ganz einfach ihre Perspektive, ihre Fantasien auf die
von Minderjährigen übertragen. Das ist das Grundproblem
bei der Pädophilie“, sagte er. Das sei „nur aus der
Nach-68er-Zeit zu erklären“. Sexuelle Befreiung,
Aufbegehren gegen Autoritäten und generelle
Enttabuisierung seien auch auf Kinder übertragen worden,
so Klecha weiter.
Daneben kritisierte der Wissenschaftler „Vorzeige-Grüne“
wie Daniel Cohn-Bendit, der „damals öffentlich von Sex
mit Kindern, von seinen Fantasien, wenn eine Fünfjährige
ihn ausziehe“ erzählt habe. Cohn-Bendit habe das in
einer Talkshow als „erotisch-manisches Spiel“
bezeichnet, und niemand habe ihm widersprochen.
Sinneswandel kam erst mit Feministinnen und
Homosexuellen
Klecha und der Göttinger Parteienforscher Franz Walter
haben in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom
Montag einen Zwischenbericht zu ihren Forschungen
veröffentlicht. Demzufolge hatten sich die Grünen in
ihrem ersten Grundsatzprogramm aus dem Jahr 1980 für
eine weitgehende Legalisierung sexueller Beziehungen von
Erwachsenen mit Kindern und Schutzbefohlenen
ausgesprochen. Außerdem machte sich nicht nur der
Landesverband in Nordrhein-Westfalen dafür stark,
Pädophilie aus dem Sexualstrafrecht zu streichen.
Entsprechende Beschlüsse gab es den Forschern zufolge
auch in Rheinland-Pfalz, Bremen, Hamburg und Berlin.
Einen allmählichen Sinneswandel habe es bei den Grünen
sei erst nach 1985 gegeben, als sich zunehmend
Feministinnen wie Alice Schwarzer und Homosexuelle gegen
Pädophilie aussprachen. Formell aufgehoben worden sei
die Forderung nach einer Legalisierung erst 1993 während
des Zusammenschlusses der Grünen mit dem ostdeutschen
Bündnis 90.
Führende Grüne wie Parteichefin Claudia Roth begrüßten die
Veröffentlichung der Forschungsergebnisse. Es gehe bei
diesem Thema nicht um Wahlkampf, „sondern um die
ernsthafte Aufarbeitung“ des Wirkens von
Pädophilie-Aktivisten in den 70er- und 80er-Jahren, sagte
Roth der „Süddeutschen Zeitung“ vom Dienstag. „Die
Aufarbeitung dieser fehlgeleiteten Debatten und gefährlich
falschen Beschlüsse und Aktivitäten tut dringend Not und
es geht dabei um eine bedrückende Vergangenheit, der wir
uns alle stellen müssen“, sagte die
Grünen-Vorsitzende.>
Teil 2: Vorwurf gegen Günther Verheugen
http://www.focus.de/politik/deutschland/tid-32897/erste-ergebnisse-zu-paedophilie-studie-gruene-kaempften-jahrelang-fuer-liberalisierung-von-sex-mit-kindern-vorwuerfe-gegen-guenter-verheugen_aid_1069857.html
<Doch nicht nur die Grünen forderten eine
Entkriminalisierung von Pädophilen. Auch die damalige
Jugendorganisation der FDP, die Jungdemokraten, kämpfte
für die Aufhebung der entsprechenden Paragraphen, wie die
Forscher aufdeckten. Die hessische FDP-Politikerin Dagmar
Döring veröffentlichte damals einen
einschlägigen Aufsatz. Am Wochenende zog
sie deshalb
ihre Kandidatur in Wiesbaden für den
Bundestagswahlkampf zurück.
Auch der damalige FDP-Generalsekretär und spätere
SPD-Politiker Günter Verheugen trat den Wissenschaftlern
zufolge für eine Änderung des Sexualstrafrechts zugunsten
Pädophiler ein. Entsprechende Beschlüsse fasste die FDP
aber nicht. Der von 1978 bis 1982 als FDP-Generalsekretär
amtierende Verheugen habe „persönlich auch eine Revision
der Paragrafen 174 und 176 für möglich“ gehalten. Diese
Normen des Strafgesetzbuches (StGB) stellen den sexuellen
Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen unter Strafe.
Verheugen widerspricht
Verheugen wies den Vorwurf zurück. „Pädophilie war kein
Thema und ich kann ausschließen, dass ich mich dazu jemals
geäußert hätte“, sagte Verheugen der „Welt“ vom Dienstag.
Es habe nach seiner Erinnerung in der fraglichen Zeit
überhaupt keine innerdeutsche Parteiendiskussion um
sexuellen Kindesmissbrauch gegeben – „weder bei der FDP,
noch bei SPD noch bei der Union“.
Verheugen sagte weiter, er erinnere sich „vage, dass es
damals in der deutschen Öffentlichkeit eine Diskussion
über die unterschiedlichen Schutzalterbestimmungen für
männliche und weibliche Jugendliche im damaligen StGB
gab“. Aber auch an dieser Debatte habe er sich nach seiner
Erinnerung nicht aktiv beteiligt. „Worauf Herr Walter sich
bezieht, ist mir unbekannt, zumal er auch keinen Kontakt
zu mir gesucht hat“, unterstrich Verheugen.
stj / AFP>
========
18.8.2013: Die Kirche klärt inzwischen auf - die
Grünen schweigen sich in den Boden hinein - Pädophilie
war in der Ideologie angelegt
aus: Stefan Niggemeier Blog: "taz"-Chefredakteurin
verhindert kritischen Artikel über Grüne und Pädophilie;
18.8.2013;
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/taz-chefredakteurin-verhindert-kritischen-artikel-ueber-gruene-und-paedophilie/
<Wenn sich die Redaktion der »taz« morgen Vormittag
zu ihrer Montagskonferenz trifft, steht ein besonderes
Thema auf der Tagesordnung: Sie soll über einen Artikel
diskutieren, der den Grünen vorwirft, dass Pädophilie in
ihrer Ideologie angelegt war. Der Text wäre gestern im
Blatt erschienen, wenn Chefredakteurin Ines Pohl das
nicht verhindert hätte. Der Vorwurf der »Zensur« steht
im Raum — und die Frage, ob die »taz« sich aus
wahltaktischen Gründen Angriffe auf die Grünen
verkneift.
Das Ressort der Wochenendbeilage »Sonntaz« hatte den
Artikel bei Christian Füller bestellt. Füller ist in der
»taz« für Bildung zuständig und hat sich in den
vergangenen Jahren mit Recherchen und Veröffentlichungen
über Kindesmissbrauch profiliert.
Mit großer Wut arbeitet er sich jetzt an den Grünen und
ihrem Milieu ab, in dem Päderasten in den 70er und 80er
Jahren Verbündete fanden. Den Grünen von heute wirft er
vor, die Opfer immer noch zu verraten.
Er schreibt:
Empathie gibt es bei den Grünen nur für die Opfer der
anderen. Als die Bundesregierung 2010 einen Runden
Tisch einrichtete, gehörte Fraktionschefin Renate
Künast zu denen, die am lautesten Aufklärung forderten
— von der katholischen Kirche. Jürgen Trittin weicht
noch in seinem jüngsten Interview in der »Welt« jedem
Vergleich mit der Kirche aus. Das ist insofern
richtig, als die katholische Kirche anders aufklärt
als die Grünen — besser und gründlicher.
