Kontakt / contact     Hauptseite / page
                  principale / pagina principal / home     zurück / retour / indietro / atrás / back
<<     >>

Psychologie: Töchter und Väter - mit Literaturbeispielen

Die verschiedenen Familienkonstellationen und Rollenspiele zur Ausbildung einer ausgeglichenen Seele

1. Teil: Die Vaterfiguren als Faktor der Mädchenerziehung

Kapitel 5. Die männlichen Figuren im weiblichen Innern: Der innere Mann



5.1. Die Puella und die Vorstellung vom perversen, alten Mann
Literaturbeispiel: Film: "Der letzte Tango in Paris"

5.2. Die Amazone und der innere zornige Junge, der als "Dummling" abgetan wird
-- der Fall von Verfasserin Leonard selbst
-- Literaturbeispiel: Gebrüder Grimm: "Die goldene Gans"

5.3. Entwicklung einer positiven männlichen Figur im Innern: der Mann mit Herz
-- Fall von Leonard: drei nette männliche Einbrecher

von Michael Palomino (2004 / 2007)
Teilen:

Facebook






aus: von Linda Leonard; Kösel-Verlag, München, ohne Jahr

5. Die männlichen Figuren im weiblichen Innern: Der innere Mann

Der Vater ist für das Mädchen ein wichtiges Vorbild, denn dies ist für das Mädchen die erste Erfahrung mit dem Männlichen. Er vermittelt ihr ein wichtiges Vorbild für die Art und Weise, wie sie sich zum Mann und zu ihrer eigenen männlichen Seite verhalten wird.

Wenn die Tochter-Vater-Beziehung gestört ist, so taucht bei der Tochter in Träumen und Erfahrungen oft einen Phantasie-Mann: der "perverse alte Mann". Bei den Amazonen, die nie einen normalen Vater gekannt haben, taucht in den Träumen und Erfahrungen die Gestalt des "zornigen Jungen" auf.

Die so entstehende Puella verleugnet ihre Stärke, verfällt somit dem mächtigen, autoritären Männlichen [weil sie geliebt werden will bzw. am Vater wachsen will mit dem Wunsch, dass der Vater normal werden soll]. Es findet eine Perversion der Macht statt und es entwickelt sich ein innerer Richter.

Die Amazone entwickelt eine absolute Kontrollsucht, und gleichzeitig will der zornige, rebellische Jüngling diese Kontrolle durchbrechen.

Voraussetzung zur Heilung von Puella und Amazone ist ein besseres Verhältnis zum inneren und äusseren Männlichen zu gewinnen. Die Betroffene muss sich diesen Figuren in ihrem Inneren stellen. Sie muss sich ihrer eigenen Wirkung auf das innere männliche Element und auf die Männer bewusst werden. Nur wenn sich die Betroffenen diesen Wirkungen stellen, kann sich eine neue und schöpferische Beziehung zum Männlichen herausbilden.


5.1. Die Puella und die Vorstellung vom perversen, alten Mann

Die Puella-Therapiepatientinnen haben oft ein negatives Selbstverständnis, eine Mutlosigkeit. Bei diesen als ewiges Mädchen gefangenen Frauen tritt oft ein Traumbild von perversen und sadistischen alten Mann auf.

Traumschema: Verfolgt-Sein und erste Gegenwehr
Das junge, unschuldige Mädchen wird von einem sexuell perversen, alten Mann verfolgt. Er wartet auf den Augenblick, wo er sie packen kann, und zwar dann, wenn sie lange Kleider trägt, also dann, wenn sie im Begriff ist, Frau zu werden. In diesem Moment will er sie umbringen. Die Freundin des Mädchens warnt sie vor dem Mann. Der Mord scheitert. Der Mann wird wütend, stürzt sich auf sie. Das Mädchen tritt ihm in die Eier. Der Mann taumelt, wird noch wütender, will sie mit Schmutzwasser übergiessen. Das Mädchen wird schneller, fasst den Eimer, überschüttet den Mann mit dem Wasser. Leonard: "Dies ist eine Aufgabe, die in den Märchen vier verschiedener Sprachen vorkommt."