Denn anders als Erzbischof Zollitsch weigert sich der
grüne Bischof Trittin im Interview mit der Welt
standhaft, eine Anlaufstelle für Opfer grüner Täter
einzurichten. Darum schert sich bei den Grünen
niemand, mehr noch, man macht sich lustig.
(…)
Pädophilie aber war keine Nebensache bei den Grünen,
sondern in der Ideologie angelegt. »Selbstbestimmte
Sexualität und Kritik an der patriarchalischen
Gesellschaft waren unsere Themen damals«, sagen jene
Grünen, die 1968 gegen die verkapselte
Post-NS-Gesellschaft kämpften. Das begann bei der
Erziehung. Die Kinderladenbewe– gung gehört sozusagen
zum Markenkern der studentischen Linken und der daraus
entstehenden Grünen. Die sexuelle Befreiung, auch die
der kindlichen Sexualität, war das wichtigste Mittel
der gesellschaftlichen Entrepressierung — und spielte
Pädos und deren Mitläufern in die Hände.
(…)
Die Grünen befinden sich inmitten ihrer moralischen
und programmatischen Kernschmelze. Nur dass es kein
krachender Super-GAU ist, sondern eine kalte,
fortschreitende Implosion.
Zu lesen bekamen die Grünen diese Abrechnung nicht:
Ines Pohl verhinderte es. Sie wies die Ressortleitung
an, den Artikel aus der Wochenendausgabe zu entfernen.
Er strotze vor falschen Tatsachenbehauptungen und habe
keinen aktuellen Kontext.
Der zweite Punkt lässt sich angesichts der Debatte, die
in der vergangenen
Woche geführt
wurde, schwer nachvollziehen. Aber Pohl blieb auch
Belege für die falschen Tatsachenbehauptungen schuldig.
»taz«-Justiziar Peter Scheibe hatte den Text
freigegeben.
In der Konferenz am Freitag nannte Pohls Stellvertreter
Reiner Metzger dann einen anderen Grund, warum Füllers
Text nicht erscheinen durfte. Die Öffentlichkeit
verfolge sehr genau, wie gerade die »taz« mit der
Pädophilie-Geschichte der Grünen umgehe. Metzger wurde
so verstanden, dass man sich wenige Wochen vor der Wahl
einen solchen Angriff auf die Partei nicht erlauben
könne.
Die »taz« als eine Art grünes Gegenstück zum
»Bayernkurier« der CSU? Die »taz« vom vergangenen Dienstag
lässt diesen Vorwurf nicht mehr ganz so abwegig
erscheinen. Ganz im Stil eines Ronald Pofalla erklärte sie
auf ihrer Titelseite die Diskussion um die pädophilen
Verstrickungen der Partei in ihren Anfangsjahren für
erledigt. »Aufgeklärt!« jubelte die »taz« in den Farben
und mit dem Logo der Grünen:
"Aufgeklärt! Der Politologe Franz Walter untersucht
Pädophilie in den Gründerjahren der Grünen. Sein Bericht
belegt, dass es in der jungen Partei Pädophile gab, von
denen sich die Alternativen längst von ihnen abgegrenzt
haben."
Als Daniel Cohn-Bendit im Frühjahr den
Theodor-Heuss-Preis entgegen nahm, sagte er über die
»taz«: »Das ist unsere Zeitung.« Christian Füller hat
den Verdacht, dass das in der »taz« umgekehrt ähnlich
gesehen wird.
Mehrere Tage vor der Preisverleihung hatte er einen Artikel über
die zweifelhafte Rolle Cohn-Bendits geschrieben.
Der habe dazu geführt, dass er in der Redaktion
ausgegrenzt wurde. Einflussreiche Kollegen hätten ihm
die freundschaftliche Verbundenheit aufgekündigt.
Eine geplante Debatte im Blatt nach der
Heuss-Preisverleihung habe Ines Pohl nach einem Gespräch
mit Cohn-Bendit untersagt. Füller twitterte
damals:
Es ist erste Aufgabe von Chefredakteuren, dass
Journalisten recherchieren/schreiben können + gedruckt
werden. nicht: das zu verhindern.
Die »taz« habe über die Pädo-Debatte um die
Gründungsjahre der Grünen dann von sich aus nicht mehr
berichtet, sagt Füller, sondern nur, wenn über die
Agenturen Meldungen von außen kam. Oder nachdem der
»Spiegel« groß aus dem »Grünen Gedächtnis« zitiert
hatte, dem Archiv der Partei, das Füller zuvor schon
ausgewertet hatte. Füller veröffentlichte seine Texte
zum Thema stattdessen in der »FAS«.
Bis die »Sonntaz« vergangene Woche ihn bat, ein
zugespitztes Essay zu schreiben, das dann von Pohl
verhindert wurde. »So etwas aus der ›taz‹ per Ukas
herauszuholen, weil einem die These nicht passt, und das
ganze mit angeblich falschen Tatsachenbehauptungen zu
begründen, das ist Zensur«, sagt Füller. »Und so was
geht in der ›taz‹ nicht.«
Er steht damit nicht allein und findet Unterstützung
auch von Leuten, die seinen Text indiskutabel finden.
Und so wird es in der Konferenz morgen wohl nicht nur
um seinen Artikel und dessen Qualität oder Haltlosigkeit
gehen. Nicht nur um die Frage, ob die »taz« einen solch
heftigen Debattenbeitrag aushalten muss. Und ob sie
nicht überhaupt der Ort sein müsste, an dem die Debatte
über die vermeintlichen oder tatsächlichen Lebenslügen
der Grünen und ihres Milieus, das nicht zuletzt auch das
Milieu der »taz« ist, öffentlich und schonungslos
geführt wird.
Es wird auch, ganz unabhängig vom konkreten Fall, darum
gehen, ob die Chefredakteurin Ines Pohl das Recht hat,
missliebige Artikel einfach zu verhindern, wie sie es
offenbar häufiger tut (aber leider manchmal gerade dann
nicht, wenn
es nötig wäre).
Ines Pohl wollte sich vor der morgigen Konferenz nicht
äußern.
Nachtrag, 19. August, 22:30 Uhr. Die »taz« hat
heute Vormittag eine halbe Stunde über die Sache
kontrovers und teils lautstark diskutiert. Ines Pohl
hatte ihre Vorwürfe gegen Füllers Text neu sortiert und
sprach nun nicht mehr von falschen
Tatsachenbehauptungen, sondern falschen
Kausalzusammenhängen. Vor allem empörte sie sich — wie
andere auch — darüber, dass der Streit öffentlich
gemacht worden war. Ein greifbares Ergebnis brachte die
Konferenz nicht. Der Redaktionsausschuss soll sich mit
dem Thema und der Frage beschäftigen, unter welchen
Voraussetzungen die Chefredaktion in solcher Weise in
die Entscheidungen der Ressorts eingreifen darf.
Nachtrag, 20. August, 22:30 Uhr. Christian
Füller hat einen Teil seiner Erklärung für die
Redaktionskonferenz hier
veröffentlicht.
Übrigens haben inzwischen »Bild«, »Welt«,
»Tagesspiegel«
und »FAZ«
berichtet. Keine dieser Tageszeitungen hat die Quelle
für die Geschichte genannt.
Nachtrag, 22. August, 17:30
Uhr. Inzwischen gibt es auch eine Stellungnahme
von Ines Pohl. Sie beklagt sich darin über
»Illoyaliäten« [sic] und darüber, dass »die
Entscheidung der Chefredaktion, die sich auf die
handwerkliche Qualität des Textes bezog, in eine
politische umgedeutet« wurde.
Pohl erweckt den Eindruck, der Artikel hätte nur noch
einmal redigiert werden sollen. Sie habe den »Auftrag«
erteilt, ihn »noch einmal überarbeiten zu lassen«. Das
stimmt nicht. Sie hat die Veröffentlichung des Artikel
schlicht untersagt, unter anderem mit dem Argument, es
fehle ein aktueller Zusammenhang.>
========
5.9.2013: <Pädophilie-Skandale: Grüne stellen
Hilfe für Missbrauchsopfer in Aussicht>
aus: Welt online; 5.9.2013;
http://www.welt.de/politik/deutschland/article119723165/Gruene-stellen-Hilfe-fuer-Missbrauchsopfer-in-Aussicht.html
<Bis Ende 2014 soll eine
endgültige Bilanz über pädophile Strömungen bei den
Grünen vorliegen, kündigt Spitzenkandidatin
Göring-Eckardt an. Ihre Partei werde sich nicht aus
der Verantwortung stehlen.
Die grüne
Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt hat eine Hilfe
für Missbrauchsopfer aus dem Umfeld der Grünen in
Aussicht gestellt. Sollte es diese Opfer gegeben
haben, "stehlen wir uns nicht aus der Verantwortung",
erklärte Göring-Eckardt in Berlin. Bereits im Juli
2013, kurz nachdem die "Welt am Sonntag"
Missbrauchsfälle aus Nordrhein-Westfalen aufgedeckt hatte, wurde die Partei mit
Forderungen nach der Einrichtung eines Opferfonds
konfrontiert.
Göring-Eckardt
kündigte auch an, dass das Forscherteam eine Bilanz
seiner Studie über pädophile Strömungen in der
Anfangszeit der Grünen bis Ende 2014 vorlegen werde.
Sie betonte,
dass schon jetzt feststehe, dass "solche Tendenzen"
spätestens mit dem Zusammenschluss von Bündnis 90/Die
Grünen 1993 verschwunden seien. "Ich kann mir diese
damals geführten Debatten nur schwer vorstellen, ich
kam ja erst Anfang der 90er-Jahren zu den Grünen",
sagte Göring-Eckardt. Sie sei sehr froh, dass das von
den Grünen beauftragte Forscherteam um Professor Franz
Walter alles wissenschaftlich aufarbeitet.
Legalisierung sexueller Beziehungen
mit Kindern
Seit einigen
Monaten sind Göttinger Wissenschaftler unter der
Leitung von Walter im Auftrag dabei, "Umfang, Kontext
und Auswirkungen pädophiler Forderungen in den Milieus
der Neuen Sozialen Bewegung sowie der Grünen" zu
rekonstruieren.
Den
Untersuchungen zufolge sprachen sich die Grünen 1980
in ihrem ersten Grundsatzprogramm für eine weitgehende
Legalisierung sexueller Beziehungen von Erwachsenen
mit Kindern und Schutzbefohlenen aus.
Nach den
Recherchen votierte im selben Jahr auch die
FDP-Jugendorganisation für eine Entkriminalisierung
sexueller Beziehungen zwischen Erwachsenen und
Kindern. Das hatten Walter und sein Mitarbeiter
Stephan Klecha bereits in einer Zwischenbilanz ihrer Untersuchung
mitgeteilt.
KNA/mcz>
========
8.9.2013: Bericht von Franz Walter: In den
1970er Jahren gab es eine komplette pädagogische
Richtung, die mit sexuellen Handlungen mit Kindern die
"Freiheit" im Kinderzimmer wollte
aus: Welt online: Grüne: Der pädophile Irrsinn der frühen
Jahre;
http://www.welt.de/politik/deutschland/article119802652/Der-paedophile-Irrsinn-der-fruehen-Jahre.html
<Der Politikwissenschaftler
Franz Walter erforscht den Einfluss pädophiler Gruppen
auf die Grünen und kommt zum Teil zu haarsträubenden
Ergebnissen. Der Skandal erreicht auch FDP und
Kinderschutzbund.
Von Claus Christian Malzahn
Beim Studium
der politischen Wissenschaften kann man sich
semesterlang mit Platons Staatstheorie beschäftigen. Man
kann darüber grübeln, warum die Diskursethik von Jürgen
Habermas scheitern musste. Man kann erforschen, warum es
eigentlich so viele Gesetze gibt auf der Welt, oder auch
der Frage nachgehen, warum sich immer weniger Menschen
an Gesetze halten. Die Politikwissenschaft ist ein
weites Feld, auf dem man es sich herzlich bequem machen
kann.
Oder man macht
es so wie der Göttinger Politikwissenschaftler Franz Walter. Wie ein Philister sieht
er nicht gerade aus. Über den Hosenbund hängt ein blaues
T-Shirt, seine Halbglatze umkränzen halblange, weißgraue
Haare. Wer Walter zum ersten Mal begegnet, könnte ihn
glatt für einen in die Jahre gekommenen Sponti halten.
Das aber hieße, ihn sehr zu unterschätzen.
Franz Walter
ist weniger an politischer Theorie und umso mehr an
konkreter politischer Praxis interessiert. Deshalb
schläft er seit einigen Monaten nicht mehr besonders
gut. Der aktuelle Gegenstand seiner Forschung verfolgt
ihn bis in seine Träume.
Was er herausbekommt, widert ihn an
Bei Platon
oder Habermas wäre das nicht weiter schlimm. Aber Franz
Walter sowie ein Dutzend wissenschaftlicher Mitarbeiter
seines Göttinger Instituts für Demokratieforschung
beschäftigen sich seit Mai dieses Jahres mit der Frage,
wie weit der Einfluss von Pädophilen "in den
Milieus der neuen sozialen Bewegungen sowie der Grünen"
ging.
Was er da
alles herausbekommt, widert ihn an. Und er steht gerade
erst am Anfang seiner Recherchen. Je öfter die
Mitglieder von Walters Projektgruppe in Archive
abtauchen, Zeugen befragen oder alte Zeitungen,
Zeitschriften und Protokolle wälzen, desto schärfer
treten die Konturen eines der hässlichsten Kapitel
bundesrepublikanischer Nachkriegsgeschichte zutage.
Pädophile
Aktivisten beeinflussten nicht nur die Grünen
erfolgreich in ihrer Sexualprogrammatik, sie nahmen auch
Einfluss auf Positionen der Jungdemokraten und der FDP.
Verharmlosende Traktate über eine "Manifestation des
Sexuellen" an "Kinderseelen" finden sich 1977 nicht etwa
in schmuddeligen Bahnhofsblättern, sondern auch in der
ehrwürdigen "Zeit".
Sexuelle Revolution im Kinderzimmer
Zu den
Bestsellern auf dem Büchermarkt der 70er-Jahre zählten
nicht nur die biederen Schmachtfetzen von Johannes Mario
Simmel – sondern auch die sogenannte
Aufklärungsbroschüre "Zeig mal! Ein Bilderbuch für
Kinder und Eltern" von Helmut Kentler. Würde Sex
zwischen Erwachsenen und Kindern "nicht von der Umwelt
diskriminiert", schreibt Kentler im Vorwort, seien
vielmehr "positive Folgen für die
Persönlichkeitsentwicklung zu erwarten".