Der Schritt zum Erwachsenwerden der Puella: Überwinden des alten Vaterbildes
Im Moment des Schrittes zum Erwachsenwerden kommt es zur bewussten Konfrontation mit dieser Figur, die die Frau beherrschen muss. Die Puella aber ist verbunden mit einer krankhaften Manifestation der starren, autoritären Seite des Männlichen: Ein weiser, alter Mann, der krank und ekelhaft geworden ist, weil sie vernachlässigt wurde. Die Vernachlässigung stammt aus der verwundeten Vaterbeziehung. der Vater war in der Tochtererziehung nicht da, erfüllte seine Funktion als Vater nicht (Eros wie Logos).

Wenn das Vater-Prinzip fehlt (innere Autorität, Geist), so wird dem Bild des perversen, alten Mannes mehr Raum zum Auftreten gegeben. Aus der Erfahrung der Analyse ist bekannt: Wenn ein Potential in der Psyche brachliegt, besteht die Gefahr der Pervertierung, denn mit dem Potential wird nicht experimentiert und erforscht, keine Erfahrung.

Faktor Umwelt kann fehlenden Vater kompensieren oder die Situation verschlimmern

Die erwachsene Puella ohne positive Vater-Erfahrung ist angewiesen auf das, was sie von ihrer Mutter und ihren Verwandten hört, ist angewiesen auf kulturelle Eindrücke und Werte für ihre Phantasie, denn die Wirklichkeit hat sie nie als Kind erfahren.

Wenn kein Vater-Vorbild vorhanden ist, dann ist oft auch keine Vater-Präsenz vorhanden und die Mutter ist dann oft verbittert oder zynisch über die Männer. Die Tochter ist zweifachem negativem Einfluss ausgesetzt, ohne Vater-Vorbild und dazu wächst sie noch mit derselben negativen Anschauung gegenüber Männern auf, die die Mutter ihr vorlebt. Es entsteht in der Vorstellung und Phantasie der Tochter ein völlig verzerrtes Verhältnis zum inneren männlichen Element und zu anderen Männern.

Die Puella landet im Sadomasochismus, um geliebt zu werden
Wenn das Vaterbild verletzt ist, dann wird auch das Bild vom Mann generell verletzt. Das Misstrauen dominiert das Männerbild der Betroffenen.

[Der schlechte oder abwesende Vater muss dann auch meist noch lange als Ausrede herhalten, dass die Betroffene so und so empfinde etc. ].

Gleichzeitig hat die Puella aber auch ihre eigene Macht an die Männer abgegeben, ist abhängig von deren Urteil und richtet ihr Leben an den Männern aus. Die Amazone dagegen hat den Kampf aufgenommen und sieht die Männer schwach, unterlegen, machtlos, Männer gelten wenig oder gar nichts, denn sie ist die Selbständige.

Die Puella entwickelt mit ihrer Verhaltensweise, sich am Urteil der Männer zu orientieren, ein sadomasochistisches Syndrom. Es bleibt fast nichts für sie übrig, das sie selbst gemäss ihrem eigenen Willen gestalten kann.

Die Struktur des Unbewussten der Puella: vernachlässigt - Selbstzweifel - Versagen
Die Puella sieht sich selbst vielleicht als "Prinzessin auf der Erbse", hält sich für alles zu gut. Sie entwickelt ein Bewusstsein wie ein Aschenputtel, vernachlässigt und ausgenützt. Die innere Stimme ist bei der Puella die des inneren sadistischen Mannes. Die Stimme behauptet, dass sie nichts tauge, dass sie nie etwas leisten werde, dass sie unwürdig sei, geliebt zu werden. Wenn es so ist, dann "versagt" sie tatsächlich in der äusseren Welt. Die Puella muss mit dem pervertierten alten Mann fertig werden, der ihr Potential angreift. vorher ist kein schöpferischer Schaffensprozess möglich.