Was heute für
Empörung sorgen würde, hielten viele Pädagogen damals
offenbar für einen fortschrittlichen Standpunkt. Die
sexuelle Revolution sollte endlich auch das Kinderzimmer
erreichen – ob die Kleinen wollten oder nicht.
Weil ihm die
pädophilen Konvolute nach einiger Zeit doch "ziemlich an
die Nieren" gingen, empfahl Walter seiner
wissenschaftlichen Mitarbeiterin Katharina Trittel vor
Kurzem, doch mal nach Gegenpositionen zu suchen. Die
Pädophilen, das hatten Walter und Co. inzwischen
recherchiert, hatten sich in den 70er-Jahren in einer
regelrechten Kaderorganisation zusammengeschlossen, der
Deutschen Studien- und Arbeitsgemeinschaft Pädophilie
(DSAP). Aus ihr ging später der Arbeitskreis Humane
Sexualität (AHS) hervor. Mindestens der Deutsche
Kinderschutzbund, so Walters Vermutung, hätte sich doch
dem raumgreifenden Einfluss dieser dubiosen
Organisationen entgegenstellen müssen.
Unterschied zwischen Zwang und
Verhalten
Umso
verblüffter – und auch entsetzter – war Katharina
Trittler, als sie nach einem Besuch des
Kinderschutzbund-Archivs in Koblenz das Gegenteil
bestätigt fand. Der langjährige Vorsitzende des
Kinderschutzbunds, Walter Bärsch, war nicht nur
Gründungsmitglied des pädophilenfreundlichen AHS. In
seine Amtszeit fällt 1985 auch die Veröffentlichung
einer Ausgabe der Verbandszeitung "Kinderschutz
aktuell", in der mehrere Autoren unter dem Konzepttitel
"Spannungsfeld Sexualität" ganz offen für "Liebe mit
Kindern" werben.
Da wird über
die "liebevolle Sorge, die pädophile Männer für ihre
kindlichen Partner empfinden" schwadroniert und
angemahnt, man müsse zwischen "tatsächlichen sexuellen
Zwangshandlungen" und "individuellen Formen sexuellen
Verhaltens" unterscheiden. In einem weiteren Text rät
ein Autor dazu, als Erwachsener die kindliche sexuelle
Selbstbestimmung auch als "Versuchsobjekt" zu
unterstützen, und stellt unverhohlen die Frage: "Was
kann ich alles mit Dir machen?" Auch "für den Sprech der
damaligen Zeit ziemlich heftig", findet Politologin
Trittler, was sie in Koblenz zutage gefördert hat. Die
Rolle des Kinderschutzbundes in der Debatte über
Pädophilie müsse "neu und kritisch" bewertet werden.
Kinderschutzbund zeigt sich berührt
Dort reagiert
man angesichts solcher Enthüllungen heute peinlich
berührt – und verspricht Aufklärung. "Ich nehme das sehr
ernst und werde den Vorwürfen nachgehen" erklärt Heinz
Hilgers. Er steht dem Kinderschutzbund seit 1994 vor,
von der Mitgliedschaft seines Vorgängers im AHS hatte er
bis zum Anruf dieser Zeitung "keine Ahnung".
Ein
ehemaliger Geschäftsführer erinnere sich an den Vorgang
und die Zugehörigkeit zu der dubiosen Organisation;
Bärsch sei dort auch wieder ausgetreten. Wann? "Das
wissen wir nicht", erklärt Hilgers. Der Kinderschutzbund
habe aber nie die Forderung unterstützt, angeblich
"einvernehmlichen" Sex von Erwachsenen mit Kindern
straffrei zu stellen, beteuert Hilgers heute.
Das freilich
haben die Grünen auch erst geglaubt und tapfer
behauptet, als man sie vor Monaten mit pädophilen
Kapiteln aus ihrer Geschichte konfrontierte. Inzwischen
steht fest, dass es nicht nur in einem, sondern in
mindestens fünf Landesverbänden zu entsprechenden
Beschlüssen kam.
"Pädophile dienen dem Schutz der
Kinder"
Dass
ausgerechnet der Kinderschutzbund ins Visier der
Pädophilenlobby geriet, war indes kein Zufall – sondern
Teil einer ausgeklügelten Unterwanderungsstrategie.
"Zwei unserer Leute sind Mitglieder ... im Deutschen
Kinderschutzbund", heißt es freudig in einem Bericht der
"Gruppe Frankfurt" der DSAP. "Wir beabsichtigen, mit dem
Kinderschutzbund Kontakt aufzunehmen, denn dort gibt es
auch verantwortliche Personen, die sich mit älteren
Veröffentlichungen über "Sittlichkeitsverbrecher" nicht
mehr identifizieren können", heißt es im Protokoll vom
7. November 1980. "Solche Leute gilt es anzusprechen und
aufzuzeigen, dass Pädophilie auch dem Schutz der Kinder
vor Gewalt dient ..."
Der Versuch
der Pädophilen, ihre kriminellen Neigungen zu
politisieren und sich einer geneigten progressiven
Öffentlichkeit nicht als Täter, sondern als Angehörige
einer verfolgten Minderheit zu präsentieren, scheiterte
nicht zuletzt am Widerstand und scharfen Einspruch von
Feministinnen wie Alice Schwarzer. Auch die marxistisch
geschulten Genossen von der DKP fielen auf das
Geschwafel von der "Einvernehmlichkeit" nicht herein.
Für Kommunisten und Feministinnen war die sexuelle
Annäherung von Erwachsenen an Kindern ein Ausdruck von
Machtmissbrauch – Ende der Debatte.
Unabhängigkeit der Wissenschaft
geachtet
Bei den
Grünen sind zweifelhafte Beschlüsse zum Thema inzwischen
zwar längst kassiert – mit der Aufarbeitung tut sich die
Partei dennoch schwer. Der grüne Parteivorstand hat
Franz Walter mit der Aufklärung des Komplexes
beauftragt. 209.000 Euro kostet die wissenschaftliche
Expertise aus Göttingen, die vermutlich erst im
kommenden Jahr abgeschlossen werden wird. Nach der
Auftragserteilung hätten sich die Grünen in die
Forschungsarbeit nicht eingemischt, auch keine
Zwischenstände abgefragt, berichtet Walter. Die
Unabhängigkeit der Wissenschaft werde "hoch geachtet",
lobt der Göttinger Professor seinen Auftraggeber.
Dass das, was
Walter zutage fördert, aber beim grünen Spitzenpersonal
auch wahrgenommen und verstanden wird, muss man
zumindest bezweifeln. Als die grüne Fraktionschefin
Renate Künast bei einem Wahlkampfauftritt in der
bayerischen Provinz östlich von München vor wenigen
Tagen auf das ungeliebte Thema angesprochen wurde, sei
ihr "der Kragen geplatzt", notierte ein Reporter der
"Süddeutschen Zeitung". Die Grünen seien "nicht der Ort
der Täter", die ganze Chose eine "Hetzkampagne der CSU",
keilte die Berlinerin mit ausgestrecktem Zeigefinger
zurück.