Beziehungen der Puella mit Vaterfiguren - die Puella verrät sich selbst
Die Puella strebt unbedingt nach einer Vaterfigur, da keine echte Vaterbeziehung da war. Zuerst folgt eine sexuelle Gehemmtheit in der Beziehung, da Sex mit dem Vater nicht erlaubt ist. Dann schläft sie aber bald mit jedem, weil sie einem Mann nie "nein" sagen kann, oft aber nur widerwillig. Meistens sind es verheiratete Männer, mit denen sie Sex hat. Der Sex kompensiert das Bedürfnis nach Liebe und Bindung, die der Vater nie gegeben hat. Der Sex kommt nicht aus dem Zentrum des femininen Eros, sondern ist nur Kompensation.

Die Betroffene entwickelt ein Gefühl des Selbstverrats. Im Innersten bleibt aber das Misstrauen gegenüber den Männern. Sie hat nie das Vertrauen, die wirklichen Gefühle mitzuteilen.

Die Stimme des perversen, alten Mannes sagt, sie könne nur Beziehungen durch sexuelle Kontakte haben. Dies untergräbt ihr Selbstvertrauen nur noch mehr. In Wahrheit bleibt sie von einer echten Beziehung und vom Eros abgeschnitten wie früher in ihrer Naivität und Unschuld, wo sie als Mädchen hat ohne Vater bleiben müssen.

Erst die Naivität und Unschuld, ohne Vater in der Familie aufzuwachsen, gibt dem alten Mann in ihrem Innern Raum.

Kindsmisshandlungen
Sexueller Missbrauch und Vergewaltigung von Seiten älterer Männer geht bei den Opfern ins Selbstbewusstsein über, das ernsthaft beschädigt wird und nur therapeutisch behoben werden kann. Tief im seelischen Innern findet man den perversen alten Mann, einen quälenden, negativen Animus, der den Missbrauch fortsetzt.


Die Psyche von Prostituierten
Häufig sind die Frauen früher vom Vater brutal zurückgewiesen worden.

Erste mögliche Entwicklung: Prostituierte aus Hass: Die Tochter entwickelt einen Hass auf den Vater, und ist so im Hass gefangen, dass sie den Hass auf alle Männer ausdehnt und sich ihnen verkauft.

oder
zweite mögliche Entwicklung: Prostituierte aus Liebesdurst: In der Kindheit wurde die Frau abgelehnt und hat nun ein massloses Bedürfnis nach Liebe. Die Bedürfnisse sind aber so unersättlich, dass alle Liebhaber versagen. Die Betroffene lehnt alle Liebhaber ab und optimiert ihr Bedürfnis in der Prostitution. Dieses letztere Muster kommt auch bei der scheinbar glücklichen Hausfrau bzw. bei der flotten, lebenslustigen, jungen Frau vor.


Regel: Unschuld entwickelt Perversion
Die "Unschuld" ist immer Voraussetzung zur Entwicklung von Perversion im seelischen Bereich, der ohne Erfahrung und Experiment brach liegt.


Literaturbeispiel: Film: "Der letzte Tango in Paris"
Der Film zeigt die integrale Beziehung zwischen einem sadistischen alten Mann und einer masochistischen jungen Frau im Extrem. Ein älterer, kaputter, deprimierter Mann sucht eine Wohnung, begegnet einer munteren, jungen Frau, und die Beziehung wird sofort sexuell. Der Mann behauptet, sie seien füreinander nur Sexualobjekte, sie solle keine Fragen stellen, nicht einmal die Namen solle man voneinander wissen. Das Mädchen will etwas über ihn wissen, akzeptiert dann aber alle Bedingungen des Mannes. In der Beziehung wird die Frau dann hörig, fügt sich demütigenden und erniedrigenden sexuellen Handlungen.

Dann aber verliebt sich der Mann eines Tages, wünscht eine persönliche Beziehung. Jetzt besteht das Mädchen auf der Unpersönlichkeit des Verhältnisses. Das Mädchen gewinnt so die Kontrolle über ihn. Der Mann bedrängt sie, will endlich ihren Namen wissen, aber das Mädchen verweigert den Namen. Schliesslich kommt es beim Mädchen zur hysterischen Selbstverteidigung: Sie erschiesst ihn.

Sie versucht, ihre Tat mit Unschuld und Ahnungslosigkeit zu rechtfertigen und damit, dass sie seinen Namen nicht kannte.

Bilanz: ein sadistischer Mann - ein masochistisches Mädchen. Am Ende ist das Mädchen auch sadistisch, bis zum Todschlag. Es zeigt sich die Kehrseite der Unterwerfung unter die Männer: Die Puella misstraut den Männern, bis zu Hassgefühlen [die Puella wird zur Amazone].

Die Rettung der Puella vor der Gestalt des perversen alten Mannes
Die Puella muss den perversen, alten Mann identifizieren. Nur mit der Kenntnis des Namens kann die Puella den Klauen der perversen Figur entzogen werden. Der Weg zum Herausfinden des Namens:
-- erster Weg: Träume: Offenbarung der Gestalten unseres Innern
-- zweiter Weg: Verstehenlernen der Projektionen auf andere Menschen
-- dritter Weg: Selbsterkennung durch Märchen, Mythen, Literatur, Filme
-- vierter Weg: "aktive Imagination": Die Puella soll mit der inneren Gestalt einen aktiven Dialog führen. In der Folge wandelt sich die alte, perverse Gestalt.


Folgerung:
Die Puella darf den perversen, alten Mann in ihr nicht vernachlässigen, sonst verharrt sie in der Position der Hilflosigkeit und Wehrlosigkeit, [wie sie selbst als Kind vernachlässigt wurde].

Je mehr die Puella die Figur des perversen, alten Mannes vernachlässigt und ihn verdrängt, desto mehr schadet er ihr.


Vernachlässigung [Verdrängung] von Töchtern durch Väter und die Folgen: Übersicht
-- Entstehung einer Amazonen-Höhenfliegerin, die eine liebende Seite gar nicht kennt
-- Entstehen eines Püppchen, die nie geliebt worden ist, weil der Vater und die Liebhaber ein allzu idealistisches Bild auf sie projiziert haben
-- Rebellion gegen die Vernachlässigung: Flucht in Drogen, Alkohol und Sex, keine Grenzen mehr betreffs Körper und Gefühlsleben
-- Entstehen eines Mädchen aus Glas: Rückzug in die Phantasiewelt mit eventuell zerbrechlichen Spielfiguren, was von der Umwelt belächelt wird
-- Entstehen einer inneren Stimme eines alten Mannes, weil das Phantasiepotential ohne Erfahrung brachliegt, die Frau will der inneren Stimme des alten Mannes davonlaufen, nützt aber nichts, denn die Stimme folgt überall hin, nur mit der Konfrontation kann die innere Stimme des alten Mannes unter Kontrolle und verwandelt werden.


Der Kampf mit dem Bild des alten, perversen Mannes
Das Risiko, einen Kampf einzugehen, kann zur Entdeckung neuer Stärken führen. Beispiel im Traum: Das Mädchen bewirft den Mann mit Schmutzwasser. Die Frau muss entdecken, dass in der Perversion eine verborgene Möglichkeit liegt, verborgene Werte liegen. Also: Durch den Kampf kommt es zur Erkenntnis, warum die Vaterfigur versagte. Erst durch den Kampf [erst durch die Beschäftigung] mit den Figuren können die Hintergründe des Wesens des Vaters ergründet werden.


5.2. Die Amazone und der innere zornige Junge, der als "Dummling" abgetan wird

Der Panzer, den sich die Amazone gegen jede Sensibilität zugelegt hat, kann eine unheimliche Bürde sein. Die Betroffene zwingt sich selbst zu Leistung, Pflicht, Märtyrertum und zu kämpferischem Geist.

Die Umwelt um sie herum meint, die Amazone habe eine verehrungswürdige Stellung inne, denn
-- sie arbeitet, leidet, verleugnet ihre eigenen Impulse um eines würdigen Zieles Willen,
-- sie sei verantwortungsbewusst, rechtschaffen, , trägt die ganze Welt auf ihren Schultern etc.