Die Zeit der Höhenflüge ist vorbei
Dass bei
Künast die Nerven blank liegen und sie die real
existierenden Opfer sexuellen Missbrauchs einer grünen
Kommune in Nordrhein-Westfalen sowie Walters
Forschungsarbeit mal eben übersieht, hat möglicherweise
mit den jüngsten Umfrageergebnissen zu tun. Die Grünen
werden wenige Wochen vor der Wahl mit den schlechtesten
Werten seit 2009 konfrontiert.
Die Zeit der
Höhenflüge ist vorbei, die Partei von Katrin
Göring-Eckardt und Jürgen Trittin liegt nur noch bei
zehn Prozent. Immer mehr bürgerliche Wähler wenden sich
ab. Schuld daran, glauben Meinungsforscher, sind die
forschen Steuererhöhungspläne der Grünen, ihr nerviger
Verbotston – und die peinlichen Enthüllungen aus der
Vergangenheit.
Wie man mit
Walters Erkenntnissen öffentlich umgeht, ist in der
grünen Spitze umstritten. Während Künast die Opfer
sexuellen Missbrauchs durch einen grünen Funktionär
einfach ignoriert, kündigte Spitzenkandidatin
Göring-Eckardt vergangene Woche an, im Zweifel auch
Entschädigungen aus der Parteikasse zu zahlen – so, wie
es beispielsweise die Odenwald-Schule getan hat.
Frontmann Jürgen Trittin äußerst sich vorsichtshalber so
gut wie gar nicht zum Thema. Und auch Claudia Roth,
sonst um keine Träne verlegen, bleibt beim Hausthema
Pädophilie ziemlich trocken um die Augen.
Der Skandal trifft nicht die Grünen
allein
Stattdessen
verweisen Künast und Co. inzwischen gern schadenfroh
darauf, dass ja "auch die FDP" ein Problem mit
Pädophilen gehabt hätte. Jede Facebook-Konversation, in
der das heikle Thema angesprochen wird, kontern die
Grünen inzwischen mit dem Hinweis auf die Liberalen,
nach dem Motto: Ätsch, da war auch was.
Das stimmt
sogar. Tatsächlich gäbe es inzwischen für die Liberalen,
den Kinderschutzbund sowie eine Reihe Hamburger
Wochenmagazine genug Gründe, Walters Forschungstrupp mit
einem gesonderten Aufklärungsauftrag zu versehen. Der
Pädophilie-Skandal der alten Bundesrepublik trifft nicht
die Grünen eben allein. Aber er trifft die Grünen
besonders hart – weil er die ganze Gründungsgeschichte,
das heilige Öko-Narrativ, der Partei infrage stellt.
Die Republik "gründlich zivilisiert"
zu haben
Keine Partei
kann immer recht haben, das weiß heute eigentlich jeder
Christ-, Frei- und Sozialdemokrat. Für einen Grünen ist
das eine echte Neuigkeit. Dort geht man davon aus, die
Bundesrepublik "gründlich zivilisiert" zu haben, wie
Antje Vollmer es einmal formulierte.
Dass sich
Kriminelle, die sich an den Schwächsten vergehen, in
ihrer Basisdemokratie breitmachen konnten, passt da
nicht ins Bild. Aber selbst bei dieser Demaskierung
verfügen die Grünen über ein Alleinstellungsmerkmal.
Immerhin hat die Partei jemanden beauftragt, ihren
Mythos moralischer Unfehlbarkeit zu entsorgen. Das ist
in der Geschichte der Republik tatsächlich noch nicht
vorgekommen.>
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Sein jüngster
Fall führt Michael C. Baurmann in die Zeit des Zweiten
Weltkriegs. Die Leiche eines unbekannten Briten,
gestrandet 1943 an der spanischen Küste, im Gepäck
vertrauliche Akten. Ein Spion? Ein Deserteur? Ein Mord?
Für den TV-Sender Arte beginnt der pensionierte
Chef-Analytiker des Bundeskriminalamts (BKA) eine
Spurensuche, um das Geheimnis des Toten zu enträtseln.
Wenn es um die eigene Vergangenheit geht, lässt Baurmann
solchen Eifer vermissen. Als renommierter Opferforscher
hat er Pädophilen-Propaganda verbreitet. Und das
ausgerechnet mit dem Siegel der wichtigsten Polizeibehörde
Deutschlands, die Kinderschänder eigentlich jagt.
„Sexualität, Gewalt und psychische Folgen“
Der Psychologe war Mitbegründer der Operativen Fallanalyse
im BKA und war dort zuletzt Wissenschaftlicher Direktor.
Die propädophilen Sentenzen finden sich in einer Studie,
die aus dem Jahr 1983 stammt: „Sexualität, Gewalt und
psychische Folgen“. Es war die Zeit, in der im
grün-alternativen Milieu
Kinder-„Freunde“ viele Unterstützer fanden. Im Jahr 1996
wurde das 800-Seiten-Werk nahezu unverändert neu aufgelegt
und ist Teil der „BKA-Schriftenreihe“. Bis zur
FOCUS-Anfrage vor wenigen Tagen war sie auf der
Behördenseite als Download abrufbar.
In mehreren Passagen präsentiert Baurmann in seinem Werk
distanzlos krude Thesen. Und er formuliert Positionen, die
schaudern lassen. „Die Studie ist ein Beispiel dafür, wie
auch Wissenschaftler dem damaligen Zeitgeist unterlagen“,
schimpft Johannes-Wilhelm Rörig, Missbrauchsbeauftragter
der Bundesregierung.
Der Pädophilen-Jargon, dieses perfide Gesäusel
Baurmann übernimmt den Pädophilen-Jargon, dieses perfide
Gesäusel, das beim aufgeklärten Leser Toleranz und
Verständnis hervorrufen soll: Wenn Kinder Sex wollen, wie
kann die Gesellschaft das verbieten? Der Wunsch geht von
den Kindern aus. Sex ist nichts Schlimmes. Die
Gesellschaft ist schlimm.
Und so fabuliert Baurmann darüber, „dass unsere Kinder
tatsächlich zu wenige Lernerfahrungen im sexuellen Bereich
sammeln können“. Sexualität gelte als „schmutzig“ und
„leistungsbezogen“, Minderjährige „scheinen dieser
Belohnung nicht würdig zu sein“. Wegen „seiner Festlegung
auf feste Altersgrenzen zum Schutz der sexuellen
Selbstbestimmung“ habe sich der Gesetzgeber „mit
gewichtigen Gegenargumenten auseinanderzusetzen“.>
13.9.2013: Grüne lassen die Opfer der 1980er
Jahre bisher eher allein
aus: Welt online: Pädophilie: Die Praxis der Grünen
"verschlägt mir die Sprache";
http://www.welt.de/politik/deutschland/article119964786/Die-Praxis-der-Gruenen-verschlaegt-mir-die-Sprache.html
<Die Idylle trügt: Die grüne
Landkommune Kamp-Lintfort in einer Aufnahme von Beginn
der 80er-Jahre.
Die Opfer der pädophilen Praxis in
einer Grünen-Kommune sind entsetzt über die Reaktion
der Partei. Ein Betroffener, der anonym bleiben
möchte, spricht über fünf Jahre als Kind in der
Kommune.