Mit der Zeit werden die Schultern und der Rücken aber müde und brechen manchmal zusammen. Der Panzer bekommt Sprünge.

Gleichzeitig findet sich tief in der Psyche ein sensibler, rebellischer und zorniger Junge, zornig, weil er schwach und vernachlässigt ist. Die Betroffene verdrängt diese innere Figur und tut ihn als "Dummling" ab. Es ist das Ich der Betroffenen, das sich für die Anpassung an das Starke, an das Männliche entschieden hat, aus Trotz.

Der Fall von Verfasserin Leonard selbst
Sie hatte die Auffassung, dass kein Unterschied zwischen Mann und Frau bestehe. Viele Gefühle und Vorstellungen widersprachen ihren Vorstellungen. In der Folge fühlte sie sich schuldig und unterdrückte ihre Gefühle. In der Ehe konzentrierten sich beide auf ihre Arbeit. Im Traumerlebnis kam ein rothaariger, zwölfjähriger Junge, bewarf sie mit Steinen, war offensichtlich zornig, wollte Aufmerksamkeit erregen. In der Folge kam die Analyse.

Positive Eigenschaften der Amazone:
-- Selbstvertrauen
-- Durchsetzungsvermögen
-- Errungenschaften.

Es besteht aber die Gefahr der Erschöpfung bis zur Sinnlosigkeit der Arbeit. Spass, Spiel und Spontaneität gehen dadurch im Leben verloren. Die Betroffene lebt zu starr und zu ernsthaft. Die spielerische, jugendhafte Seite verbirgt sich dann in der Gestalt des zornigen und rebellischen Jungen.

Schon im Kindesalter verliert das Mädchen durch die Enttäuschung, durch die Unzuverlässigkeit, durch Sorge oder Scham im Verhältnis zum Vater die jungenhafte, spielerische Seite. Als Erwachsene häufen sich die schlechten Erfahrungen mit Männern. Die Amazone versagt selbst, wie der Vater vor ihr, obwohl sie besser sein will als er.

Die Identifikation mit dem Männlichen gelingt nur in Teilbereichen: Nüchternheit, Seriosität, Stärke, Macht, Tüchtigkeit, Leistungsfähigkeit, Pflichtbewusstsein, Verantwortungsbewusstsein. Die ganze spielerische, spontane, phantasievolle und unterhaltende jugendliche Seite wird vernachlässigt und entwertet. Es ist kein Wunder: Der innere Junge wird dann böse und gemein.

Auswirkungen des inneren bösen Jungen
-- Verfehlungen bei Kollektivarbeiten, obwohl man krankhaft versucht, alles richtig zu machen
-- Körpersymptome: Magengeschwüre, Kolitis (Dickdarmentzündung), Kopfschmerzen, schmerzender, verspannter Rücken und Nacken
-- Depressionen.

Auswirkungen des amazonenhaften Perfektionismus
Provokation von Mitmenschen dadurch, dass die Amazone alles richtig macht bzw. richtig machen will: Diejenige Person, die alles richtig macht, wird als lächerlich dargestellt.

Die Figur des inneren Dummlings
Für die Amazone sind alle Männer Dummlinge. Aber in den Märchen ist es gerade der Dummling, der die Aufgaben löst. Der Dummling hat die Funktion, die Amazone versagen zu lassen, so dass sie den Weg zu sich selbst findet.

Dummlinge in Dummling-Filmen sind liebenswerte Gestalten, sind "Helden", z.B. Charlie Chaplin, Buster Keaton, Peter Sellers, Dick und Doof. Sie geben Beispiel, die Erfolgsorientiertheit des Ich aufzugeben. Dadurch wird es dem kreativen Element ermöglicht hervorzutreten. So bieten uns die Dummlinge immer einen Weg.

Merkmale des Dummlings im Märchen
-- der Dummling weiss, was er kann und was nicht
-- bei unmöglichen Aufgaben setzt er sich hin und weint und verweigert die Bewährungsprobe
-- der Dummling schämt sich nicht seiner Schwäche und Verletzlichkeit
-- der Dummling vertraut auf Hilfe und kann warten
-- der Dummling hat ein gutes Herz und teilt seinen Besitz
-- die Tiere sind seine Freunde, er hilft den Tieren, oder die Tiere helfen ihm
er ist immer der jüngste Bruder, der von den älteren verächtlich behandelt wird
-- er verteidigt sich nie, er sagt einfach nichts und wartet schweigend ab
-- er macht auch ohne Kontrolle keinen Unsinn, der anderen schaden könnte
-- er folgt dem Lebensstrom, ist offen und empfänglich, ist unbekannten und neuen Dingen gegenüber offen
-- er kann werten und braucht die Dinge nicht voranzutreiben
-- er hat keine Angst, als Narr abgestempelt zu werden. In der Folge handelt er immer in vollem Vertrauen.


Literaturbeispiel: Märchen der Gebrüder Grimm: "Die goldene Gans"
Der Dummling ist der jüngste von drei Söhnen, verachtet, verspottet, zurückgesetzt. Die grösseren Brüder richten sich nach den Plänen ihres Ichs. Der grösste Bruder ist am Holzhauen und hat im Proviant Eierkuchen und Wein. Da kommt ein altes graues Männlein und fragt ihn um etwas zu Essen. Der grösste Bruder verweigert. Folge: Er schneidet sich in den Arm. Der zweite Sohn verweigert auch. Folge: Er schneidet sich ins Bein.

Der Vater ist verzweifelt, denn er meint, niemand würde ihm mehr Holz hausen. Da will der Dummling das Holz hauen. Der Vater traut es ihm aber nicht zu. Der Vater gibt dem Dummling nur einen Aschekuchen und saures Bier mit. Da klopft das alte, graue Männlein auch beim Dummling um etwas zu Essen an. Der Dummling teilt mit dem Männlein. Folge: Der Proviant hat sich in Eierkuchen und Wein verwandelt. Und das Männlein verspricht dem Dummling Glück.

Der Dummling haut einen weiteren Baum um, und findet in seiner Wurzel eine Gans mit goldenen Federn. Auf dem Heimweg wollen viele Leute vom Dummling eine goldene Feder, aber alle bleiben sie an der Gans kleben, es bildet sich eine lange Schlange. Der Dummling geht seinen Weg, kommt in die Stadt.

Der König der Stadt hat eine Tochter, die so ernsthaft ist, dass niemand sie zum Lachen bringen kann. Der König macht ein Gesetz: Derjenige, der die Tochter zum Lachen bringen kann, bekommt sie zur Frau und erbt das Königreich. Der Dummling präsentiert sich mit der Gans und der daran klebenden Menschenkette beim König. Die Prinzessin lacht über dieses Schauspiel. Der Dummling fordert die Braut. Da stellt der König zusätzliche Bedingungen:
-- der Dummling soll einen Mann herbringen, der einen Keller Wein austrinken kann
-- der Dummling soll einen Mann herbringen, der einen Berg Brot aufessen kann
-- der Dummling soll ein Schiff herbringen, das zu Lande und zu Wasser fahren kann.

Nun hilft das alte, graue Männlein wieder. So kommt es zur Heirat zwischen Dummling und Königstochter. Der Dummling ist am Ende der König über alle.

Deutung:
Die Tochter des Königs steckt in einem Amazonenpanzer, ist total ernsthaft. Die zwei älteren Brüder sind vernünftig, zielstrebig, haben aber die Leistung überbetont, sonst hätten sie etwas vom Proviant abgegeben und nicht gemeint, sie würden alles selber brauchen, um optimale Arbeit zu erzielen. folge des Ehrgeizes der beiden Brüder: Verletzung und Schaden.