Von Freia Peters
Die
Welt: Wie geht es Ihnen, nachdem Sie sich
entschlossen haben, über Ihre Kindheit in einer
pädophilen Wohngemeinschaft öffentlich zu sprechen?
Antwort:
Zunächst war da ja eine gewisse Unsicherheit,
wohin das führen würde. Insbesondere im Hinblick auf die
anderen Opfer, die zum Teil bis heute mit erheblichen seelischen Problemen zu
kämpfen haben. Klar, war es emotional schwierig, sich
mit diesem Teil der Vergangenheit noch mal so intensiv
zu befassen. Aber ich hatte das Gefühl, das Richtige
getan zu haben, diesen Aspekt des Themas an die
Öffentlichkeit zu bringen, dem Ganzen in einer bis dahin
doch erschreckend theoretisch und ausweichend geführten
Diskussion, irgendwie ein Gesicht gegeben zu haben.
Die
Welt: Wie empfinden Sie die Reaktion der Grünen auf die
Enthüllung der Tatsache, dass unter Leitung des
Grünen-Politikers Hermann Meer jahrelang Kinder
missbraucht wurden?
Antwort:
Hier geschieht genau das, was Grüne bei anderen
gerne anprangern. Es wird immer genau so viel
eingeräumt, wie anhand der Faktenlage nicht mehr zu
leugnen ist. Dann gibt es ein paar
Betroffenheitsbekundungen, die aber immer darauf
hinauslaufen: Wir haben damit ja eigentlich nichts zu
tun. Das waren andere und wir hatten ja keine Ahnung.
Da Hermann Meer jedoch zum damaligen
NRW-Führungskreis der Grünen gehörte und zudem sehr
offensiv, um nicht zu sagen missionarisch, mit dem Thema
Sex mit Kindern unterwegs war, halte ich es für
vollkommen unplausibel, dass von den Grünen, die damals
schon in verantwortlicher Position aktiv waren, niemand
gewusst haben will, dass es sich nicht um theoretische
Überlegungen und Parteitagsdiskussionen handelte,
sondern um konkretes Handeln, um einen täglich
praktizierten Lebensstil. Jeder, der Hermann Meer auch
nur ein wenig kannte, wusste, dass er und zahlreiche
Menschen in seinem Umfeld Sex mit Kindern hatten. Das
wurde entweder toleriert oder sogar ausdrücklich gut
geheißen.
Die
Welt: Eckhard Stratmann-Mertens, damals
zusammen mit Hermann Meer im Vorstand der
nordrhein-westfälischen Grünen, ist bislang der Einzige,
der unumwunden zugibt, dass er von pädophilen Handlungen
grüner Politiker wusste – und sich bis heute vorwirft,
dem nicht stärker nachgegangen zu sein.
Antwort:
Er ist nicht mehr Mitglied der Grünen und hat
daher nicht mehr so viel zu verlieren. Trotzdem Respekt
vor so viel Ehrlichkeit. Bei anderen prominenten Grünen
vermisse ich das. Stattdessen lese ich nun, dass Frau
Künast im Wahlkampf noch mit den Worten "Wir sind nicht der Ort der Täter"
auftrumpft. Das verschlägt mir die Sprache. Vielleicht
sollte irgendjemand von den Grünen mal den Mut haben,
mit einem der Opfer von damals zu sprechen. Dann käme
solcher Zynismus wahrscheinlich nicht mehr so leicht
über die Lippen.
Die
Welt: Frau Künast sagte jüngst, alles sei
nur eine "Hetzkampagne der CSU"...
Antwort:
Mein Entschluss, mit meinen Erfahrungen von
damals an die Öffentlichkeit zu gehen, hatte nicht das
Geringste damit zu tun, dass nun Wahlen anstehen. Als
die ersten Hinweise auf die pädophile Vergangenheit der
Grünen in der Presse auftauchten, merkte ich, wie
ausweichend und abwiegelnd prominente Grüne damit
umgehen.
Da war mir
klar: Wenn du da jetzt nichts zu sagst, dann kannst du
dir selbst nicht mehr in die Augen sehen. Nicht nur,
dass mir die Geschehnisse auf dem Dachsberg und meine
frühe Prägung durch teilweise krudes Gedankengut selbst
bis heute nachgehen, ich werde auch immer wieder mit dem
heutigen Leid der Opfer konfrontiert. Es wäre ein Schlag
ins Gesicht dieser Menschen, wenn das Thema nun mit
einem "im Grunde ist doch nichts passiert" ad acta
gelegt würde.
Die
Welt: Glauben Sie die pädophile Praxis auf
dem Dachsberg war damals ein Ausnahmefall?
Antwort:
Nein, das scheint mir wenig plausibel. In
mindestens fünf Landesverbänden der Grünen hatten die
Pädophilen eine so starke Stimme, dass ihre Forderungen
Eingang in Diskussionen und Beschlüsse gefunden haben.
Nun einfach anzunehmen, das seien alles nur Theoretiker
gewesen, die die Neigungen für die sie kämpften, nicht
auch im eigenen Leben auslebten, ist bestenfalls naiv
und schlimmstenfalls verlogen. Aber genau so versucht
man ja nun zu argumentieren.
Genau das
gleiche gilt im Übrigen auch für Daniel Cohn-Bendit und
andere, deren Äußerungen von damals als reine Theorie
dargestellt werden. Wer sich öffentlich für Sex mit
Kindern einsetzt, für den hat das in den meisten Fällen
auch im eigenen Leben eine praktische Bedeutung. Ich
hoffe, dass bald noch weitere Opfer den Mut finden, ihr
Leiden öffentlich zu machen. Ein offensives Interesse an
Aufklärung würde sich meines Erachtens auch darin
ausdrücken, dass die Grünen genau dazu ermutigen und
eine Stelle einrichten, die als Ansprechpartner dient.
Die
Welt: Ihre Biografie und die anderer damals
Minderjähriger wurde massiv von den Pädophilen bei den
Grünen beeinflusst. Müsste es aus Ihrer Sicht einen
Runden Tisch zur Aufklärung geben oder einen
Entschädigungsfonds?
Antwort:
Selbstverständlich müsste es beides geben,
sofern die Grünen bei sich den gleichen Maßstab anlegen,
den sie von der katholischen Kirche lautstark gefordert
haben. Dazu sehe ich derzeit aber keinerlei
Bereitschaft. Aber ich gehe davon aus, dass das kommen
muss und wird. Zum einen gab es ja die Kinder, die das
Ziel sexueller Übergriffe waren. Darüber hinaus waren da
auch junge Menschen, für die Sex mit Kindern zur
Normalität zählte und die daraufhin auch selber zu
Tätern wurden. Hier ist ein enormer Schaden bei Opfern
und Tätern entstanden. Und dieser Schaden ist
entstanden, weil Sex mit Kindern damals in grünen und
links-alternativen Kreisen akzeptiert war und als ein
Merkmal der sexuellen Befreiung propagiert wurde.
Die
Welt: Können Sie sich daran erinnern, dass
sie damals glaubten, Sex mit Kindern sei normal?
Antwort:
Ich selbst habe damals, mit 16, 17 Jahren mit
absolut naiver Freimütigkeit meinen Schulkameraden
erklärt, was ein Päderast ist, worauf so jemand steht
und dass das ansonsten ganz normale, nette Menschen
sind. Da war keinerlei Bewusstsein dafür, dass es sich
zum einen um eine Straftat handelt und dass diese
sexuellen Handlungen bei den betroffenen Kindern zu
schweren seelischen Schäden führen können.