Der Dummling zeigt, dass das Nicht-Besitzergreifen ihm den Zugang zum Schatz eröffnet. Die Gans gilt allgemein als dummes Geschöpf, hat aber goldene Federn. Botschaft: Auch in der Dummheit steckt "Gold". Dieses Gold entzieht sich der Kontrolle des Ich und der Besitzgier. Folglich bleiben alle, die willentlich nach den goldenen Federn greifen, an der Gans kleben. Die Masse der Ehrgeizigen wirkt lächerlich. Nicht der Dummling, sondern die Leute mit berechnender Handlung sind die Geprellten.

Das Schauspiel mit der goldenen Gans und der Masse daran klebender gieriger Menschen hintendran lässt den Panzer der Amazone schmelzen. Sie muss den Wert der Dummheit einsehen, muss lachen können über die Einstellung, zu besitzen und zu kontrollieren. Der Dummling führt ihr hundertfach den Spiegel vor. Dieser Spiegel sprengt den Amazonenpanzer..

Warum ist die Tochter des Königs eine Amazone geworden? Wegen dem abweisenden Charakter des Vaters: Er ist nie zufrieden. Er weist den Dummling auch dann noch ab, obwohl er die Tochter zum Lachen gebracht hat.

Funktion der Aufgaben des Königs: Die Aufgaben und deren Erfüllung wirken auf die Tochter nochmals grenzenlos auflockernd. Der Panzer wird völlig aufgelöst, die unterhaltsame, geniesserische, jugendliche Seite kommt hervor. Dies hilft der Amazone, empfänglicher zu sein und loszulassen.

Das Männlein im Wald ist eine weise, alte, männliche Gestalt des Unbewussten. Dieses Unbewusste hilft dem Dummling immer, der wiederum der Amazone zur Befreiung vom Panzer Hilfe leistet.


5.3. Entwicklung einer positiven männlichen Figur im Innern: Der Mann mit Herz

Die Amazone in der Therapie muss ihre Extreme erkennen - neue Träume vom netten Einbrecher
-- die Amazone muss den Krieger in ihr erkennen: So ist sie nach aussen
-- die Amazone muss den Dummling erkennen: ihre Sichtweise zu Männern
-- dann taucht ein neues männliches Bild im Traum und in der Phantasie auf, er erscheint zuerst ein Eindringling, ein Fremder, der ins Haus der Frau einbricht.

Fall von Leonard: Drei nette männliche Einbrecher
Sie träumte dreimal vom Eindringling:
-- der erste brachte eine Katze und einen Hund mit
-- der zweite nahm sie zum Schwimmen an einen Bergsee mit
-- der dritte schmückte ihr neues Zimmer mit Teppichen mit Blumen- und Vogelmustern.

Die drei Eindringlinge vermittelten Herz, ein Gefühl von strahlender Wärme.

Die Autorin bekam ein neues Lebensgefühl: "Jetzt hatte ich eine männliche Figur in meinem Inneren, die mich als Frau gern hatte."

sie muss nicht mehr die unschuldige, liebe Tochter oder die übertüchtige Superfrau sein. Das Männliche ist nicht mehr auf Sohn und Vater beschränkt. Die innere Loslösung von der Familie hat begonnen.

Die Entwicklung der positiven männlichen Gestalt bei intakter Vaterbeziehung: der "Seelengefährte"

wenn eine gesunde Beziehung zum Vater existiert, kommt die Vorstellung einer positiven, inneren, männlichen Gestalt von allein. Diese innere, männliche Gestalt
-- ist fürsorglich, warmherzig, stark
-- hat keine Angst vor dem Zorn, hat keine Angst vor Intimität und Liebe
-- sieht den Wesenskern, hat Geduld
-- hat gleichzeitig auch Initiative und stellt sich den Dingen, ist stabil und ausdauernd, stabil, weil die Figur mit dem Sturm des Lebens schwimmt und im Augenblick lebt
-- ist ein erdhafter Mensch, hat Instinkt und ist sexy
-- ist schöpferisch, naturliebend, kinderliebend, geniessend, liebt Schönheit, Kunst, das Wort und die Musik
-- ist der Seelengefährte, der innere Freund und Liebhaber, der eine Frau auf der Reise und auf dem Abenteuer des Lebens begleitet.

<<     >>

Teilen:

Facebook








^