Die
Welt: Die Grünen weisen immer nachdrücklich
darauf hin, dass die Pädophilie-Debatte in ihren eigenen
Reihen in keiner Weise mit den Fällen in der Kirche zu
vergleichen ist, weil es kein institutionalisiertes
Vorgehen gegeben habe. Sehen Sie den Unterschied ebenso?
Antwort:
Ich sehe hier sehr wohl einen Unterschied.
Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. In der
katholischen Kirche war und ist nicht streitig, dass
sexuelle Handlungen an und mit Kindern theologisch eine
Sünde und juristisch strafbar sind. Insofern handelten
die Täter gegen den ideologischen Überbau ihrer
Organisation, auch wenn dies wahrscheinlich von
Mitwissern oft ebenso gedeckt wurde, wie bei den Grünen.
Bei den Grünen und in der links-alternativen Szene
jedoch fühlten sich die Täter in Übereinstimmung mit der
innerhalb der Organisation herrschenden Ideologie und
gingen entsprechend freimütiger vor. Die Übergriffe
geschahen eben nicht heimlich und unter dem Mantel der
Verschwiegenheit irgendwo im Dunkel einer Sakristei.
Die
Welt: Das Argument der Grünen ist vor allem,
dass die Übergriffe schon rein zahlenmäßig nicht mit der
katholischen Kirche vergleichbar seien.
Antwort:
In absoluten Zahlen ist das sicher richtig.
Setzt man die Zahl der Fälle aber ins Verhältnis zur
Zahl der Mitglieder oder der Zahl der Funktionsträger,
so ergibt sich wohlmöglich ein ganz anderes Bild. Wie
genau dieses Bild aussieht, wird sich sicher erst
feststellen lassen, wenn den Opfern von damals Mut
gemacht wird, sich zu outen und das wird nur geschehen,
wenn dazu auch ein geschützter, vertrauensvoller Rahmen
geschaffen wird. Solange die Grünen als Grundtenor
verkünden, außer ein paar Parteitagsbeschlüssen, die
dann wieder kassiert wurden, war da doch nichts, erzeugt
das bei den Betroffenen das Gefühl, wenn ich mich jetzt
oute, dann steh ich womöglich auch noch als Lügner da,
wenn da "offiziell" ja nichts passiert ist.
Es gehört
schon Kraft und Mut dazu, so eine Geschichte jemand
Fremden anzuvertrauen. Die Grünen geben sich gerade jede
Mühe, diesen Mut gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Umso mehr bewundere ich meinen damaligen Mitbewohner
Matthias für seinen Mut, seine Geschichte in der Welt
ein Stück weit öffentlich zu machen.
Die
Welt: Wie beurteilen Sie bislang die Arbeit
rund um das Team von Professor Walter zur Aufklärung der
pädophilen Strömung innerhalb der Grünen?
Antwort:
Ich halte Professor Walter und sein Team für
kompetente Wissenschaftler, die sicher alle
Voraussetzungen mitbringen, diesen Aspekt grüner
Vergangenheit gründlich aufzuklären. Eine gewisse
Skepsis kann ich dennoch nicht leugnen. Zum einen, weil
es dem Team um Professor Walter auch gelingen muss, sich
von der allzu menschlichen Versuchung freizumachen, dem,
der die Musik bezahlt, auch zu spielen, was er hören
will. Grundsätzlich gibt es, glaube ich, eine Tendenz,
dass Gutachter ihrem Auftraggeber mit ihren Ergebnissen
nicht allzu sehr schaden wollen. Da wünsche ich
Professor Walter und seinen Kollegen viel Mut, sich über
derartige Reflexe hinwegzusetzen.
Zum anderen
hat mich irritiert, dass die kürzlich erfolgte
Veröffentlichung von Zwischenergebnissen den Fokus der
Diskussion von den Grünen ein Stück abgezogen hat.
Stattdessen zogen nun FDP und zuletzt auch der
Kinderschutzbund einen beträchtlichen Teil der
Aufmerksamkeit auf sich. Die neuen Erkenntnisse in
dieser Richtung sind in der Tat erschütternd. Allerdings
gehen von der Veröffentlichung dieser Erkenntnisse vor
allem zwei Wirkungen aus. Es eröffnet für grüne
Politiker die Möglichkeit zu sagen, das war alles
Zeitgeist und die anderen haben genauso viel Dreck am
stecken. Und es wird nicht hinreichend deutlich, dass
die Dimension bei den Grünen eine völlig andere war als
bei FDP oder Kinderschutzbund.
Anmerkung:
Der Interview-Partner möchte anonym bleiben, weil er
seine Familie schützen möchte. Er wuchs in den
80er-Jahren in einer Wohngemeinschaft am Niederrhein
auf, in der Sex mit Kindern zum Alltag gehörte. Der
Chef dieser Kommune war Mitglied im NRW-Landesvorstand
der Grünen. Der heute 48-jährige Lektor wohnte fünf
Jahre lang mit seiner Mutter und seinen Geschwistern
dort. Er fühlt sich als Opfer. Die Reaktion der Grünen
auf die Enthüllung sei für ihn ein weiterer Schlag ins
Gesicht.>
*****
Basel 14.10.2013: Schriftstellerin Zoë Jenny
über pädophil angehauchte "Freie Volksschule Basel"
mit "Reformpädagogik" - haben die Lehrpersonen nur
gegafft, oder haben sie es auch getrieben? - bleibt
ungeklärt
aus: Welt online: Reformpädagogik: Meine Lehrer waren
pädophile Weltverbesserer; 14.10.2013;
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article120887193/Meine-Lehrer-waren-paedophile-Weltverbesserer.html
<Von Zoë
Jenny
Lehrer
mit Latzhosen, Stirnband und "Atomkraft? Nein
danke"-Ansteckern. Doch sie sahen Kinder als
Spielzeug, eine falsch verstandene Liberalität.
Erinnerungen an die reformpädagogische Schule.
Die Freie Volksschule Basel (FVB) war
eine jener reformpädagogischen Schulen, wie sie im Zuge
der links-grünen Bewegung der Achtzigerjahre Mode waren.
Von 1982 bis 1984 war ich Schülerin der FVB. Beim
Eintritt war ich acht Jahre alt. Erfolgsdruck und Noten
gab es keine. Mehr oder weniger konnte jeder tun, was er
wollte. Spaß machte das trotzdem nicht.
So begann ein
Spaziergang im Wald zum Beispiel mit dem Hinweis, dass
wir gut hinhören sollten, denn vielleicht werde schon
bald kein einziger Vogel mehr zwitschern. Monatelang
stand das Thema Waldsterben auf der Tagesordnung. Mit
neun Jahren war ich überzeugt, dass es irgendwann, wenn
ich groß bin, auf dieser Welt keine Bäume mehr geben
wird.
Warum konnte
man uns nicht auf die Schönheiten der Natur hinweisen
und uns auf diese Weise Respekt vor der Umwelt
beibringen? Stattdessen wurde uns auf penetrant
indoktrinierende Weise eine links-grüne Ideologie
eingehämmert, nach dem Motto: Die Welt ist ein ziemlich
beschissener Ort, und wenn wir nicht alles in unserer
Macht Stehende tun, wird es noch beschissener.
"So harmlos waren sie nicht"
Aus der Sicht
der Weltverbesserer ist das Böse immer woanders. Im
Kapitalismus, in der freien Marktwirtschaft, in den
Atomkraftwerken. Ich war umzingelt von Rettern und
Augenöffnern. Die Lehrer rannten in Latzhosen und mit
Stirnbändern herum, und von überall lachte mich die rote
Sonne der "Atomkraft? Nein danke"-Anstecker an. Doch so
harmlos, wie alle aussahen, waren sie dann leider nicht.
So fand es zum
Beispiel niemand störend, dass ein Lehrer – der toll
Gitarre und Mundharmonika spielen konnte und jeden
Morgen aus vollem Halse "Kumbaya" sang – den Mädchen im
Unterricht in den langen Haaren wühlte oder auf dem
Schulausflug ins Badezimmer reinkam und uns beim
Abtrocknen half. Man war ja tolerant. Befreit von Scham.
Grenzenlos.
Am liebsten
hatte man damals die Kinder wie auf den Bildern von David Hamilton. Unbeschwert
und nackt. Die Wände in den WGs und Kommunen waren damit
tapeziert. Kinder waren allzeit zur Verfügung stehende
sexuelle Projektionsflächen. Niemand störte sich daran.
Das war der links-grüne Mainstream, der Zeitgeist, dem
weite Teile der Gesellschaft zustimmten. Im Zuge der
sexuellen Revolution wurden die Erwachsenen vor allem
von einem befreit: von ihrer Verantwortung.
"In Kommunen lebten Kinder
hochgefährlich"
Nach einem
Schulausflug kamen wir auf dem Rückweg an einem Kiosk
vorbei, ein paar Kinder wollten dort Bazooka kaufen,
Kaugummi. Der Kiosk verkaufte auch pornografische
Magazine, die Fotos waren gut sichtbar ausgehängt. Ein
paar kicherten über einen Mann, der die Hand tief im
offenen Hosenschlitz hatte. Schon waren die Lehrer im
Anmarsch und zogen uns schnell fort.
Aber sie waren
hellauf begeistert. Sie hatten neuen Unterrichtsstoff.
Zurück im Klassenzimmer, mussten wir im Kreis auf dem
Boden sitzen. Thema: Selbstbefriedigung. Jeder sollte
der Reihe nach darüber Auskunft geben, wie wir uns
selber befriedigen. Die Ältesten waren gerade mal neun
Jahre alt.
Wir wurden
genötigt, über etwas Intimes zu sprechen, das wir noch
nicht mal kannten. "Ich bohre gerne in der Nase", sagte
ein Mädchen. Ende der Diskussion. Sichtlich enttäuscht
stellten die Lehrer schließlich fest, dass wir längst
nicht so sexualisiert waren, wie sie es sich erhofft
hatten.
"Die Mehrheit der Opfer bleibt stumm"
Ist doch
interessant, mal schauen, wie sie reagieren – solche
Sätze müssen ihrem Unterricht vorausgegangen sein. Im
Vordergrund standen die Interessen und der Voyeurismus
der Erwachsenen. In den links-grünen Kommunen der
Siebziger- und Achtzigerjahre lebten Kinder
hochgefährlich. Frei fühlten sich vor allem die
Erwachsenen, die in einer falsch verstandenen
Liberalität sämtliche Grenzen überschritten.
Die Mehrheit
der Opfer bleibt stumm. Bis an ihr Lebensende. Es gehört
zur Perfidität und Gemeinheit sexuellen Missbrauchs,
dass es einer außerordentlichen Überwindung bedarf, den
Mund aufzumachen. Zu überwältigend ist der Ekel, zu groß
die Scham. Der Terror der Peiniger wirkt lebenslänglich.
Die
gefährliche Verharmlosung sexuellen Missbrauchs an
Kindern zeigt sich in der Behauptung der Grünen, solche
Fälle seien nur vereinzelt vorgekommen. Vielmehr liegt
die Vermutung nahe, dass in einer Zeit, in der sich
Pädophile frei wie nie ausleben konnten, Übergriffe
flächendeckend stattgefunden haben. Den Grünen ist es zu
verdanken, dass Umweltschutz auf politischer Ebene ein
Thema wurde.
Ein Schlag ins Gesicht der
Betroffenen
Gleichzeitig
haben sie mit ihrer Forderung, Pädophilie zu
legalisieren, einem Verbrechen Tür und Tor geöffnet. Sie
zeigten Respekt vor Bäumen, doch Kinder waren
Experimentiermaterial, Spielzeug, mit dem man machen
konnte, was man wollte. Dieser Widerspruch ist
unerträglich, ihm liegt eine fundamental verlogene
Weltsicht zugrunde. Die Masken fallen mit der kühlen
Logik, mit der ein Kartenhaus zusammenbricht.
Die erste
Aussage Jürgen Trittins, die Sache liege doch schon fast
über ein Vierteljahrhundert zurück, war ein Schlag ins
Gesicht all jener, die damals Missbrauch erleben
mussten. Für ein Opfer sexueller Gewalt dauert ein
Vierteljahrhundert vielleicht nur gefühlte fünf Minuten.
Die unerträglich dummen Sätze, die gesagt wurden, der
Umgang mit dieser Schande, sind ein Skandal für sich.
Dabei glaubt
man, alles richtig zu machen: Husch, husch – schnell ein
paar Wissenschaftler herholen, die werden es mit ihren
Studien schon richten. Die Aufarbeitung. Diese würde
aber ganz woanders anfangen. Wie wäre es mit konkreter
Reue und Opferhilfe? Das hat man nicht gelernt.
"Weltverbesserer sind vor allem
lernresistent"
Die
Vorstellung, dass man an dem Schlechten in der Welt auch
selber schuld sein könnte: Es übersteigt das geistige
Fassungsvermögen der Gutmenschen, dass sie vielleicht in
Wahrheit gar nicht so gut sind. Die Weltverbesserer sind
vor allem eines: lernresistent. Lieber zeigt man sich
empört.
Wie Claudia
Roth, die allen Ernstes zurückmaulte, dass man den über
alles erhabenen Grünen – die sich nach wie vor als
Retter der Welt verstehen – sicher nichts über Moral
erklären müsse. Klar, denn das Böse und Monströse ist ja
immer woanders. In der Psychologie nennt man das
Projektion. Im Extremfall gipfelt es in der Metapher des
Narziss, der selbstverliebt ins Wasser starrt, auf sein
Spiegelbild – und dabei ertrinkt. Die Grünen sind
geradezu besessen von ihrem Spiegelbild.
Latzhose und
Stirnband wurden gegen Hemd und Krawatte eingetauscht,
doch die Weltsicht und die selbstgefällige Arroganz sind
dieselben geblieben. Ein Vierteljahrhundert und kein
Schritt weiter. Die FVB, die Freie Volksschule Basel,
wurde nur wenige Jahre später wegen "interner Krisen"
geschlossen, das Schulgebäude abgerissen. Zwei
Jahrzehnte später, bei einem Klassentreffen, war kein
einziger Lehrer zugegen. Ratlos saß man am Tisch.
Allesamt waren sie entweder ausgewandert, verstorben
oder unauffindbar. Als hätten sie sich aus dem Staub
gemacht.>
========